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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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leihen, zu überhören und fragte nach dem Goldschatz, mit dessen Hilfe man den Palast habe bauen wollen. Wir alle, Theophylactus und Theodora, Alberich, Martinus und ich, standen mit ihm in seinem verstaubten Geschäftszimmer im ersten Stock des stark gesicherten Hausturms, und es entstand ein gespanntes Schweigen.
    Theophylactus, sich räuspernd, ging nicht auf die Frage ein, sondern erkundigte sich nach dem Ort, an dem Aaron das Kreuz des Belisar aufbewahrt habe. »Wir müssen es schließlich im Falle von Plünderungen in Sicherheit bringen können. Und wer garantiert mir, daß seine Existenz ein Geheimnis bleibt? Von Generation zu Generation wurde es vererbt, in ihm liegt der Segen meines Geschlechts – mich von ihm auf Dauer zu trennen läge außerhalb meiner Vorstellung und würde den Segen in einen Fluch verwandeln.«
    Aaron atmete tief ein. »Illustrissimus, verehrter Konsul und Senator, ich gebe Euch Brief und Siegel und dazu das Ehrenwort eines Mannes, dessen untadeliger Ruf über jeden Verdacht und Zweifel erhaben ist, wie Ihr Euch auf allen Meeren wie auf allen Wegen, in Antiochia, Konstantinopel und Venedig vergewissern könnt.«
    »Was gilt schon das Ehrenwort eines Juden, dessen Volk unseren Heiland ans Kreuz genagelt hat«, fuhr ihn Alberich an. »Wenn du deine Zunge nicht hüten kannst, werde ich sie dir eigenhändig herausschneiden.«
    Aaron entgegnete, unbeeindruckt von der Drohung und mit regelrecht samtener Stimme: »Verschwiegenheit ist die Seele des Geldverleihens, Vertragstreue läßt die Zinsen sinken, während Rechtlosigkeit und Gewalt sie in die Höhe treiben. Sorgt dafür, lieber Markgraf von Spoleto, daß die Handwerker ungestört eure Mühlen bauen können und die Bäcker ihr Mehl mahlen, daß Weizen wachsen kann und nach Rom gebracht wird, die Straßen in der Stadt sicherer werden, vom Umland ganz zu schweigen – und uns allen wird der Segen des Herrn gewiß sein, den das Goldkreuz des Belisar so blitzend und funkelnd verspricht.«
    Alberich wollte etwas erwidern, doch Theophylactus hielt ihn zurück, und ich erklärte in die entstehende Unruhe hinein: »Unser gemeinsames Interesse ist der beste Garant für das Gelingen unserer Ziele.«
    Auflachend rief Alberich: »Unser gemeinsames Interesse! Das Wort einer Sklavin aus einem Krämergeschlecht!«
    »Der Goldschatz!« Aaron brachte das Gespräch zurück auf die finanziellen Grundlagen der Planung und die Sicherheiten, die er erwartete. »Ist er womöglich nur ein Phantom?«
    Auch ich hatte mich dies damals des öfteren gefragt. Insbesondere Theodora ließ deutlich innere Widerstände spüren, wenn das Gespräch ihren Schatz umkreiste. Nicht einmal mir hatte sie bisher verraten, wo er versteckt war und woher sie ihn besaß.
    »Gut«, sagte sie schließlich, »damit ihr mir glaubt und wir den Bau auf dem Aventin beginnen können, werde ich hundert Goldstücke als Beweis und Anzahlung holen.«
    Eine von Aaron vorbereitete Urkunde über zusätzliche Darlehen wurde schließlich nach Feilschen über Zinssätze unterzeichnet. Bedingung für die Auszahlung war der Nachweis der hundert Goldstücke.
    Und tatsächlich, am folgenden Tag forderte mich Theodora während der neunten Stunde auf, ihr unauffällig zu folgen. Wir begaben uns in einen der unterirdischen Vorratsräume, in dem in großen, bauchigen Amphoren Wein und Öl gelagert wurde. Zu meiner Überraschung band mir Theodora die Augen zu. Ich hörte anschließend ein Geräusch, als würde ein schweres Portal geöffnet, und wurde von ihr wie ein Blinde in eine dumpfe Kühle geleitet.
    »Warum vertraust du mir nicht?« fragte ich, als ich unsicher vor mich hin tappte.
    Theodora nahm mir die Binde ab. Sie hielt ein Öllicht in der Hand, das einen in die Tiefe führenden Gang schwach beleuchtete. Mir winkend ging sie schweigend voran. Nach einer Weile teilte sich der Gang, traf auf eine Art unterirdische Halle mit einem Steinaltar, auf dessen Vorderseite ein Stieropfer eingemeißelt war. Von hier zweigten mehrere Stollen ab.
    »Bist du sicher, daß du zurückfindest?« wagte ich Theodora zu fragen.
    Sie reagierte nicht.
    »Wer sich in diesem Labyrinth verläuft, kehrt nie wieder ins Leben zurück.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Theodora kalt und schritt schneller voran.
    Ich hörte ein entferntes Plätschern und Fiepen von Ratten.
    »Die cloaca maxima .« Theodora wies vage in eine seitliche Richtung.
    Verwesungsgeruch umfing uns nun. Hier waren wohl auch noch andere Menschen ihren

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