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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Gewissens prompt.
    Riona achtete weder auf diese Stimme noch auf Lady Joscelind und die anderen Damen, die gerade in der Burghalle beim Kamin saßen. Sie hielten im Gespräch inne und schauten verdutzt, als sie mit langen Schritten vorbeiging, entschlossen, ihren Onkel ausfindig zu machen und unverzüglich aus Dunkeathe zu verschwinden.
    Einige der Damen beschäftigten sich mit Handarbeiten, während Lady Joscelind gelangweilt auf einer Leier klimperte. Lady Catherine und Lady Elizabeth waren natürlich nicht zugegen. Die waren bereits so klug gewesen und abgereist. Was die restlichen Bewerberinnen anging: Mochte Sir Nicholas sich getrost eine aussuchen und sich zum Teufel scheren!
    Da plötzlich bemerkte sie Eleanor, die am Rande des Grüppchens saß und sie gleichfalls entgeistert anschaute. Riona war klar, dass sie jetzt nicht Halt machen und ihrer Freundin eine Erklärung geben konnte, jedenfalls noch nicht, und sie bedauerte auch, dass es nun galt, voneinander Abschied zu nehmen. Eleanor würde ihr fehlen, und sie war überzeugt, dass auch Onkel Fergus seiner Fredella nur ungern Lebewohl sagen würde. Aber ein längeres Verweilen hier war ausgeschlossen!
    Als sie in den Burghof trat, war von ihrem Onkel noch immer keine Spur zu sehen. Möglicherweise war er ins Dorf gegangen oder hinaus zu den Gehöften, um nach weiteren Musterschafen Ausschau zu halten!
    Also setzte sie ihren Weg fort bis zur Torhalle der inneren Burgmauer, wo sie die beiden dort postierten Angelsachsen ansprach, dieselben Wachen, von denen sie an jenem ersten Tage so unverschämt behandelt worden war.
    Der Stämmigere des Duos ließ seine behandschuhte Rechte nervös am Schaft seines Speeres auf und nieder fahren. Seine Wangen röteten sich. “Habt Dank, Mylady, dass Ihr uns nicht bei Sir Nicholas angeschwärzt habt! Wegen neulich am Tor, wisst Ihr, am Tag der Sommersonnenwende! Wir danken Euch vielmals!”
    “Wenn wir gewusst hätten”, fügte der andere eifrig hinzu, “wer Ihr seid …”
    Weder war sie in der Stimmung, diese angelsächsischen Rüpel einfach davonkommen zu lassen, noch willens, deren Lehnsherrn als ehrenhaften Ritter zu betrachten. “Noch nicht, wohlgemerkt! Melden kann ich’s immer noch!”
    Der mondgesichtige Dicke machte große Augen, während der Dünne erbleichte. “W…war ‘n Versehen …”, stammelte er. “Soll nicht wieder vorkommen!”
    “Nächstes Mal denkt ihr gefälligst nach, bevor ihr anreisende Gäste auf solch dreiste Weise belästigt! Höre ich noch ein einziges Mal von solchem Betragen, werde ich Sir Nicholas auf der Stelle Meldung erstatten!”
    Das würde sie selbstverständlich nicht, denn sie würde ja Dunkeathe unverzüglich verlassen. Später, nach ihrer Abreise, würden die beiden Wachen möglicherweise über sie schimpfen, weil sie sich von ihr hatten ins Bockshorn jagen lassen. Aber das war ihr in diesem Augenblick gleichgültig. “Habt ihr meinen Onkel gesehen?”
    “Jawohl, Mylady! Ist ins Dorf gegangen!”
    Sie bedankte sich mit einem Kopfnicken und eilte dann durch die Vorburg, vorbei an Zelten und Grüppchen von Männern, die Dame spielten oder würfelten. Einige reinigten ihre Waffen, andere grölten eine ausgelassene Ballade über ein Bett und zahlreiche Frauenzimmer. Offenbar hatten die Grobiane ebenso wenig Achtung vor einer Frau wie Sir Nicholas und steckten wahrscheinlich wie er voller niederer, animalischer Instinkte!
    Sie ging weiter, bis sie zum Marktplatz gelangte. Dort musterte sie die Leute, die von einem Verkaufstand zum anderen bummelten und sich die feilgebotenen Waren ansahen.
    Onkel Fergus war nirgends zu entdecken. Riona schlenderte über den Markt, umging allerdings den immer noch auf dem Schandstuhl hockenden Bogenschützen. Sie passierte die Dorfschenke, die anscheinend voller fröhlicher Zecher war, dann den Laden des Kerzenmachers, die Backstube, den Wollhändler und etliche andere Kaufleute, bis sie beschloss, dass es besser wäre, in der Burg auf die Rückkehr ihres Onkels zu warten. In der Zwischenzeit konnte sie schon ihre Bündel schnüren, um sich dann ohne Verzug bei Tagesanbruch auf den Heimweg zu machen.
    Auf dem Rückmarsch fiel ihr Blick zufällig in die Gasse, die zwischen der Bäckerei und der Metzgerei lag. Dort stand ein Paar in inniger Umarmung, zwei Menschen, die miteinander flüsterten und sich liebkosten wie zwei junge Verliebte.
    Ihr Onkel und Fredella!
    Peinlich berührt, als habe man sie beim heimlichen Zuschauen erwischt, zuckte Riona

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