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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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womöglich tue ich’s gar!”
    Nach Luft ringend, starrte sie zu ihm auf. Sein Gesicht war zur Fratze verzerrt.
    “Wenn du nicht spurst, Eleanor, scheuche ich dich ins Konvent, und zwar in das entlegenste, das ich finden kann! Ich sage den Nonnen, du seiest ein buhlerisches, unzüchtiges Frauenzimmer und müsstest streng hinter Schloss und Riegel gehalten werden. Bei Gott, ich werde denen raten, dich in deine Zelle einzumauern, um dich von den Kerlen fern zu halten. Glaube ja nicht, ich spaße nur!”
    Die Hand an der schmerzenden Kehle und überzeugt, dass es ihm bitterernst war mit seiner Drohung, brach Eleanor in Tränen aus. Schon stellte sie sich vor, dass sie den Rest ihrer Tage in klösterlicher Kerkerhaft verbringen müsse.
    “Ich gelobe ja Besserung”, schluchzte sie stoßweise keuchend, außer Stande, ihrem Cousin ins grausame Gesicht zu sehen. “Ich will versuchen, mit ihm zu sprechen, ihn zu überreden, mich zur Gattin zu nehmen. Aber wenn es mir misslingt … wenn er eine andere erwählt …” Sie glitt vom Bett und sank vor Percival auf die Knie, die Hände inständig gefaltet. “Bitte, schicke mich nicht ins Kloster. Bitte! Das überlebe ich nicht.”
    Er stierte sie nur umso wütender an. “Dann sieh zu, dass er dich nimmt, du dumme Kuh!”
    Damit wankte er zur Kammer hinaus und schmetterte die Tür hinter sich zu. In Tränen aufgelöst, blieb Eleanor auf dem Fußboden zurück.

8. KAPITEL
    W ährend die Dienerschaft begann, die Reste des Abendessens abzutragen, wandte Lord Chesleigh sich an den Gastgeber. Mit dem breiten Lächeln auf seinem Gesicht erinnerte er Nicholas an eine Kröte.
    Inzwischen bereute er es, dass er die verbliebenen Herren eingeladen hatte, während der einzelnen Mahlzeiten der Reihe nach an der Ehrentafel des Hausherrn Platz zu nehmen. Bislang war es ihm vergönnt gewesen, sein Mahl relativ entspannt einzunehmen und dabei die im Saale tafelnden Gäste in Ruhe zu beobachten. Nunmehr hatte er mit Lord Chesleigh einen geschwätzigen Prahlhans zur Linken, derweilen die Tochter, zum Glück nicht so mitteilsam wie ihr Vater, auf dem Ehrenplatz zu seiner Rechten saß.
    “Nach einem solch erlesenen Genuss, Mylord – was haltet Ihr da von einem Tänzchen?”, schlug Chesleigh vor.
    Ehe er antwortete, musste Nicholas es sich bewusst verkneifen, inmitten seiner Gästeschar erneut nach Lady Riona Ausschau zu halten. War sie wohl doch noch erschienen? Er konnte sich denken, warum sie der Halle ferngeblieben war, zumal ihr Onkel ebenfalls durch Abwesenheit glänzte. Vermutlich schnürten sie ihre Bündel, entschlossen, am Morgen abzureisen. Und später würden sie höchstwahrscheinlich sämtlichen schottischen Bekannten vom lasterhaften, zügellosen Sir Nicholas erzählen, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, die Ehre einer tugendhaften Dame zu besudeln.
    Dahin die leise Hoffnung, er könne eventuell doch in diesem Land akzeptiert werden! Zwar war es bloß ein vager Hoffnungsschimmer gewesen, den er aber gehegt hatte, besonders seit er sich mit der Eheschließung zwischen seiner Schwester und Adair Mac Taran abgefunden hatte.
    “Ein ausgezeichneter Vorschlag!”, lobte er seinen adligen Tischnachbarn, obwohl er insgeheim befürchtete, sich lächerlich zu machen. “Und Ihr, Lady Joscelind?”, fragte er höflich die Tischdame zu seiner Rechten. “Möchtet Ihr gern tanzen?”
    “Es wäre mir ein Vergnügen, Mylord!”, antwortete sie, die Augen züchtig niedergeschlagen, die Stimme dermaßen leise, dass er sie kaum verstand.
    Glaubte sie etwa allen Ernstes, er könne vergessen, in welch herrischem Ton sie ihm im Burghof befohlen hatte, ihr Gepäck abzuladen? Möglicherweise meinte sie wohl, ihre Schönheit sowie der Reichtum und der Einfluss ihres Vaters würden genügen, ihn darüber hinwegsehen zu lassen!
    Vielleicht, so fuhr es ihm durch den Sinn, solltest du ihr Verhalten nicht auf die Goldwaage legen, denn eine solche Braut wäre wahrlich Entschädigung genug!
    “Doch möchte ich mich zunächst etwas frisch machen”, bat sie. “Falls Ihr es gestattet!”
    “Aber gewiss! Ich werde in der Zwischenzeit voller Ungeduld auf Eure Rückkehr warten!”
    Lady Joscelind erhob sich anmutsvoll, warf einen Blick durch den Saal und gab ihrer Zofe mit einem stummen Wink zu verstehen, sie zu begleiten.
    Nicholas folgte ihrer Blickrichtung und überflog ein weiteres Mal die Gästeschar. Die hohen Herrschaften wirkten gesättigt und rundum zufrieden, zumal etliche der männlichen

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