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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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ihn an und senkte meine Stimme: »Es ist offensichtlich, was sie planen: Du sollst in einen Hinterhalt gelockt oder gleich durch deine Begleiter umgebracht werden.« Als Alexandros nicht antwortete, fügte ich an: »Sie wollen eure Liebe zerstören, und da sie ahnen, daß sie es nicht können, werden sie dich aus dem Weg räumen. Daher wirst du auf der Hut sein und deinen Begleitern bei der ersten sich ergebenden Gelegenheit entfliehen. Selbst wenn es dir dein Herz zerreißt. Nur so könnt ihr eure Liebe retten. Du reist nach Lucca zu Martinus und mit ihm nach Konstantinopel, um am Hof das Schicksal deines Großvaters zu verkünden und nach unserem Besitz zu schauen. Wenn du die Ehre und das Ansehen der Familie wiederhergestellt hast, wirst du als … als … Held zurückkehren. Verstehst du: Du bist der Enkel des Makedonen Philippos, nicht Zufällig habe ich dir den Namen des Welteroberers gegeben … Und dann forderst du deine Marozia zurück.«
    Alexandros, der bisher erstaunlich beherrscht geblieben war, verlor seine Fassung. Er öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Laut hervor. Seine Augenlider flatterten, die Lippen zitterten, sein Antlitz war bleich wie der Tod.
    »Ich kann nicht«, stammelte er.
    »Du mußt!« beschwor ich ihn. »Denk an Marozia. Ein toter Geliebter wird sie ins schwärzeste Unglück stürzen, auf einen fernen Geliebten kann sie immer hoffen.«
    »Es gibt keine Hoffnung, nur eine Verzweiflung, eine Krankheit, die zum Tode führt.«
    »Sprich nicht wie ein alter Mann, du bist jung und voller Kraft. Ihr werdet beide mit eurer vorläufigen Trennung fertig werden. Ich dagegen überlebe nicht, wenn man dich ermordet. Das Messer liegt schon bereit, mit dessen Hilfe ich dir dann nachfolge.«
    Während ich meine Entschlossenheit wiedergefunden hatte, kämpfte Alexandros mit sich selbst.
    »Ich tue es für dich. Mir liegt an meinem Leben nichts mehr«, sagte er.
    »Dann tue es für mich. Und für eure Zukunft.«
    »Und wenn wir gemeinsam fliehen, du und ich?« Jetzt flehte Alexandros mich an.
    »Theophylactus hat uns absichtlich auf getrennte Wege geschickt; überdies werde ich stärker bewacht. Ich kann den Wachen nicht entkommen. Außerdem: Soll ich nicht ein Auge auf Marozia halten? Sie beschützen?«
    Ein zweifelnder Blick huschte über Alexandros' Gesicht. Glaubte er mir etwa nicht?
    »Wir werden uns alle wiedersehen und in die Arme schließen.«
    »Im Himmel«, flüsterte er.
    »Nein, nicht erst im Himmel.«
    34
    Mir fehlen die Worte für den Zustand meines Herzens, wenn ich zurückdenke an diesen Augenblick, der mich in trauerschwerer Trostlosigkeit zurückließ, wenn ich zugleich vorausdenke an die Möglichkeit, meinen Sohn an ebendiesem Ort auf dem Aventin nach so vielen Jahren erneut in die Arme schließen zu dürfen. Wird mein altes Herz diese Freude aushalten, ohne zu brechen?
    Vierundzwanzig Jahre ist es her, daß Alexandros nach dem ersten Hahnenschrei mit drei finsteren Gesellen aufbrach. Er hatte sich nicht mehr von Marozia verabschieden können – vermutlich wußte sie nichts von seinem Auftrag.
    Wir, Mutter und Sohn, saßen die Nacht vor seinem Aufbruch in dem neuen, mir zugewiesenen Sklavinnenraum zusammen, und in dieser Nacht erzählte ich ihm alles, was ich von seinen Großeltern wußte, von ihrer Herkunft, von unserer villa in Konstantinopel. Ich erläuterte ihm, an wen er sich wenden sollte, um sich als Enkel des makedonischen Fernhändlers Philippos auszugeben. Beweise konnte er keine beibringen, nur möglichst genaues Wissen von den Lebensumständen und Besitztümern seiner Großeltern.
    Er berichtete mir von seinem Kampf um seine Geliebte, den er erst gewonnen hatte, als Marozia eröffnet wurde, sie müsse Markgraf Alberich heiraten.
    Noch heute höre ich seine helle Stimme, die mir weich und melodisch in den Ohren klingt, ich sehe seine schmalen Finger und seine grauen, tiefgründigen Augen, die sich in ihren eigenen Schatten verloren. Er lebte in mir weiter, in meiner Sehnsucht, und gab mir Kraft – und nie verließ mich die Hoffnung, ihn eines Tages wieder in die Arme zu schließen.
    Am nächsten Morgen stand ich am Portal unseres Palasts, als die Hufe der vier Reiter über die rundgeschliffenen Steine der vor vielen Jahrhunderten gepflasterten Straße klapperten, die den Aventin hinab zu einem großen Weizenfeld führt, das damals den alten Circus maximus bedeckte. Alexandros drehte sich ein letztes Mal im Sattel um und winkte mir. Sein Pferd hob verärgert

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