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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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er eine Männerhasserin heiraten, nur um sein Verlangen zu befriedigen? Er wünschte sich keine Gemahlin, und ausgerechnet Helena würde ihm nichts als Unglück bringen.
    Mochte er auch für immer zu einem Leben voller Einsamkeit verdammt sein, waren doch die lebenslustigen leichten Mädchen wie Sally weit eher die rechte weibliche Gesellschaft für ihn. Die konnten ihm zumindest geschäftlich nicht schaden und wollten dies auch gar nicht. Auf jeden Fall war es sinnlos, sich länger irgendwelchen Tagträumen von einer Zukunft mit einem Adelstöchterchen hinzugeben.
    Die Kutsche fuhr durch ein Schlagloch, und Helena wurde unsanft geweckt. Verwirrt schaute sie Daniel an. Es dauerte einen Augenblick, bis sie ganz wach war. Sie sah reizend aus, so leicht verschlafen. Himmel, wie sollte er nur den Rest der Reise überstehen?
    Graziös richtete sie sich auf und faltete die Hände im Schoß. „Verzeihung. Bin ich eingenickt? Wie unhöflich von mir.“
    Ja, ja, so war sie eben. Er lächelte. „Aber überhaupt nicht. Zweifellos brauchten Sie Ruhe.“
    Sie strich über ihr Kleid und rückte den Hut zurecht, obwohl beides selbstverständlich perfekt saß. „Haben Sie auch ein wenig geschlafen?“
    „Kaum“, wich er aus. Schließlich musste sie nicht wissen, dass er die Fahrt damit zugebracht hatte, sie mit Blicken zu verschlingen. Ganz offensichtlich fühlte sie sich schon jetzt unwohl mit ihm allein. Jedenfalls war sie verzweifelt darum bemüht, dass der ausgestellte Rock ihres Kleides seine Beine nicht berührte, was in der Beengtheit der Kutsche kein leichtes Unterfangen darstellte.
    „Wie spät ist es jetzt?“ fragte sie.
    Er zog die Taschenuhr aus der Weste. „Halb sechs.“ Wohlerzogen hielt sie eine zarte Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verbergen. „Werden wir die ganze Nacht hindurch weiterfahren?“
    „Nein. Ich lasse in Tunbridge halten. Dort können wir übernachten. Wir müssen herausfinden, wohin Pryce und Juliet genau wollten. Ich vermute, dass sie in Tunbridge Halt gemacht haben. Von da aus könnten sie entweder in südlicher Richtung nach Dover aufgebrochen sein oder aber in jede andere Hafenstadt.“
    „Konnten Sie dem Stallknecht im Blue Boar irgendwelche Hinweise entlocken?“
    „Er erzählte mir, dass Pryce tatsächlich eine Frau bei sich hatte und mit ihr nach Tunbridge wollte. Wir beide wissen also, dass wir zumindest derzeit auf der richtigen Fährte sind. In Tunbridge gibt es ein Gasthaus namens Rose and Crown , in dem Schmuggler manchmal auf ihrem Weg nach London anhalten. Dort sollten wir uns einquartieren. Ich werde dann abends hinunter in den Schankraum gehen und mich unter den Herren des Gewerbes ein wenig umhören. Vielleicht weiß ja jemand, wohin die zwei verschwunden sind. Möglicherweise können die Leute mir sogar sagen, ob dieser Pryce einen eigenen Kutter besitzt und wo der vor Anker liegt. Das wird uns ungeheuer helfen, wenn wir zur Küste kommen.“
    Gedankenverloren nickte sie und guckte zum Fenster hinaus. Nicht einmal das Schaukeln der Kutsche, die über so manches tiefe Schlagloch rumpelte, schien Helena zu bemerken. „Darf ich Sie etwas fragen, Mr. Brennan?“ erkundigte sie sich dann.
    „Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass Sie mich Daniel nennen?“
    Undurchdringlich blickte sie ihn an. „Selbstverständlich ... Daniel. Ich habe mich gefragt, ob diese Reise Ihren Geschäften schaden wird?“
    „Was meinen Sie damit?“ Himmel, konnte das Frauenzimmer etwa Gedanken lesen?
    „Sie haben viele Kunden, und die werden kaum begeistert sein, wenn Sie ohne jede Erklärung aus London abreisen.“
    Ah, das war es nur. „Sie werden es überleben.“
    „Die Herren selbst sind mir ganz gleich. Ich sorge mich allein um Sie und Ihr Geschäft. Keinesfalls möchte ich an Ihrem Ruin die Schuld tragen.“
    Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Das wird Ihnen kaum gelingen. Die kurze Abwesenheit wird meine Gewinne für eine Weile ein wenig verringern, aber das spielt keine Rolle.“
    „Keine Rolle? Von wegen! Falls Griffith Ihnen Ihre Ausgaben nicht angemessen ersetzt, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun „Davon will ich kein Wort mehr hören.“ Ihre Sorge um seine Finanzen amüsierte ihn ungeheuer. „Ich darf Sie dahingehend beruhigen, dass ich mir unseren kleinen Ausflug auch ohne Griffiths Unterstützung leisten kann.“ „Mir müssen Sie nichts vormachen.“ Sie verstummte kurz, und es schien, als ob sie allen Mut zusammennahm.

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