Die heiße Nacht auf den Bahamas
Cent
umdrehte, bevor sie ihn ausgab.
Sie
überlegte, wie es wohl war, so reich wie Hunter Axon zu sein. Es
gab Leute, die glaubten, man könne nie genug Geld haben. Aber
sie war anderer Meinung. Leider hatte Geld auf manche Menschen eine
süchtig machende Wirkung, so ähnlich wie Drogen. Je mehr
sie hatten, desto mehr wollten sie.
Oliver
war so ein Fall. Er war der reichste Mann in Shanville und führte
ein Leben, von dem viele nur träumten. Doch das reichte ihm
nicht, und letztendlich würde ihn sein Streben nach mehr
Reichtum seine Firma, seine Heimatstadt und die Menschen kosten, die
ihn liebten. Bestimmt würde Oliver eines Tages entdecken, dass
er mit Geld nicht kaufen konnte, was er sich am meisten wünschte,
nämlich Glück.
Cassie
stieg in den Wagen. Während der Fahrt ging sie noch ein letztes
Mal ihre Unterlagen durch. Nach einer aufreibenden siebenstündigen
Sitzung hatten die Angestellten von Demion Mills einem Angebot
zugestimmt. Sie würden nicht versuchen, das Patent für
Bodyguard zurückzukaufen. Das konnten sie sich nicht leisten.
Aber sie boten Hunter einen mehr als fairen Preis für den
Betrieb. Der Handel basierte jedoch auf seiner
Kooperationsbereitschaft, denn sie würden ihm den Kaufpreis nur
in Raten erstatten können, weil keine Bank bereit war, ihnen
Kredit zu gewähren. Als Sicherheit hatten sie nur ihre Häuser
und Grundstücke. Doch wenn der Betrieb Pleite ging, waren ihre
Häuser und das Land wertlos.
Warum
sollte Axon Enterprises also überhaupt so einem Vorschlag
zustimmen?
Erneut
stellte sie ihren Entschluss infrage. Hatte Hunter Recht? Würden
sie alle besser fahren, wenn sie die Abfindungen akzeptierten?
Möglicherweise.
Doch Cassie hatte das Gefühl, dass sie noch eine kleine Chance
hatten, ihren Betrieb zu retten. Trotz allem, was sie über
Hunter Axons Skrupellosigkeit gehört hatte, hatte sie auch
andere Eigenschaften an ihm wahrgenommen und glaubte, dass unter der
rauen Schale der Mann steckte, den sie damals am Strand kennen
gelernt hatte – warmherzig, rücksichtsvoll und zärtlich.
Der
Wagen hielt vor einem sehr exklusiv aussehenden Hotel, und der
Chauffeur setzte sie davon in Kenntnis, dass hier ein Zimmer für
sie reserviert sei. Mr. Axon habe heute Abend leider eine
Verabredung, die keinen Aufschub dulde. Doch er würde sie am
nächsten Morgen für das Gespräch mit dem Vorstand
abholen lassen.
Verblüfft
bedankte sich Cassie und stieg aus. Sie hatte damit gerechnet, Hunter
noch heute zu begegnen, und war enttäuscht. Nicht nur
enttäuscht, sie begann auch zu überlegen, mit wem er wohl
eine Verabredung hatte. Ob er sich mit einer anderen Frau traf?
Doch
das ging sie nichts an. Sie straffte die Schultern und betrat das
Hotel.
Hunter
saß auf der Terrasse seines Hauses und betrachtete das Meer. Er
dachte an den Gesichtsausdruck seines Steuerberaters, als er ihn beim
Abendessen darüber informiert hatte, er denke daran, Demion
Mills den Angestellten zu verkaufen. "Bei allem Respekt, sind
Sie verrückt?" hatte der Mann ihn gefragt.
Hunter
hatte das Angebot noch nicht gesehen, aber er war sicher, es würde
nicht reichen, um sein Team zu überzeugen. Schließlich war
das Risiko so groß, dass keine Bank bereit war, den
Angestellten Kredit zu gewähren.
"Also
warum?" hatte sein Steuerberater ihn gefragt. "Warum
sollten Sie überhaupt darüber nachdenken?"
Hunter
hatte keine Antwort auf diese Frage. Was sollte er darauf sagen? Dass
er ganz hingerissen von einer der Angestellten war, die den Betrieb
kaufen wollten? Die ganze Angelegenheit war lächerlich. Immerhin
kannte er Cassie kaum.
Doch
der Gedanke an sie reichte aus, um ihn zum Lächeln zu bringen.
Er erinnerte sich daran, wie sie in sein Büro gekommen war. Sie
hatte die Arme verschränkt und ihn trotzig und provozierend
angesehen. Und sie hatte das Outfit eines Arbeiters getragen, als
wollte sie ihm damit bewusst machen, wer sie war. Was ihr allerdings
nicht klar war, war, dass es für ihn nicht zählte, ob sie
Fotografin oder Arbeiterin war. Tolle Titel und Kleidung
beeindruckten ihn nicht. Selbst äußerliche Schönheit
imponierte ihm nicht übermäßig. Die Anziehung, die
von Cassie ausging, beruhte auf etwas, das er sich nicht erklären
konnte. Alles in allem war sie die faszinierendste Frau, die er
jemals kennen gelernt hatte.
Aber
war das ein ausreichender Grund, ihr zu geben, was sie wollte?
Nein.
Sein Verstand sagte ihm, es sei ein Fehler, den Arbeitern den Betrieb
zu verkaufen. Aber er
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