Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heiratsschwindlerin

Die Heiratsschwindlerin

Titel: Die Heiratsschwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
nun sag schon!« Es entstand eine Pause.
    »Mit Austern gefüllt sein.«
    »Ich mag Austern.«
    »Ich weiß.« Mit ungeschickten Händen nahm sie die Teekanne, drehte sich, um sie auf den Tisch zu stellen, und rutschte dabei aus. Die Teekanne zerbrach unter lautem Geklirr auf den Schieferkacheln, und Olivia stieß einen Schrei aus.
    »Olivia?« James sprang auf. »Alles in Ordnung?«
    Porzellanscherben lagen in einer Teepfütze auf dem Boden; zwischen den Kacheln strömten Teeflüsschen auf ihn zu. Das gelbgeränderte Auge einer Ente starrte vorwurfsvoll zu ihm hoch.
    »Sie ist kaputt!«, jammerte Olivia. »Dabei hatten wir diese Teekanne zweiunddreißig Jahre!« Sie ging in die Knie, hob eine Henkelscherbe auf und starrte sie ungläubig an.
    »Wir kaufen uns eine neue.«
    »Ich möchte keine neue«, erwiderte Olivia mit bebender Stimme. »Ich möchte die alte. Ich möchte …« Unvermittelt brach sie ab und wandte sich zu James um. »Du willst mich verlassen, nicht, James?«
    »Was?« James starrte sie schockiert an.
    »Du willst mich verlassen«, wiederholte Olivia ruhig. Sie sah auf die Teekannenscherbe und umklammerte sie fester. »Du willst ein neues Leben anfangen. Ein neues, aufregendes Leben.«
    Kurze Zeit herrschte Stille, dann begriff James und atmete scharf aus.
    »Du hast mich gehört.« Er versuchte, seine Gedanken zu sammeln. »Du hast mich gehört . Mir war nicht klar …«
    »Ja, ich habe dich gehört«, erwiderte Olivia, ohne aufzusehen. »Das hast du doch auch gewollt, oder?«
    »Olivia, ich wollte nicht …«
    »Ich nehme an, du wolltest warten, bis die Hochzeit vorbei ist«, schnitt Olivia ihm das Wort ab, die das Teekannenstück immer wieder herumdrehte. »Vermutlich wolltest du den freudigen Anlass nicht zerstören. Nun, das ist auch so geschehen. Du brauchst also nicht länger zu warten. Du kannst gehen.« James blickte sie an.
    »Du möchtest, dass ich gehe?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Olivias Stimme wurde eine Spur rauer, den Kopf hielt sie weiterhin gesenkt. Lange Zeit herrschte Stille. Auf dem Boden kam das letzte braune Flüsschen Tee zum Stillstand.
    »Das Problem in der Firma«, sagte James plötzlich und ging zum Fenster. »Das Problem, von dem Isobel gesprochen hat. Die Firma wird umstrukturiert. Drei der Abteilungen werden nach Edinburgh verlegt. Man hat mich gefragt, ob ich umziehen wollte. Und ich habe gesagt …« Er drehte sich zu ihr um. »Ich habe gesagt, ich würde darüber nachdenken.« Olivia sah auf.
    »Davon hast du mir nichts erzählt.«
    »Nein«, sagte James trotzig. »Habe ich nicht. Deine Antwort war mir klar.«
    »So? Wie schlau von dir!«
    »Du bist hier verwurzelt, Olivia. Hier hast du deine Arbeit und deine Freundinnen. Ich wusste, dass du das alles nicht verlassen willst. Aber ich hatte einfach das Gefühl, ich bräuchte etwas Neues!« Ein schmerzlicher Zug erschien auf James’ Gesicht. »Kannst du das verstehen? Hast du nie mal fliehen und neu anfangen wollen? Ich dachte, eine neue Stadt wäre die Antwort auf mein Unbehagen. Ein neuer Ausblick in der Früh. Eine andere Luft zum Atmen.«
    Stille.
    »Verstehe«, sagte Olivia schließlich mit brüchiger Stimme. »Na dann, ab mit dir. Ich will dich nicht aufhalten. Ich helf dir beim Packen, soll ich?«
    »Olivia …«
    »Vergiss nicht, mir eine Ansichtskarte zu schicken.«
    »Olivia, komm, sei nicht so!«
    »Wie, so? Wie meinst du denn, soll ich sonst reagieren? Immerhin planst du, mich zu verlassen!«
    »Nun, was hätte ich denn tun sollen?«, entgegnete James zornig. »Auf der Stelle absagen? Mich für weitere zwanzig Jahre Bath festlegen?«
    »Nein!«, schrie Olivia, in deren Augen plötzlich Tränen glitzerten. »Du hättest mich bitten sollen mitzukommen. Ich bin deine Frau, James. Du hättest mich darum bitten sollen!«
    »Was hätte das gebracht? Du hättest gesagt …«
    »Du weißt doch gar nicht, was ich gesagt hätte!« Olivias Stimme bebte, und sie reckte ihr Kinn. »Du weißt nicht, was ich gesagt hätte, James. Und du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, es herauszufinden.«
    »Ich …« James hielt inne.
    »Du hast dir nicht mal die Mühe gemacht, es herauszufinden«, wiederholte Olivia, und ein Anflug von Verachtung schlich sich in ihre Stimme.
    Lange Zeit herrschte Stille.
    »Wie wäre deine Antwort ausgefallen?«, wollte James schließlich wissen. »Wenn ich dich gefragt hätte?« Er versuchte, Olivias Blick aufzufangen, aber sie starrte auf die Porzellanscherbe, die sie noch immer in

Weitere Kostenlose Bücher