Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
Vom Netzwerk:
tief Luft. Also würde sie Nicholas doch allein gegenübertreten müssen. Nun, sei’s drum!
    Im Sauseschritt eilte sie zu den angelsächsischen Posten, die an der Torhalle zwischen Haupt- und Vorburg Wache hielten. “Habt Ihr Sir Nicholas gesehen?”
    “Jawohl, Mylady!”, meldete einer dienstbeflissen. “Er befindet sich im Wirtschaftshof, mit den anderen der Besatzung.”
    “Ich danke Euch.”
    Jenseits der Torhalle angelangt, vernahm sie auch schon den Lärm von Männern beim Waffendienst. Offenbar stammte der Radau vom hintersten Winkel der Vorburg, fernab des Lagers jener Eskorten, die mit den Gästen eingetroffen waren.
    Ihre Schritte beschleunigend, eilte Riona weiter, bis sie um eine Ecke bog. Ihrem Blick bot sich eine Szene mit einem Trupp halb nackter Soldaten, die sich paarweise mit Holzschwertern attackierten. Es war, als schaute man einem bizarren Reigen zu: Die Waffen schwingend, wogten die Kämpfer vor und zurück, mal zum Angriff, dann wieder zur Verteidigung. Das Klappern von Holz auf Holz klang wie Trommelgetöse, hie und da unterbrochen von einem Schmerzenslaut, wenn eine hölzerne Klinge auf einen Arm oder ein Bein traf. Offenbar ging das schon geraume Zeit so, denn die meisten wirkten erschöpft. Der Schweiß rann ihnen in Bächen über Rücken und Brust und durchweichte den Bund ihrer Beinlinge.
    Mit seinem schmucklosen Schwert in der Faust und nacktem Oberköper bewegte sich Nicholas inmitten der Gruppe. Der schroffe Befehlston seiner tiefen Stimme übertönte mühelos das Geklapper der hölzernen Übungswaffen. Seine Haut glänzte im Sonnenlicht, als wäre sie eingeölt.
    Riona wurde von einer heißen und animalischen Begierde erfasst. Es war nicht recht, dort zu stehen und zu gaffen, wenn schon sein bloßer Anblick so auf sie wirkte! Aber es gelang ihr nicht, sich abzuwenden – einerlei, ob er sich bewegte oder stehen blieb, um einen Befehl zu geben oder korrigierend einzugreifen und den Kämpfern zu zeigen, wie die Klinge zu führen sei. Bei jeder dieser Bewegungen sah man das Spiel seiner Muskeln.
    Niemals zuvor hatte der Anblick eines halb nackten Mannes sie so berührt. Andererseits war ihr einer wie er bislang auch nicht begegnet: Nicht eine Unze Fett am schlanken Körper; Sehnen und Muskeln, welche von Stunden knochenharter Arbeit zeugten, von Wochen des Kampfes, von jahrelanger Übung. Kein verweichlichter, aristokratischer Müßiggänger, der sich für seinen Reichtum nie hatte anstrengen müssen, sondern ein Kämpfer.
    Und dann sah er sie.
    Rasch wandte Riona den Blick ab, denn sie errötete vor Verlegenheit und musste an sich halten, um nicht davonzulaufen. Ihr war, als überrasche sie ihn beim Bad – oder aber als habe er sie völlig nackt erwischt. Allein der Gedanke an den bedauernswerten Spießjungen hielt sie an Ort und Stelle. Sir Nicholas befahl seinen Männern, mit den Übungen fortzufahren, und kam auf sie zu.
    Kann er sich nicht wenigstens etwas überziehen? dachte sie, entschlossen und doch wie gefangen, denn er kam immer näher und blieb schließlich vor ihr stehen. “Sucht Ihr mich, Mylady?”, fragte er gleichmütig. “Oder wollt Ihr bloß meinen Leuten bei der Übung zuschauen?”
    “Ich bin hier, um mit Euch über Euren Küchenmeister zu sprechen, Mylord”, entgegnete sie. Insgeheim war Riona heilfroh, dass ihre Stimme so ruhig und gefasst klang.
    Die Stirn in Falten gelegt, verschränkte er die Arme vor der Brust und verlagerte sein Körpergewicht auf ein Bein. “Über Alfred? Was ist mit ihm?”
    Sie konzentrierte den Blick auf sein Gesicht und bewusst nicht auf seinen Körper. “Ihr solltet Euch nach einem neuen Koch umsehen!”
    Er zog die dunklen Augenbrauen hoch. “Hat Euch das Essen nicht geschmeckt?”
    “Darum geht es nicht. Sondern um die Art und Weise, wie er mit seinen Leuten umspringt. Er ist ein Tyrann, der alle schikaniert und malträtiert. Den Spießdreher hat er verdroschen, bis der von Beulen und Blutergüssen nur so strotzte! Ich habe mich selbst davon überzeugen können.”
    “Aha”, sagte Nicholas unverbindlich. Dann wandte er sich um und ließ seine Kämpfer wegtreten. Erleichtert eilten sie zu den an der Burgmauer aufgereihten Wassereimern und löschten gierig ihren Durst.
    Unschlüssig darüber, was in ihm vorgehen mochte, nahm Riona einen neuen Anlauf. “Falls sich diese Situation nicht ändert, könnte es sein, dass Euer Küchengesinde sich zu einer Verzweiflungstat getrieben sieht: Man wird eventuell den Koch dazu

Weitere Kostenlose Bücher