Die heimliche Gemahlin
ungefähr könnte man es ausdrücken.“ Angriffslustig begann er, die Würstchen zu zerschneiden. „Und natürlich, weil Griffith reich ist.“
Aha! Also verheimlichte er ihr wirklich etwas! „Aber wieso all diese Umstände? Sie hätten doch ebenso gut die Tochter eines wohlhabenden Mannes aus Hastings entführen können.“
„Nun, die Schmuggler kommen mit den Leuten ihrer Gegend gut aus. Damit wäre es dann schnell vorbei.“ Er musterte Helena. Dabei wirkte er so aufrichtig besorgt, dass sie all ihr Misstrauen vergaß. „Es tut mir Leid, meine Liebe, dass ausgerechnet Juliet dieses Unglück widerfahren musste. Ich glaube aber trotzdem, dass ihr nichts zustoßen wird. Bisher spricht alles dafür, dass Pryce deine Schwester anständig behandelt. In den Gasthäusern hat er stets getrennte Zimmer gemietet, und sie soll einen ausgeglichenen zufriedenen Eindruck gemacht haben. Der Wirt sagte, Pryce habe sich gegenüber Juliet stets wie ein perfekter Gentleman verhalten. Pryce und Crouch werden sicherlich nicht zu weit gehen. Dafür kennen sie Griffith zu genau. Sie werden deine Schwester behandeln, als wäre sie die Königin persönlich.“
Wenn sie selbst doch nur ebenfalls davon derart überzeugt wäre ... „Aber je länger sie in Gesellschaft dieser Männer ausharren muss, desto ..."
„Stimmt.“
Die knappe Antwort nährte nur ihre Ängste.
„Deshalb“, fügte er hinzu, „sollten wir sie so schnell wie möglich befreien. Es kann Wochen dauern, bis Griffith die Halunken auszahlt. Sie darf keinesfalls bis dahin bei diesen Kerlen bleiben.“
„Hast du schon einen Plan?“
Er seufzte. „Am einfachsten wäre es, wenn wir der Bande die Zöllner auf den Hals hetzen könnten. Aber ich kenne die Herren Schmuggler. Es sollte mich sehr wundern, wenn die sich das Wohlwollen der Zöllner nicht schon längst erkauft haben. Außerdem wissen wir nicht genau, wo Pryce deine Schwester versteckt. Darüber hinaus darf man Crouch nicht in die Ecke drängen. Dann wird er unberechenbar. Was passiert, wenn er nach Frankreich flieht und Juliet mitnimmt? Zwar würde er immer noch ein Lösegeld von Griffith verlangen, bräuchte sich aber nicht mehr um die Unversehrtheit der Kleinen scheren.“ Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Wir müssen vorsichtig sein. Es wäre besser gewesen, wir hätten gestern Abend nicht hinausposaunt, dass wir nach den beiden suchen. Bleibt zu hoffen, dass Wallace Crouchs Bande davon nichts berichtet. Wenn ich es recht verstanden habe, sind die beiden Rivalen.“
Sie beugte sich vor. „Was also schlägst du vor?“
„Am liebsten würde ich dich auf der Stelle heimschicken, Mädchen.“ Er zog eine Braue hoch. „Aber ich weiß, dass ich das gar nicht erst zu versuchen brauche. Der vermaledeite Wallace sitzt noch immer unten und fragt den Wirt nach uns beiden aus. Wenn ich dich jetzt allein nach London schickte, würde er dir sofort folgen. Das darf ich nicht riskieren. Ich kann besser auf dich aufpassen, wenn ich dich bei mir habe.“
„Richtig.“ Sie nickte heftig. Nicht einmal im Traum würde es ihm gelingen, sie nun loszuwerden.
„Hastings ist nur eine halbe Tagesreise entfernt. Bis nach Sedlescombe nehme ich dich mit - wir müssen Wallace auf dem Wege dorthin abschütteln, falls er uns folgt. Dort werde ich dich zurücklassen, während ich nach Hastings Weiterreise und Juliet suche. Es wird sicher ein oder zwei Tage dauern, aber sobald ich weiß, wo man sie gefangen hält, befreie ich sie augenblicklich.“
„Wird das nicht gefährlich?“
Offenbar hatte er an ihrem Tonfall gehört, wie besorgt Helena war, denn er lächelte ihr aufmunternd zu. „Nicht, wenn ich es geschickt anstelle. Immerhin sind die Schurken ihrer Sache ganz sicher. Pryce geht davon aus, dass ihm niemand gefolgt ist. Er hat alles getan, um seine Spuren in London zu verwischen, und reiste noch dazu unter falschem Namen. Wahrscheinlich rechnen sie damit, dass einige Zeit vergehen wird, bis Griffith tatsächlich zahlt. Also wird es fast ein Kinderspiel, Pryce Juliet wegzuschnappen, solange nur ...“Er schwieg kurz. „Ein Kinderspiel, wie ich dir versichern darf“, beendete er dann den Satz.
„Solange was?“ fragte sie nach.
Er wirkte verschlossen. „Nichts, worüber du dir den Kopf zerbrechen solltest. Ich habe nur laut gedacht.“
„Sag es mir, Daniel.“
Er schaute ihr in die Augen. „Nicht der Rede wert. Frühstücke jetzt zu Ende. Der Sturm scheint allmählich nachzulassen. Die aufgeweichten
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