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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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andauernd über irgendwelche Sachen gestolpert. Da ist die hier doch viel besser, finden Sie nicht auch?“
    „Bei weitem“, gab sie ihm Recht und unterdrückte ein Lachen. Was für ein sonderbarer Mensch. Auf den Gedanken, einen Wirtssohn zum Sekretär zu machen, konnte auch nur Daniel verfallen. „Und wie gefällt Mr. Brennan Ihre Brille?“ erkundigte sie sich.
    „Er ist der Meinung, sie wäre überflüssig, weil ich ja gut sehen kann. Wer als Sekretär arbeitet, sieht auch aus wie einer, behauptet er. Aber wahrscheinlich will er nur freundlich sein.“
    „Ganz bestimmt“, versicherte sie höflich. „Ist er denn anwesend?“
    „Ja, selbstverständlich. Hätte ich Ihnen eigentlich längst mitteilen müssen.“ Der Gute hob den Kopf und setzte zu einer Rede an, die er offenbar Silbe für Silbe auswendig gelernt hatte. „Derzeit ist Mr. Brennan noch mit einem Kunden beschäftigt. Wenn Sie kurz Platz nehmen wollen, wird er gleich Zeit für Sie haben.“ Nach einem tiefen Atemzug fügte er hinzu: „Er kommt bestimmt gleich zu Ihnen, Mylady.“
    „Danke.“
    Noch mit einem Kunden beschäftigt. Offenbar hielt er die Entführung ihrer Schwester nicht gerade für einen dringenden Notfall. Wahrscheinlich ließ er sie selbst nun absichtlich hier warten, weil sie gestern so kratzbürstig zu ihm gewesen war. Das konnte sie ihm nicht einmal verdenken.
    Nun, heute wollte sie sich mehr Mühe geben. Weder würde sie seine Lebensweise kritisieren noch die Stimme erheben. Stattdessen hatte sie fest vor, die perfekte Dame zu spielen. Es würde allerdings schwer werden, sich gewisse Bemerkungen zu verkneifen.
    Jedes Wort, das eine wohlerzogene Dame spricht, klingt so süß wie wilder Honig. In dieser Kunst hatte Helena es am Tag zuvor wahrlich nicht zur Meisterschaft gebracht.
    Leicht humpelnd ging sie langsam hinüber zum nächsten Stuhl und tat, als hätte sie den neugierigen Blick des Sekretärs nicht bemerkt. Es hatte tatsächlich auch viele Vorteile, dass sie ihr ganzes Leben sonst ausschließlich in Warwickshire verbrachte: Zu Hause wusste jeder von ihrem kranken Bein, und in den letzten acht Jahren hatte man sich allgemein daran gewöhnt. Daheim blieben ihr deshalb solche Blicke erspart.
    Sie setzte sich, und erst jetzt nahm auch der junge Clancy Platz. Dann öffnete sie das Ridikül, nahm eine Gewürznelke heraus und zerbiss sie. Das verhalf einem zu einem angenehmen Atem. Der Geschmack war allerdings entsetzlich bitter - so bitter wie der Gedanke, dass Juliet und dieser verdammte Morgan sich mit jeder verstreichenden Sekunde weiter von ihr entfernten.
    Was, wenn Brennan nun nichts in Erfahrung hatte bringen können und die Suche jetzt aufgeben wollte? Himmel, nicht auszudenken! Sollte sie dann tatsächlich einen dieser Männer aus der Bow Street engagieren? Allein die Vorstellung, in ein Büro zu hinken, in dem lauter Fremde saßen, ließ Helena kalte Schauer über den Rücken laufen ... Obwohl dies ein kleines Opfer wäre angesichts der Entsetzlichkeiten, die dieser Schuft der süßen kleinen Juliet antun würde.
    Entschlossen nahm sie die Schultern zurück. Es half wirklich niemandem, den Teufel an die Wand zu malen.
    Und seit gestern tat sie in Gedanken nichts anderes, als sich das Schlimmste vorzustellen. Sie hatte eine grauenvolle Nacht verbracht! Grundgütiger, welch grausige Albträu-me sie gequält hatten! In einem von ihnen stand sie vollständig bekleidet in einem Bordell vor einer ganzen Schar nackter Freudenmädchen, die sie bedrängten, sich ebenfalls auszuziehen und mitzutun. Dann war Brennan dazugekommen. Er trug nichts als seine Unterhosen und begann, sie selbst bis auf ihren blauen Schal zu entkleiden. Gerade als er den Knoten des Tuchs lösen wollte, war sie erwacht, die Hand zwischen ...
    Heiß stieg ihr bei der Erinnerung das Blut in die Wangen, und sie stöhnte leise auf. Nein, daran wollte sie nicht einmal mehr denken.
    „Ist Ihnen nicht wohl, Madam?“ fragte Clancy. „Kann ich Ihnen etwas bringen? Vielleicht ein Kissen? Wir besitzen zwar keines, aber ich könnte kurz in den nächsten Laden laufen und ...“
    „Danke, ich fühle mich ausgezeichnet“, wehrte sie ab. Brennans Sekretär war ein wirklich zuvorkommender Mensch, das musste man ihm lassen.
    „Wir haben uns alle sehr gefreut, als Mr. Knighton Ihre Schwester heiratete“, erklärte er nun. „Eine wirklich wunderbare Frau.“
    „Vielen Dank. Ihre Komplimente werden ihr sicher ungeheuer schmeicheln“, antwortete sie. Obwohl sie

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