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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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die letzte Nacht nie stattgefunden. Außerdem hatte sie sich wohl nach Wallace’ beleidigender Bemerkung ihrer Attraktivität versichern wollen. Und war nicht jede Jungfrau neugierig auf das, was zwischen Mann und Frau im Schlafzimmer vorging? Wenn so viel zusammenkam, konnte jede Frau einmal schwach werden.
    Ob sie wohl noch einmal vom schmalen Pfad der Tugend abweichen würde? Noch dazu in nüchternem Zustand?
    Dann würde sie sich schneller in seinem Bett wiederfinden, als sie denken konnte.
    Er ließ den Blick über ihre schlanke Gestalt schweifen. Warum mussten feine Damen nur immer derart viele Lagen Stoff übereinander tragen? Verdammte Schande! Aber immerhin wusste er ja nun, was ihre Kleider verbargen. Der Anblick ihres Körpers hatte sich gestern in sein Gedächtnis eingebrannt: die wohlgeformten Schenkel, die schmale Taille und der hübsche Bauchnabel. Und erst ihre wunderbaren Brüste, deren Spitzen sich unter seinen Küssen aufgerichtet hatten. Nie würde er vergessen, wie sie den Höhepunkt erreicht hatte.
    „Daniel?“ unterbrach sie seine angenehmen Erinnerungen.
    „Bitte?“
    „Wegen dieses Crouchs ...“
    Vor Schreck wurde er ganz steif und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
    „Ist er schon seinen Geschäften nachgegangen, als du noch ein Schmuggler warst?“ fragte sie.
    Schockiert musterte er sie kurz, aber sie wirkte in keiner Weise misstrauisch, sondern nur neugierig. „Ja.“ Hölle, er musste sie ablenken. In diesem Augenblick fuhr das Gig durch ein Schlagloch, und Daniel wurde zur Seite geschleudert. Dabei spürte er etwas Hartes in seiner Manteltasche. Erstaunt ließ er die Hand in die Tasche gleiten und fand dort ein dünnes Buch.
    Mrs. Nunleys Etiketteführer für junge Damen. Ah, damit würde er Helena wohl vom Thema ablenken können! „Soll ich dir nicht ein wenig vorlesen, während du lenkst? Die Zeit vergeht so viel schneller.“
    „Du hast auf unsere Reise ein Buch mitgenommen?“ erkundigte sie sich exstaunt und betrachtete den Band. Dann stöhnte sie auf. „Woher hast du das denn?“
    Er blätterte es durch. „Ich habe es in deiner Reisetasche gefunden. Die Lektüre könnte recht lehrreich sein.“
    „Für dich?“ Sie traute ihren Ohren kaum.
    „Wieso denn nicht?“
    „Hast du den Titel nicht gelesen? Das ist ein Etiketteführer für junge Damen. Oder bist du in Wirklichkeit eine Frau?“
    „Du bist doch eine junge Dame, und ich lese dir vor.“ „Überflüssig. Ich kann es auswendig.“
    Ungläubig guckte er sie an. „Alles?“
    „Selbstverständlich. Ich lese es seit zwanzig Jahren immer wieder und halte mich auch an alles, was drinsteht.“ „Du beliebst zu scherzen! Seit zwanzig Jahren?“
    „Mama gab es mir, als ich gerade sechs Jahre alt war. Sie starb bei Juliets Geburt, also hat Juliet keine Ausgabe mehr von Mrs. Nunley erhalten. Aber Rosalind und ich bekamen je ein Exemplar, sobald wir lesen konnten.“
    „Kaum zu glauben, dass Rosalind einen Blick in dieses Werk geworfen hat.“
    Zum ersten Mal, seit sie aufgebrochen waren, lächelte Helena. „Ganz zufällig hat sie ihre Ausgabe schon vor Jahren verloren.“
    „Das überrascht mich nicht.“ Er nickte. „Aber dass du deins behalten und dann auch noch auswendig gelernt hast ...“ Durfte man sich da wundern, dass sie so steif wirkte und derart sonderbare Vorstellungen vom richtigen Benehmen gegenüber Männern entwickelt hatte?
    „Mama mag früher eine Schauspielerin gewesen sein. Trotzdem wusste sie, was sie Papa als seine Countess schuldig war. Sie hat alles getan, um Rosalind und mir beizubringen, wie eine Dame sich benimmt, ausdrückt und verhält.“
    „Das scheint bei Rosalind kaum Spuren hinterlassen zu haben. Aber warum hatte deine Mutter bei dir damit solchen Erfolg?“
    Sie zuckte die Schultern. „Wahrscheinlich, weil ich die Älteste und Mama vom Wesen her sehr ähnlich bin. Ich habe sie vergöttert.“ Ein sehnsüchtiger Ausdruck huschte ihr übers Gesicht. „Sie war so schön, elegant und anmutig. Ich wollte immer so sein wie sie, selbst, als sie schon tot war.“ Sie schluckte. „Deshalb habe ich sämtliche Benimmregeln auswendig gelernt - es erschien mir der richtige Weg, ihrem Vorbild zu folgen.“
    Dieses Geständnis schnürte ihm die Kehle zu. Das arme Mädchen. Sie musste sich bei einer Mrs. Nunley Rat suchen, weil sie keine Mutter mehr hatte. Daniel betrachtete das Buch in seiner Hand. „Jetzt bin ich erst recht gespannt darauf, das Ding zu

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