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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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bezweifelte, dass Rosalind sich dafür interessierte, da diese vollauf damit beschäftigt war, ihre junge Liebe in vollen Zügen zu genießen.
    „Ein glückliches Paar, wie es scheint. Die beiden strahlen einander an wie Sterne“, fuhr Clancy fort.
    „Oh ja, das sind sie.“ Die beiden konnten einen mit ihrem Glück geradezu rasend machen, wenn Helena ehrlich war. Obwohl solche Gefühle natürlich unwürdig waren, beneidete sie die Schwester um deren Liebe. Wie einsam sie selbst sich im Vergleich fühlte! Daheim hatte man sie und die Schwester immer nur die alten Jungfern genannt. Bis zum Sommer hatte sie diese zweifelhafte Ehre wenigstens noch mit Rosalind geteilt. Niemand hatte je bezweifelt, dass die bildhübsche Juliet eines Tages heiratete. Aber Helena war stets davon ausgegangen, dass Rosalind bis ins hohe Alter an ihrer Seite bleiben würde. Jetzt war sie selbst als Einzige übrig geblieben.
    „Bestimmt genießen die beiden ihre Reise auf dem Kontinent ungeheuer“, plapperte der Sekretär weiter. „Das Wetter ist ja ganz ausgezeichnet derzeit.“ Damit beugte er sich vor und zwinkerte ihr zu - man stelle sich vor, er zwinkerte ihr zu! „Außerdem wird der ein oder andere Regentropfen ein junges Paar wohl kaum stören ...“
    „Wie lange arbeiten Sie schon für Mr. Brennan?“ schnitt sie ihm schnell das Wort ab, bevor er sich weiter über die Gewohnheiten frisch Vermählter auslassen konnte.
    „Beinahe zwei Monate sind’s nun. Vorher war ich bei Knighton Trading angestellt. Aber als Mr. Brennan im August sein eigenes Geschäft gründete, stellte er mich als Sekretär ein. Ich war mächtig stolz darauf!“
    August? Also unverzüglich nach seinem Grauen erregenden Besuch auf Swan Park! Er hatte sich doch wohl nicht deshalb mit Griffith überworfen? Nur weil der dann geheiratet hatte? Nein, das ergab keinen Sinn.
    Mit leuchtenden Augen sang Clancy nun das Hohelied auf seinen Arbeitgeber. „Mr. Brennan hat eine große Zukunft vor sich, eine große Zukunft! Schon bevor er dieses Kontor eröffnete, ist mancher reiche Mann dank seines Rats noch reicher geworden. Falls Sie auch an der. Börse spekulieren wollen, Madam, können Sie gar keinen besseren Berater finden als Mr. Brennan.“
    „Danke, ich werde im Zweifelsfall darauf zurückkommen.“ Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, in welch zwielichtige Geschäfte ein Mann mit Brennans Vergangenheit ihr Geld stecken würde! Nicht auszudenken!
    Plötzlich waren aus dem Korridor Stimmen zu hören. Mr. Clancy sprang auf, eilte um den Schreibtisch herum und durch das Empfangszimmer hinüber zur Garderobe. Dort griff er nach dem Mantel und dem mit Biberfell besetzten Hut eines Gentlemans. Kurz darauf verließ ein elegant gekleideter junger Mann das Büro. Mr. Brennan folgte.
    Allein beim Anblick des großen muskulösen Daniel schlug Helenas Herz schneller. Daran war nur dieser schamlose Traum schuld. Sonst würde sie nicht hier sitzen und sich wie ein kleines Schulmädchen aufführen! Sie musste diese peinlichen Fantasien schlicht vergessen. Rasch versuchte sie, an Brennans Miene abzulesen, ob er etwas in Erfahrung gebracht hatte. Der sah sie aber nicht einmal an. Er war viel zu beschäftigt damit, vor seinem vornehmen Kunden den Geschäftsmann zu spielen.
    Und das gelang ihm erstaunlich gut. Heute trug er einen Gehrock aus feinstem dunkelbraunen Wollzwirn, rehlederne Hosen und eine gestreifte Weste - alles ausgesprochen elegant geschnitten. Darin wirkte er nicht nur überaus attraktiv, sondern ganz wie ein Gentleman! Doch dieser Eindruck beschränkte sich zweifellos nur auf das Äußerliche. Ein kleiner Kratzer reichte, und jeder konnte erkennen, wer der wirkliche Brennan unter der vornehmen Larve eigentlich war!
    Auftreten und Ausdrucksweise verrieten den wahren Charakter dieses rauen und ungezähmten Mannes. Statt seine Ansichten und Überzeugungen zurückhaltend darzulegen, sprach er sie frei und unumwunden aus. Erstaunlicherweise schien dieser unpassende Umstand Brennans Kunden in keiner Weise zu stören. Offenbar versagte sein Charme nicht einmal bei anderen Männern.
    Heimlich wünschte sich Helena, sie könnte sich ebenso unbefangen geben, ganz, als hätte sie nie von Mrs. Nunleys Benimmregeln gehört. Leider war Juliet das beste Beispiel dafür, wohin derlei Selbstvergessenheit führte. Sie selbst hatte keinesfalls vor, denselben Fehler zu begehen!
    „Ich werde das Geld noch heute investieren, Brennan“, erklärte der Klient nun, als Clancy ihm

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