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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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noch einmal Papst.«
    Giovanni warf einen Blick auf Wido, weil er offensichtlich erwartete, auch von ihm gelobt zu werden. Doch Wido verzog sein Gesicht in skeptische Falten und sagte nur: »Johannes verleiht Giovanni einen lächerlichen Posten, weil er ihn als Spion benutzen will. Seid doch nicht so naiv!«
    »Protoscrinarius ist kein lächerlicher Posten«, widersprach ihm Giovanni trotzig, und Marozia war ebenfalls anderer Meinung: »Johannes könnte ja auch glauben, wir benutzten Giovanni als Spion – womit er sicher mehr recht hätte.«
    »Gott, was seid ihr verblendet!« rief Wido und verließ verärgert den Raum.
    Zu einer weiteren, diesmal heftigeren Auseinandersetzung kam es einige Monate später, als die beiden von dem Heiligen Vater zu einer Privataudienz eingeladen wurden.
    Marozia zeigte sich erfreut, Wido zögerte, die Einladung überhaupt anzunehmen.
    »Was ist los?« fragte sie ihn, unversehens gereizt. »Der Usurpator Pietro ist tot, Papst Johannes wurde sein Schwert aus der Hand geschlagen, er trauert noch immer, so hört man, bittet jetzt sogar den glorreichen Sieger aus Tuszien und seine Gemahlin zu einer Privataudienz.«
    Wido schüttelte heftig den Kopf. »Es geht nicht um leere Gespräche, sondern um eine langfristige Lösung, die wir seit Pietros Tod vor uns herschieben.«
    »Ich verstehe dich nicht« sagte Marozia. »Wir haben auf der ganzen Linie gesiegt. Laß den alten Mann in seiner Trauer Papst spielen – bis Giovanni soweit ist, seine Nachfolge anzutreten.«
    Wido überging den Hinweis auf Giovanni. Ernst sagte er: »Papst Johannes ist kein Mann, der rasch aufgibt, Trauer hin oder her. Er denkt langfristig und bezieht ganz Italien in sein Kalkül ein. Nicht zufällig hat er meinen Halbbruder Hugo zum König gekrönt …«
    »Aber dein Hugo ist weit. Von ihm haben wir seit langem nichts mehr gehört. Er wird seinen Titel in Pavia genießen oder kann sich mit den Ungarn herumschlagen.«
    Als Wido nicht antwortete, suchte Marozia seinen Blick. Er schaute jedoch in eine andere Richtung, und sie setzte sich zu ihm und fuhr mit katzenhaft anschmiegsamen Händen über seinen Körper.
    Als ich mich erhob, um den Raum zu verlassen, rief Wido: »Du solltest bleiben. Wir wollen deine Meinung hören.« Zugleich wehrte er Marozia ab, was sie kurz schmollen ließ. Doch dann wurde sie wieder ernst und nachdenklich.
    »Ich habe den Eindruck«, merkte ich an, »daß Wido mehr seinen Halbbruder fürchtet als den Papst.«
    Marozia griff meine Aussage unverzüglich auf. »Glaubst du wirklich«, wandte sie sich an Wido, »Hugo interessiert sich für Rom? Zwischen dem Norden und dem Patrimonium liegt bekanntlich Tuszien, das du beherrschst. Rom liegt also hinter einem starken Bollwerk und ist zudem unverdaulich.«
    Wido schüttelte den Kopf. »Nach meiner Erfahrung ist Hugo von grenzenlosem Ehrgeiz getrieben. Wer ihm im Wege steht – und wenn es Brüder sind –, wird zur Seite gestoßen. Weder kennt er Dankbarkeit noch scheut er arglistige Mittel; nie hat er daran gedacht, sich an Verträge und Abmachungen zu halten. Als Herrscher der Provence und König von Italien will er sicherlich Kaiser werden, und Kaiser wird er allein in Rom durch den Papst. Also müssen wir mit ihm rechnen, vermutlich sogar in naher Zukunft.«
    Als Marozia etwas einwerfen wollte, hob er abwehrend die Hand. »Laß mich ausreden! Ich erwähnte den Papst: Es ist noch immer Johannes, dem wir eine der schlimmsten Niederlagen seines Lebens zugefügt haben. Eine Weile mußte er sich zurückziehen, weil er im Verdacht stand, mit Pietro zusammen die Ungarn gerufen zu haben. Unterdessen hat sich dieser Verdacht weitgehend zerstreut. Hinzu kommt, daß der Papst trotz allem beliebt ist, das hat man mir häufig berichtet: Er gilt als volkstümlich, freigebig, männlich – das Volk von Rom hat Pietro schon halb vergessen, spricht aber bis heute von dem klatschwürdigen Liebesverhältnis mit deiner Mutter. Wie du weißt, ist das Volk berüchtigt für seinen Wankelmut: Heute liebt es diesen Herrscher, morgen jenen Papst, je nachdem, wer ihm das meiste an panem et circenses liefert. Aus alldem folgt, daß Johannes auf eine Gelegenheit wartet, sich an uns zu rächen – und dem müssen wir vorbeugen.«
    Marozia schaute ihn unsicher an, während ich, die ich nicht so ein gebrochenes Verhältnis zu Papst Johannes hatte, Widos Gedankengang durchaus verstand.
    »Was meinst du damit?« fragte Marozia.
    »Wir müssen ihn aus dem Weg

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