Die heimliche Braut
Küche beaufsichtigen, steht es Euch selbstverständlich frei, Euren Abschied zu nehmen.” Er lächelte schmallippig und spreizte die Arme. “Dennoch hoffe ich sehr auf Euer Verständnis. Ich bin Soldat und verstehe nicht viel von häuslichen Dingen. Mein Haushalt nebst sämtlichen ihn betreffenden Ausgaben wird in den Händen meiner zukünftigen Gattin liegen. Ich würde nur ungern feststellen, dass meine bessere Hälfte mit dieser Verantwortung überfordert ist.”
“Seid versichert, Sir Nicholas”, bekundete Chesleigh, “meine Tochter wird Euch beweisen, dass sie nicht nur eine Schönheit ist, sondern auch durchaus in der Lage, den Haushalt eines Edelmannes zu führen.”
“Auch Lavinia wird sich bewähren”, beteuerte D’Anglevoix.
Der schweigsame Audric nagte derweil an den Nägeln. Nicholas hatte den Verdacht, dass der Gute bereits sah, wie die Aussichten seiner Schwester, Herrin auf Dunkeathe zu werden, sich in Luft auflösten.
“Nun, ich für meinen Teil halte das nicht für richtig oder angebracht”, raunzte Percival. “Euer Weib wird ja nicht höchstpersönlich am Herde stehen, oder? Ihr wollt doch gewiss einen neuen Küchenmeister einstellen, nicht wahr?”
“Freilich, doch wie erwähnt, möchte ich gern erfahren, ob meine Braut im Stande ist, mein Gesinde zu führen.”
“Falls Ihr befürchten müsst, Percival, dass Eure Cousine der Aufgabe nicht gewachsen ist”, frotzelte Lord Chesleigh, “solltet Ihr besser das Weite suchen, ehe sie Euch mit ihrem Unvermögen blamiert.”
“Eleanor wird nicht versagen”, knirschte Percival ergrimmt und verließ das Gemach. Audric verbeugte sich und folgte ihm auf dem Fuße, ohne auch nur einen Ton gesagt zu haben.
Seufzend schüttelte Chesleigh seinen Kopf und lächelte mitfühlend. “Ein Heißsporn, der arme Percival”, urteilte er. “Und seine Cousine ist noch unreifer.”
“Lady Eleanor ist zwar ein hübsches Mädchen”, bemerkte D’Anglevoix, “doch hübsch zu sein ist nichts gegen Erfahrung. Lavinias Mutter war eine hervorragende Schlossherrin, und ich bin überzeugt, dass ihre Tochter genauso sein wird.”
“Ich freue mich schon darauf, diese Einschätzung bestätigt zu sehen”, sagte Nicholas mit einer knappen, höflichen Verbeugung.
“Richtig”, meinte Chesleigh mit gönnerhaftem Lächeln, “dann werden wir sehen, wie fähig sie ist, nicht wahr?”
Zum wiederholten Mal kam Nicholas sich wie ein Schiedsrichter vor, der verfeindete Lager auseinander halten musste – nur dass eine solche Aufgabe vermutlich leichter gewesen wäre. “Wenn ich nun bitten darf, meine Herren – ich habe mit meinem Verwalter wichtige Angelegenheiten zu erörtern.”
“Selbstverständlich”, Chesleigh wandte sich zum Gehen. Auch Graf D’Anglevoix verabschiedete sich mit einem Neigen des Kopfes und verließ hinter dem Lord das Zimmer.
Erleichtert aufatmend, löste Robert sich aus seinem Winkel. “Das ging ja besser, als ich befürchtete”, gestand er. “Ich hatte nämlich Angst, Lord Chesleigh könne den geplanten Wettbewerb als Beleidigung auffassen.”
“Nicht, wenn er sicher ist, dass seine Tochter gewinnt!”, stellte Nicholas klar.
Plötzlich ertönte eine laute Stimme mit einem vertrauten schottischen Singsang darin. “Ach, Mylord! Da seid Ihr ja!” Schon stürmte Fergus Mac Gordon ins Gemach, beladen mit einem Wollballen in Indigoblau mit scharlachroten Streifen.
“Kann ich Euch irgendwie helfen?”, fragte Robert, bemüht, den leutseligen Schotten abzufangen.
“Höchstens wenn Ihr eine Hochzeit vorhabt”, beschied Mac Gordon lachend und packte den Ballen direkt vor dem Burgherrn auf den Tisch. Er klatschte noch einmal mit der flachen Hand auf den Stoff, trat einen Schritt zurück, kreuzte die Arme und strahlte den Hausherrn an. “Bitte sehr! Mein Hochzeitsgeschenk an den Bräutigam. Die edelste
Feileadh
in Glencleith, nebst dazugehörigem Hemd! Die edelste neben meiner, versteht sich. Obwohl ich einwenden muss, Mylord: Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass Ihr mich vorher fragt. Reine Formsache natürlich, aber immerhin bin ich ihr Onkel.” Er zwinkerte Nicholas zu. “Hat keinen Zweck, es geheim zu halten.”
Nicholas wusste, eigentlich hätte er ihm reinen Wein einschenken und mitteilen müssen, er werde seine Nichte mit Sicherheit nicht erwählen. Es wollte ihm dennoch nicht recht gelingen. “Ich fürchte, Ihr irrt, wenn Ihr oder sonst jemand glaubt, ich hätte meine Wahl bereits getroffen.”
Schlagartig
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