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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Verschwinden Marozia niederwarf und Papst Sergius seinen Erpressungswunsch einforderte.
    35
    Als ich von meiner Inspektionsreise nach Latium heil und ungehindert, ohne besondere Erkenntnisse über Unregelmäßigkeiten, nach Rom heimkehrte, erwarteten mich eine aufgelöste Marozia, die sich wie eine Ertrinkende an mich klammerte, eine beherrschte Theodora und ein zufriedener Theophylactus. In der Tat war Alexandros von seiner Reise in die Sabiner Berge nicht zurückgekommen, und seine Begleiter berichteten, in der ersten Nacht habe er sich davongeschlichen und sei nicht wieder aufgetaucht. Vermutlich habe er sich in dem unwegsamen Gelände verirrt und sei sarazenischen Wegelagerern in die Hände gefallen oder von mißtrauischen Bauern erschlagen worden.
    Theophylactus kommentierte den Vorfall nicht weiter, während Theodora sich mir und Marozia gegenüber in Mitleid über den ›Verlust‹ erging und Gottes unerforschlichen, doch unabänderlichen Willen beschwor. Marozia konnte lange Zeit vor hemmungslosem Schluchzen nicht reden, brach dann in hellodernde Wut gegen ihre Mutter aus, die Alexandros, wie ich hörte, vor seinem Aufbruch schlechtgemacht und sie eingesperrt hatte.
    Marozia wollte nicht von meiner Seite weichen. Sie begriff nicht, daß ich in den Dienertrakt hatte umziehen müssen, und bestand darauf, daß ich zu ihr zurückkehre, so daß meine wenigen Habseligkeiten rasch wieder an ihrem alten Platz lagerten. In einer Mischung aus verständnisloser Verzweiflung und ersticktem Zorn beklagte sie, daß Alexandros sie ohne Abschied verlassen habe. Wegen der zahlreichen Vorhaltungen ihrer Mutter fand sie nur einen einleuchtenden Grund für seine Flucht: Ihre Mutter hatte ihn davongejagt!
    »Aber er hat mich nicht tief genug geliebt, sonst hätte er Mittel und Wege gefunden … Warum hat er nicht wenigstens einen Abschiedsbrief hinterlassen. Er hätte ihn ja dir geben können.«
    »Auch ich wußte nichts von seiner … Flucht.«
    »Nein, er kann mich nicht geliebt haben«, stieß sie erneut in höchster Verzweiflung aus.
    »Ich weiß, daß die Liebe zu dir sein Leben bestimmte«, sagte ich.
    »Meine Mutter sagt, er habe einen klaren Auftrag erhalten.« Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. »Sie kann nur lügen.«
    »Ich glaube, viel eher lügen seine Begleiter«, erklärte ich knapp, mit bitterer Trauer in der Stimme.
    »Du meinst …?«
    »Wir dürfen niemanden ohne Beweise beschuldigen.«
    Sie hatte kaum hingehört. »Du meinst, er wollte zurückkehren – und kann nicht, weil er …«
    Sie wagte nicht, das unheilvolle Wort auszusprechen. Auch ich ergänzte ihren Satz nicht.
    »Du glaubst, die Begleiter sollten ihn auf Befehl meiner Mutter …«
    Erneut schreckte sie davor zurück, das endgültig klingende Wort in den Mund zu nehmen.
    Ihre Tränen waren versiegt, hinter ihren Augen jagten die Gedanken, als müßten sie ein unschuldiges Tier zu Tode hetzen, und schließlich erstarrten sie in einer Kälte, die allein durch Haß und Leidenschaft zu neuem Leben zu erwecken war.
    Tagelang weigerte sie sich, Theodora in ihre Nähe zu lassen, sie aß nicht mehr, hockte häufig im Park, dort, wo sie und Alexandros die Stunden ihrer Gemeinsamkeit verbracht hatten. Sie hatte sich eine scharfe Klinge besorgt, und ich konnte gerade noch verhindern, daß sie sich selbst verstümmelte. Es war zu befürchten, daß sie dem Menschen, den sie für ihr Unglück verantwortlich machte, das Messer in die Brust stieß, in einem Moment, in dem das Haßgefunkel ihrer Augen überhandnahm.
    Für Marozia stand nun fest, daß ihre Mutter den Befehl gegeben hatte, Alexandros umzubringen, damit keine Chance mehr bestünde, er könnte zurückkehren und sie zur gemeinsamen Flucht überreden.
    Ich wollte ihre diese Überzeugung nicht ausreden – obwohl ich wußte, daß Alexandros auf meinen Wunsch geflohen war, um seinem Tod zu entgehen. Dennoch gab es Momente, in denen ich unsicher wurde, weil nicht zu leugnen war, daß Marozia recht haben konnte. War es nicht möglich, daß die Dolche von Alexandros' Begleitern vor seinem Fluchtversuch ihr Ziel gefunden hatten? Natürlich hätten die Männer dann lügen müssen. Hätten sie sich eines befohlenen Mordes bezichtigt, wären sie rasch im Tiber gelandet, mit durchgeschnittener Kehle und ohne Zunge.
    Aber mit Alexandros' Tod zu rechnen ertrug ich nicht. Mein Leben wäre mir nichts mehr wert gewesen. So blieb ich dabei, an einen Mordplan, aber ebenso an eine gelungene Flucht zu

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