Die heimliche Gemahlin
ihn beschützen wollen. Der Freund wusste, dass Daniel sich lieber die rechte Hand abschlagen lassen würde, als Knighton Trading in irgendwelche Schwierigkeiten zu stürzen.
„Er hat Jolly Roger sogar gedroht, ihn an den Galgen zu bringen, falls er zur Zeitung geht“, ergänzte Jack.
„Gut!“ rief Daniel wütend. „Geschieht Crouch ganz recht, wenn er so dumm ist, Griffith für leichte Beute zu halten. Der würde sich eher die Pulsadern aufschneiden, als Roger Schweigegeld zu zahlen.“
„Aber Crouch wollte doch kein Geld von ihm“, erwiderte Jack. „Knighton sollte nur wieder mit uns Geschäfte machen.“ Sein Ton wurde eisig. „Selbstverständlich konnte keiner von uns ahnen, dass du und Knighton inzwischen derart vornehm geworden seid und mit Schmuggelware nichts mehr zu tun haben wollt.“
Daniel schüttelte den Kopf. „Crouch hätte Griffith einmal fast umgebracht. Ist dir dieser Umstand etwa entfallen? Deshalb will er mit Jolly Roger nichts mehr zu schaffen haben.“
Verächtlich schaute Jack ihn an. „Danny, das ist zehn Jahre her. Die beiden hatten damals einen bösen Streit, und die Wellen schlugen hoch. Das kann Griffith ihm doch nicht ernstlich noch immer vorwerfen.“
„Teufel, wenn Roger das nicht einsieht, ist er ein schlimmerer Narr, als ich gedacht habe.“
„Dennoch, Knighton war nicht gerade begeistert von diesem Erpressungsversuch. Er hat Jolly Roger einfach auf die Straße werfen lassen.“
„Überrascht mich kaum.“ Wenn Griffith ihm doch nur davon berichtet hätte. Daniel wusste, dass Crouch sich nicht auf Erpressung beschränkte, um zu bekommen, was er wollte. Er hätte Griffith warnen können.
„Ehrlich gesagt“, fuhr Jack fort, „hat diese Demütigung Jolly Roger nur weiter angestachelt. Als er von Knightons Heirat erfuhr, glaubte er, seine Chance zur Rache sei gekommen.“
Bei dieser Bemerkung stöhnte Helena leise auf. Rasch warf ihr Daniel einen warnenden Blick zu. Was mochte sie nur denken? Insbesondere von ihm, nach allem was sie gerade gehört hatte? Und wenn sie nun glaubte, er hätte die ganze Zeit Bescheid gewusst, verdammt? Schlimm genug, dass Griffith die arme Juliet unwissentlich ins Unglück gestürzt hatte! Ein klärendes Gespräch mit Helena war leider unmöglich, weil Jack daneben saß und selbstverständlich keinesfalls herausfinden durfte, wen er wirklich vor sich hatte. Der alte Haudegen betrachtete sie ohnehin schon argwöhnisch.
„Jolly Roger rechnete eigentlich fest damit, dass du selbst irgendwann bei ihm auftauchen und ihm Schweigegeld anbieten würdest“, erklärte der Alte. „Er konnte kaum glauben, dass du alles Griffith überlässt.“
„Griffith hat mir nie ein Wort davon erzählt“, sagte Daniel und guckte Helena an. „Er hat es mir verheimlicht. Wie sollte er auch ahnen, dass Crouch Juliet entführen würde, weil er wütend auf ihn ist? Begreift Jolly Roger denn nicht, dass Griffith euch die Zöllner auf den Hals hetzen wird, sobald die Kleine wieder daheim ist?“
„Er sollte ja nicht herausfinden, wer wirklich hinter der Sache steckt.“ Jack warf dem Freund einen vorwurfsvollen Blick zu. Offenbar gab er allein Daniel die Schuld daran, dass nun alles anders gekommen war.
„Glaubst du etwa, Griffith hätte die Wahrheit nicht früher oder später herausgefunden?“
„Pryce hat seine Spuren geschickt verwischt und sogar einen falschen Namen benutzt“, meinte Seward.
„Ich bin Pryce trotzdem auf die Schliche gekommen. Weshalb sollte das nicht auch Griffith gelingen?“ widersprach Daniel.
Jack rieb sich das Kinn. „Du kennst die Schmuggler weit besser als Knighton. Und dann musste ja auch noch dieser Dummkopf Wallace plaudern. Ohne ihn wüsstest du gar nicht, dass wir mit der Sache etwas zu tun haben“, entgegnete Jack.
Was stimmte, aber das wollte Daniel auf keinen Fall zugeben.
„Außerdem ist die Lösegeldforderung selbstverständlich nicht mit Namen unterzeichnet“, gab Jack zu bedenken. „Sie enthält nur Anweisungen für den Austausch des Geldes gegen das Mädchen, und der soll nicht in Sussex stattfinden.“
Dies konnte noch zu einem wichtigen Hinweis werden. „Aber Juliet wird Griffith augenblicklich alles berichten, sobald sie frei kommt ...“, wandte Daniel ein, verstummte dann aber. Ihm kam ein entsetzlicher Verdacht. „Es sei denn, Crouch hätte nie vorgehabt, Juliet freizulassen. Ist er sich jetzt nicht einmal mehr für Mord zu schade?“ „Unsinn!“ protestierte Jack. „So etwas war nie
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