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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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sich bereits mit Naserümpfen durch unser römisches Ruinenfeld haben tragen lassen, vorbei an Misthaufen und Schweinekoben. In höflichen Worten teilten sie mir mit, ihr Interesse an meiner Schwester Berta als kaiserlicher Braut sei erlahmt, nachdem dem König Hugo sie aufgeklärt habe über ihre Mutter und Großmutter.«
    Ich mochte nicht aufschauen, weil Albericos gestelztes Gerede, falls es der Wahrheit entsprach, eine unserer letzten Hoffnungen zunichte machte.
    Marozia tat so, als hätte sie nicht zugehört, und wischte sich die Reste des trüben Schlafs aus den Augen.
    Alberico, eingerahmt von den Fackelträgern und Wächtern, erklärte nun, der römische Senat habe ihn zum princeps omnium Romanorum ernannt, man spreche von Albericus patricius und habe die Verwaltung der Stadt in seine Hände gelegt. »Auch mein geliebter Bruder Giovanni, der sich als Papst bekanntlich Johannes der Elfte nennt, fiel vor mir auf die Knie und erwies mir seine Reverenz. Daraufhin befreite ich ihn von seinem Hausarrest. Allerdings bedeutete ich ihm, ich würde ihn umgehend seines Augenlichts berauben, wenn er gegen mich irgendwelche Ränkespiele anzettelt.«
    »Und was ist mit Berta?« fuhr ihn Marozia an.
    »Berta betet im Kloster Sancta Maria auf dem Aventin – für das Seelenheil ihrer Mutter, die, so scheint es, noch immer nicht ihre Lage begriffen hat und sich eines unziemlichen Tones befleißigt.«
    »Hör auf!« schrie sie. Die reine Verzweiflung ließ ihre Stimme erzittern, und sie bedeckte ihr von Flohstichen gezeichnetes Antlitz mit der Stola, die sie in diesem kalten Loch unzureichend wärmte.
    Ich ergriff Albericos Hand. »Laß uns frei!« flehte ich ihn an. »Du hast erreicht, was du wolltest, deine Mutter kann dir nicht mehr gefährlich werden …«
    Ein kurzes spöttisches Lachen unterbrach mich.
    »Warum soll jetzt noch deine kleine Schwester büßen? Hat sie dir jemals etwas getan?«
    Alberico entzog mir seine Hand. »Berta muß leider ein Opfer bringen für Roms Zukunft und für die Fehler ihrer Mutter büßen. Ich will selbst eine byzantinische Prinzessin heiraten.«
    »Du?«
    »Warum nicht? Als Roms princeps und patricius!«
    »Dann wünsche ich dir Erfolg.«
    Ich meinte meinen Wunsch ernst, nur blutete mein Herz für Berta, die immer ein hübsches, wenn auch verhuschtes Mädchen gewesen war, aber durch die Vorstellung aufgeblüht war, im marmorweißen Gynaikeion , dem Frauenpalast in Konstantinopel, Kaiserin zu werden. Vielleicht braucht sie nur mehr Licht, um zu gedeihen. Im Kloster jedoch wird sie verdorren.
    Marozia hockte auf ihrer Pritsche wie ein grauer Stein.
    Mich berührte nicht nur das Mitleid um Berta, sondern bedrängte der Gedanke an Alexandros, der sich im Gefolge der Gesandtschaft befinden mochte und womöglich fieberhaft nach seiner Mutter fahndete.
    »Alberico«, nahm ich erneut das Wort auf.
    »Hast du dich endlich entschieden, mich in die Freiheit zu begleiten, um …« – er machte eine beziehungsreiche Pause – »um von deinen Landsleuten das Neueste aus Byzanz zu erfahren?«
    Ohne seine Frage zu beantworten, sprach ich an, was mir am meisten am Herzen lag: »Befindet sich in der Gesandtschaft ein Mann namens Alexandros, der so alt ist wie deine Mutter? Er spricht sicher Latein und müßte auch den römischen Dialekt beherrschen …«
    Alberico nahm einem seiner Wachen eine Fackel ab und beleuchtete damit mein Gesicht. Mir war nicht klar, ob er wußte, von wem ich sprach.
    »Könnte sein«, antwortete Alberico nach einer Pause. »Alexandros – ich glaube, ja … Woher kennst du ihn? Ist er ein Spion meiner Mutter, ein Helfershelfer, den ich schleunigst aus der Stadt jagen muß?«
    Unterdessen hatte Marozia die Stola von ihrem Gesicht gezogen. Ihre Augen blickten gerötet und müde. Ich wollte ihr die Hand reichen, doch sie schüttelte nur den Kopf.
    Erneut näherte sich die Fackel und mit ihr Alberico meinem Gesicht. »Komm mit mir!« bedrängte er mich. »Ich will nicht, daß du hier verreckst. Wer ist dieser Alexandros?«
    In diesem Augenblick dachte ich: Manchmal hilft nur die Wahrheit, und ich sagte: »Mein Sohn.«
    Albericos Blick wanderte ungläubig von mir zu Marozia und wieder zurück. Schließlich richtete er sich auf. »Der Sohn, dem meine Mutter die Milch gestohlen hat, die ihm zustand?«
    »Ich besaß reichlich davon.«
    »Ich dagegen mußte hungern, daran erinnere ich mich.«
    »Ach, mein kleiner Alberico …«
    Er spielte den römischen Cäsar und war zugleich

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