Die heimliche Päpstin
weicher geworden, und in ihnen verbarg sich unzulänglich ein triumphierendes Strahlen. In diesem Augenblick verstand ich, warum sie mich kaufte.
Nachdem ich den Raum verlassen hatte, blieb ich hinter der Tür stehen, um das Gespräch zu belauschen. Es war mir gleichgültig, daß ich von einigen der Diener und Mägde, sogar von Sergius' Leibwachen beobachtet wurde. Alle schienen sie meine Lage zu kennen und die Gefahr, die mir drohte.
»Nichts!« hörte ich. »Wenigstens kein Geld.«
»Das ist sehr großzügig. Und welchen Gefallen soll ich dir tun?«
Ich spähte durch den Türspalt: Sergius flüsterte Theodora etwas ins Ohr, und sie lachte spöttisch auf.
»In meinem Zustand halte ich sogar Theophylactus von mir fern. Ich will kein Risiko eingehen. Du weißt, was die Kirche davon hält, wenn eine Frau im gesegneten Zustand von einem Mann besucht wird – selbst wenn es ein schöner und mächtiger Diener der Kirche ist.« Wieder lachte sie, und als Sergius seine Hand nach ihr ausstreckte, schlug sie scherzhaft nach ihr, um anschließend sein Kinn zu kraulen. »Haben wir nicht noch einiges gemeinsam vor?« fragte sie neckisch.
»Gut, dann behalte ich einen Wunsch frei.« Sergius ging auf ihren Ton ein, ergriff die Hand, die ihn soeben gekrault hatte, drückte einen Kuß auf die Finger und zog Theodora an sich.
Ich bin kein Mann, doch konnte ich Sergius verstehen. Theodora war damals eine junge Frau von nicht einmal zwanzig Jahren, üppig, hochbusig, mit dunkelbraunem, dichtem Haar und einem verführerischen Lächeln, das ihre Tochter erben sollte. Einer Stimme, die selbst mich vibrieren ließ. Mit Augen, die jeden festhielten und bannten. Und ihre kalte Entschlossenheit machte Angst.
Noch am selben Tag wechselte ich von Diaconus Sergius zu dem Haus des jungen Senators Theophylactus und seiner Gemahlin Theodora, die ebenfalls in der Via Lata residierten. Der Senator, ein breitschultriger Hüne mit Hakennase und gepflegtem Bart, ließ lange seinen wohlwollenden Blick auf mir ruhen.
»Als Amme unseres Kindes soll es dir an nichts fehlen«, erklärte Theodora. »Die Milch einer so schönen und gebildeten Frau aus hohem Haus, die zudem gesund und kräftig ist, wird den Charakter unseres Kindes veredeln und aus ihm einen Papst oder eine Kaiserin machen. Wenn dir das gelingt, werden wir dich freilassen, und du kannst in deine byzantinische Heimat zurückkehren.«
11
Im Traum kam ich nieder. Über mir säuselten die Palmwedel, Flöten wetteiferten mit dem Gesang des Windes und den Melodien der Vögel, die von Zweigen hoch über mir neugierig auf mich schauten. Über den milchblauen Himmel zogen in Reih und Glied gehorsame weiße Schäfchen. Meine Mutter und Theodora beugten sich lächelnd über mich, kamen immer näher, bis ich nur noch die glänzenden Zähne sah und laut schrie. Schön wiegten die beiden ein Kind im Arm und sangen ein Kyrie eleison .
Mit glücklichem Herzschlag wachte ich auf. Unsere Zelle war hell erleuchtet von laut knisternden Fackeln, und Alberico beugte sich über mich. Den Schlag einer Wimper lang dachte ich: Endlich bereut er seine Taten und befreit uns, aber er ließ sich einen unserer Becher reichen, füllte ihn aus dem Eimer und ließ das Wasser auf die Stirn seiner Mutter tröpfeln. Marozia zuckte hoch, schaute verwirrt in das blendende Licht der Fackeln, ließ sich wieder zurückfallen und stieß in flüsternder Verzweiflung aus: »O Herr, nimm mich auf und sei mir gnädig!«
Alberico lachte glucksend über den Kinderscherz, den er sich erlaubt hatte. Als wir nicht reagierten, richtete er sich auf und hob seinen Arm, als sei er Gaius Julius Cäsar persönlich: »König Hugo marschiert mit seinem Heer nach Norden, verehrte Mutter, die Ratte zieht sich nach Pavia oder in seine sarazenenverseuchte Provence zurück. Rom atmet auf: Der fremde Usurpator kann die ewige Stadt nicht mehr schänden und in ein Hurennest verwandeln.« Wie ein Wanderprediger hielt er nun beide Arme in die Höhe und fuhr in singendem Tonfall fort: »Laßt alle Hoffnungen fahren dahin, denn siehe, euer Sohn hat die Feinde Roms mit dem Schwert geschlagen und wird sie verfolgen bis ins siebte Glied.«
»Hör auf!« krächzte Marozia. »Mach dich nicht zum Idioten!«
In einem kurzen Wutanfall packte Alberico sie an ihrer Tunika und wollte sie von ihrer Pritsche hochreißen, zog seine Hand aber rasch in gespieltem Ekel zurück. »So wie du bist, kann ich dich kaum den byzantinischen Gesandten vorstellen, nachdem sie
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