Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
Vom Netzwerk:
nach meinem Umhang, riß mir fast die Fibel ab.
    »Er schwebt in Lebensgefahr, solange Sergius … du weißt schon«, flüsterte sie erregt. »Sergius hat auch Theophylactus überredet …«
    Als ich erneut protestieren wollte, machte sie »Pst!« und hielt mir die Hand auf den Mund. »Nur Marozia sperrt sich noch – angetrieben von deinem Alexandros. Sie lieben sich, höre ich, wollen zusammenbleiben – ich hätte dieser weltfremden Kinderliebe längst einen Riegel vorschieben und Marozia mit Alberich verheiraten sollen. Dann hätte sie jetzt zwei Söhne und keine Flausen im Kopf.« In meinen Ohren klangen ihre Worte wie eine Drohung, und tatsächlich ließ sie mich stehen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Kurz darauf wurde ich mit Alexandros zu Theophylactus gerufen, der mir in ungewohnt förmlicher Weise den Auftrag gab, mit einer kleinen Truppe Bewaffneter eine Inspektionsreise nach Latium durchzuführen, weil wieder Unregelmäßigkeiten in der Verwaltung seiner Domänen eingerissen seien. Alexandros, der sich als mein ›Gehilfe‹ bewährt habe, solle in die Sabiner Berge reiten, um den Fortschritt der Befestigungsanlagen um die Dörfer und den Bau der Sicherungsburgen zu überprüfen. Ihm würde Alberich ebenfalls ein paar Männer zuteilen, allerdings, da er sich als ein junger, kräftiger Mann ja selbst wehren könne, nicht allzu viele.
    Alexandros schaute mich fragend an, nickte knapp und äußerte sich nicht weiter.
    »Hast du verstanden?« herrschte ihn Theophylactus an, in einem Ton, den ich von ihm seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
    »Ja«, antwortete Alexandros knapp.
    »Ja, Herr! heißt das.«
    Alexandros reagierte nicht, und so wollte ich mich an seiner Stelle entschuldigen. Aber Theophylactus sprang, indem er mir mit einer heftigen Geste zu schweigen befahl, auf ihn zu, und es sah fast so aus, als wollte er ihn schlagen. Alexandros wich keinen Fuß zurück. Theophylactus, furchteinflößend in seiner massigen Größe und in kaum gebremstem Zorn, packte ihn an seiner Tunika, ließ ihn aber unverzüglich wieder los und bewegte sich einige Schritte im Raum auf und ab. In mühsamer Beherrschung stieß er aus: »Was ich dir noch sagen wollte, mein Junge: Laß die Finger von Marozia! Zu lange haben wir eurem Treiben zugesehen, es in Vertrauen auf den Einfluß deiner Mutter geschehen lassen. Jetzt sehen wir, daß dies falsch war.« Er fuhr sich nervös über sein Gesicht und brüllte plötzlich: »Hast du verstanden, Bastard?«
    Um die Situation zu entschärfen, stellte ich mich zwischen Alexandros und Theophylactus. Ich spürte den Widerstand meines Sohnes und befürchtete, er könnte sich jeden Augenblick auf Theophylactus stürzen – was seinen Tod bedeutet hätte. Theophylactus konnte ihn vermutlich noch immer mit einem Schlag niederstrecken, hatte außerdem mit Sicherheit einen Dolch in seinem Gewand versteckt oder hätte die Wachen rufen und Alexandros im Handgemenge die Kehle durchschneiden lassen können.
    »Und du auch?« brüllte er jetzt mich an.
    Ich schob Alexandros wortlos aus der Tür. Als wir zu unseren Gemächern gelangten, stellten wir fest, daß unsere persönlichen Habseligkeiten fehlten. Wir suchten Marozia, die jedoch, wie uns bedeutet wurde, bei ihrer Mutter weile. Die Herrin habe sich jede Störung verbeten. Die Kammerfrau, die mir das mitteilte, blickte hilflos unter sich, und als ich sie zwang, mir ins Gesicht zu schauen, füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    »Was soll das?« fragte ich einen der Hausdiener, dem wir in Alexandros' Raum begegneten.
    »Auf Befehl des Herrn sollt ihr in Zukunft im Nebengebäude schlafen.« Auch ihm war peinlich, was er uns mitteilte, und er fügte mit gesenkter Stimme hinzu: »Es ist sogar davon die Rede, daß ihr in die Via Lata umzieht.«
    Ich hatte längst verstanden, und Alexandros nicht minder. Um unbelauscht miteinander reden zu können, verzogen wir uns in den Park.
    Für mich gab es nun kein Zurück mehr, auch wenn ich mir mein Herz aus der Brust reißen mußte. Ohne Zweifel schwebte Alexandros in höchster Lebensgefahr. Diese getrennten Inspektionsreisen …
    An seiner seelenwunden Miene sah ich, daß ihm unvermittelt und unerwartet der Lebenssinn von der Seite gerissen worden war. Ich hatte ihm bisher nicht mitgeteilt, daß Sergius, sein Vater, Anspruch auf die Entjungferung Marozias erhob – er brauchte es auch nicht zu wissen.
    »Du mußt fliehen«, sagte ich mit allem Nachdruck, zu dem ich fähig war. Beschwörend sah ich

Weitere Kostenlose Bücher