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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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verging dem stämmigen Schotten das Lachen. Sein Gesicht wurde lang, und Nicholas wand sich förmlich unter seinem entsetzten Blick. “Ihr wollt sagen, es ist so, wie Riona erzählte? Sie hilft bloß vorübergehend aus? Und ich dachte, sie sagt das nur aus Bescheidenheit!”
    “Sämtlichen Aspirantinnen wird dieselbe Gelegenheit geboten – eine Art Nachweis, welcher mir zeigt, ob sie fähig sind, meinen Haushalt zu führen.”
    “Ach so!”, rief der Schotte, der offenbar im Nu wieder obenauf war und sich die Hände rieb wie ein Esser, der sich über ein köstliches Mahl hermacht. “Eine Probe, wie? Was seid Ihr bloß für ein gerissener Fuchs! Aber eins lasst Euch von mir gesagt sein: Riona wird gewinnen – mit weitem Abstand sogar! Ihr werdet schon sehen! Sie hat ein Händchen im Umgang mit dem Gesinde, und mit den Börsenschnüren desgleichen! Sie ahnt zwar nicht, dass ich weiß, wie gut sie mit Geld umgehen kann, aber sie hat so manchen bitteren Winter hindurch dafür gesorgt, dass Speise und Trank auf dem Tisch standen.” Diesmal zwinkerte er dem Kastellan zu. “Bei so einem klugen Verwalter einerseits und Eurem Weibe andererseits werdet Ihr noch ein reicher und glücklicher Mann!”
    So fassungslos der gute Robert auch über die hemdsärmelige Art des Schotten war: Das Kompliment hörte er nicht ungern.
    Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen ging Nicholas auf, wie selten er seinen Verwalter und seine Leistungen lobte. Er beugte sich vor und schob dem Schotten das Stoffbündel zu. “Was auch geschehen mag – dies hier behaltet Ihr besser, bis ich meine Entscheidung bekannt gebe!”
    Die Hände entsetzt gehoben, als sei der Stoffballen soeben in Flammen aufgegangen, schüttelte der Angesprochene abwehrend den Kopf und wich lachend zurück. “Nicht nötig, Mylord. Wartet es nur ab. In ganz Schottland findet Ihr keine bessere Gesindemeisterin als meine Riona. Auch keine klügere und hübschere Braut! Also, behaltet getrost die Tracht für den Fall der Fälle.” Er zwinkerte ein letztes Mal, bevor er davonmarschierte.
    Allmächtiger! dachte Nicholas. Der Kerl war ja der reinste Troll! Ein starrsinniger, lustiger, munterer Kobold!
    “Glaubt der etwa allen Ernstes, Ihr würdet diese Schottentracht anziehen?”, sinnierte Robert laut.
    Nicholas selbst konnte sich ebenfalls kaum in diesem kniefreien Rock vorstellen. Zwar hatte er sich daran gewöhnt, dass die Schotten in dieser Kleidung herumliefen, doch dass er selber mit bloßen Knien übers Burggelände stolzierte, das wollte ihm nicht recht in den Schädel. Kopfschüttelnd löste er den Bindfaden, mit welchem das Bündel verschnürt war. Zum Vorschein kamen ein Hemd aus weißem Linnen sowie eine lange Bahn hochwertiger, weicher Wolle, in Karomustern gewebt.
    Robert staunte. “Das ist aber eine Menge Tuch!”
    Nicholas knotete die Schnur wieder zusammen. “Welches ich niemals tragen werde”, bemerkte er, während er das Bündel zur Truhe trug, in der die Schriften und Urkunden des Lehens aufbewahrt wurden. Er öffnete den Deckel, räumte die Pergamentrollen beiseite und legte den Stoff auf den Truhenboden. “Dort wird es bleiben, bis der Kerl samt seiner Nichte verschwindet.”
    “Demnach haltet Ihr Lady Riona wirklich nicht als Braut geeignet?”
    “Nein.”
    “Was sind denn das für Angelegenheiten, die Ihr noch mit mir besprechen wolltet, Mylord?”, fragte der Kastellan, als Robert den Truhendeckel schloss.
    “Das habe ich nur gesagt, damit die aufgeregten Herren sich zurückziehen”, gestand Nicholas. “Besonders von Lord Chesleigh habe ich die Nase gestrichen voll!”
    Robert schmunzelte. “Ja, das lässt sich denken. Aber nun muss ich gehen und dafür Sorge tragen, dass man die Kammern für Eure Schwester und ihre Familie bereitet.”
    Nicholas entließ ihn mit einem Kopfnicken, und kaum hatte der Burgvogt die Kemenate verlassen, begann Nicholas, grübelnd im Raume hin und her zu stapfen. Vielleicht, so überlegte er, hätte er Riona doch nicht bitten sollen, die Aufsicht über die Küche zu übernehmen. Eigentlich musste er sie ignorieren, wo es nur eben ging. Noch zwei Wochen, dann würde er seine Brautwahl treffen, und seine Geldsorgen würden ein Ende haben. Das Benefizium über sein Lehen wäre gesichert, und er würde an Einfluss unter den Mächtigen bei Hofe gewinnen.
    Er durfte kein Risiko eingehen, dies alles zu verlieren. Nicht für eine Frau, die nichts weiter in die Ehe einbringen würde als sich selbst, einerlei, wie

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