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Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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meisten hier. In seinem Anzug und teuren Hemd kam er sich zu schick vor.
    Nachdem er am Abend zuvor die Kanzlei verlassen hatte, war er eine Weile ziellos herumgelaufen. Dann, als der Morgen nahte, hatte er sich in einem zweifelhaften Hotel in Bayswater ein Zimmer genommen. Er hatte wach gelegen und zur fleckigen Decke hochgestarrt. Nach dem Frühstück in einem Café war er mit einem Taxi heimgefahren und hatte sich in der Hoffnung ins Haus geschlichen, Francesca sei schon gegangen. Er kam sich wie ein Einbrecher vor, als er sich duschte, rasierte und umzog. Er hatte sich eine Tasse Kaffee gemacht, ihn in der Küche getrunken und dabei in den Garten gestarrt. Dann hatte er den Becher in die Geschirrspülmaschine gestellt, auf die Uhr gesehen und seine Aktentasche genommen. Vertraute Handlungen, Routinebewegungen. Einen Augenblick lang kam es ihm vor, als ginge sein Leben weiter wie bisher.
    Aber sein Leben war nicht mehr das gleiche. Es würde nie mehr das gleiche sein. Sein Innerstes war nach außen gekehrt worden, die Wahrheit war ans Tageslicht gekommen, und nun musste er entscheiden, wie er damit umging.
    »Rupert?« Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, und er sah auf. Vor ihm stand ein junger Mann in schwarzen Jeans mit kurz geschorenen Haaren und Ohrring. Mit leichtem Unbehagen ging Rupert auf ihn zu.
    »Guten Tag.« Ihm war bewusst, dass er gespreizt klang. »Wie geht’s?«
    »Wir haben miteinander telefoniert«, sagte der junge Mann mit sanfter Stimme. »Ich bin Martin.«
    »Ja.« Rupert drückte seine Aktentasche fest an sich. Plötzlich bekam er es mit der Angst zu tun. Hier war Homosexualität. Hier war seine eigene verborgene Seite, für alle sichtbar vor ihm. Er nahm Platz und schob den Stuhl etwas vom Tisch weg.
    »Nett von Ihnen, dass Sie nach London gekommen sind«, sagte er steif.
    »Kein Problem«, sagte Martin. »Ich bin mindestens einmal die Woche hier. Und wenn es wichtig ist …« Er breitete seine Hände aus.
    »Ja.« Rupert vertiefte sich in die Speisekarte. Er würde sich den Brief und, wenn möglich, Allans Telefonnummer geben lassen und dann umgehend verschwinden.
    »Ich glaube, ich nehme einen Kaffee«, sagte er, ohne aufzusehen. »Einen doppelten Espresso.«
    »Ich habe auf Ihren Anruf gewartet«, erklärte Martin. »Allan hat mir eine Menge von Ihnen erzählt. Ich habe immer gehofft, Sie würden sich eines Tages auf die Suche nach ihm machen.«
    »Was hat er Ihnen denn erzählt?« Rupert hob langsam den Kopf. Martin zuckte mit den Achseln.
    »Alles.«
    Rupert wurde feuerrot und legte die Speisekarte auf den Tisch. Er sah Martin an, auf demütigende Vorwürfe gefasst. Aber Martin blickte freundlich und verständnisvoll. Rupert räusperte sich.
    »Wann haben Sie ihn kennen gelernt?«
    »Vor sechs Jahren.«
    »Hatten Sie … eine Beziehung mit ihm?«
    »Ja«, erwiderte Martin. »Wir hatten eine sehr enge Beziehung.«
    »Verstehe.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Wir waren keine Lover. Ich war sein Berater.«
    »Oh«, sagte Rupert verwirrt. »War er …«
    »Er war krank«, sagte Martin und blickte Rupert direkt in die Augen.
    Schlagartig wurde Rupert die tödliche Bedeutung von Martins Worten klar, und er senkte den Blick. Hier war sie, ohne Vorwarnung. Seine Strafe, das Ende des Kreislaufs. Er hatte gesündigt, und nun wurde er bestraft. Er hatte unaussprechliche Akte begangen. Nun musste er eine unaussprechliche Krankheit erleiden.
    » AIDS «, sagte er ruhig.
    »Nein.« In Martins Stimme trat ein Anflug von Verachtung. »Nicht AIDS . Leukämie. Er hatte Leukämie.«
    Rupert hob ruckartig den Kopf. Martins Blick ruhte traurig auf ihm. Unvermittelt wurde Rupert übel, als wäre er in einem Alptraum gelandet. Um sein Gesichtsfeld begannen weiße Sterne zu tanzen.
    »Leider«, sagte Martin. »Allan ist vor vier Jahren gestorben.«

13. Kapitel
    Eine Weile herrschte Schweigen. Ein Kellner kam, und Martin bestellte diskret, während Rupert mit glasigen Augen nach vorn starrte. Es schien ihm, als würde etwas in ihm zerrissen, als bestünde er nur noch aus Leid und Schmerz. Allan war tot. Allan war fort. Er kam zu spät.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte Martin sich leise.
    Unfähig zu sprechen, nickte Rupert nur.
    »Ich fürchte, über seinen Tod kann ich Ihnen nicht viel erzählen. Er starb in den Staaten. Seine Eltern sind hergekommen und haben ihn heimgebracht. Soweit ich weiß, ist das Ende recht friedlich gewesen.«
    »Seine Eltern«, sagte Rupert mit brüchiger Stimme. »Dabei

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