Die heiße Nacht auf den Bahamas
ich dir das gern verraten." Hunter sah auf ihre
Handtasche und ihre Unterlagen. "Gib mir deine Sachen, dann
kannst du ihn begrüßen."
Cassie
betrachtete ihre Habseligkeiten. Zum Strand eine Handtasche und
elegante Pumps mitzunehmen, war lächerlich. Sie gab Hunter nur
die Unterlagen.
"Guten
Morgen", sagte Hunters Vater. Er reichte ihr die Hand und half
Cassie aus dem Boot. "Sie müssen Cassie sein. Hunter hat
mir von Ihnen erzählt."
"Tatsächlich?"
"Ja",
erklärte sein Vater. "Sie sind wirklich so hübsch, wie
er behauptet hat."
"Bitte
denk ans Geschäft, Dad. Vergiss nicht, dass wir nicht zum
Vergnügen hier sind."
Hunter
hat mich also als hübsch bezeichnet, dachte Cassie und freute
sich insgeheim darüber.
"Wie
du meinst", erwiderte sein Vater mit einem breiten Grinsen.
Cassie
musste lächeln. Ihre Befürchtungen ließen nach, ihre
Anspannung verschwand. Hunters Vater strahlte Aufrichtigkeit aus.
"Schön, Sie kennen zu lernen, Mr. Axon."
"Bitte
nennen Sie mich Phil."
"He,
Phil", warf Hunter ein. Er nickte in Richtung Hütte.
"Unterhalten wir uns im Haus?"
"An
so einem schönen Tag?"
Cassie
betrachtete den blauen Himmel. Es mochten um die sechsundzwanzig Grad
sein, bei niederer Luftfeuchtigkeit, und die Sonne schien.
"Ich
habe gehofft", fuhr Phil fort, "wir könnten uns
vielleicht beim Angeln unterhalten."
"Wie
bitte?" fragte Cassie unwillkürlich.
"Ich
glaube nicht, dass Cassie am Fischen interessiert ist, Dad."
"Eigentlich",
erklärte Cassie, "würde ich das gerne tun." Sie
war sich noch immer nicht sicher, ob Hunter die Wahrheit gesagt
hatte, als er erklärt hatte, das Schicksal von Demion Mills läge
in der Hand seines Vaters. Doch wenn das der Fall war, dann war
Cassie das recht. Vielleicht hatte sie auf diese Weise doch noch eine
Chance, die Weberei zu retten.
Phil
bot ihr den Arm, und Cassie hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam gingen
sie zu einem Damm, auf dem vier Stühle standen.
Cassie
redete ziemlich rasch über Shanville und Demion Mills. Sie
erzählte Hunters Vater die Geschichte des Betriebes und
beschrieb ihm, wie sehr das Schicksal des Ortes mit dem der Weberei
verbunden war. Sie erzählte ihm von den Webstühlen und
erklärte, wie man Stoffe webte. Dann sprach sie über die
Menschen, die bei Demion Mills arbeiteten, und führte aus, warum
ihre Zukunft von diesem Betrieb abhing.
Phil
hörte geduldig zu. Als sie fertig war, stellte er dieselbe
Frage, die auch Hunter schon gestellt hatte: "Was lässt Sie
glauben, der Betrieb sei zu retten?"
Cassie
warf Hunter einen Blick zu. "Ich bin nicht sicher, dass das
möglich ist. Aber ich weiß, ich muss es versuchen."
Phil
zuckte die Achseln. "Das ist ehrlich." Er sah Hunter an.
"Wie viel Anteil an dem Risiko wirst du tragen?"
"Er
behält das Patent", warf Cassie rasch ein, bevor Hunter
antworten konnte. "Wir bitten ihn lediglich, den Rückkauf
zu finanzieren."
Hunter
hob die Augenbrauen. "Der Betrieb hat seit fünf Jahren
keinen Gewinn mehr gemacht."
Phil
hielt den Blickkontakt mit seinem Sohn aufrecht. "Dann ist das
also keine geschäftliche Entscheidung, oder?"
Cassie
schluckte. Vielleicht hatte sie Phil Axon doch falsch eingeschätzt.
"Wir werden ihm jeden Cent zurückzahlen", versicherte
sie. "Selbst wenn wir dafür unsere Häuser verkaufen
müssten."
"Darüber
können wir später reden", sagte Hunter zu seinem
Vater.
"Da
gibt es nichts zu bereden."
"Bitte?"
fragten Hunter und Cassie gleichzeitig.
Phil
ließ seinen Sohn nicht aus den Augen. "Ich denke, sie ist
eine Frau, die ihr Wort hält. Wenn sie sagt, sie wird dir alles
zurückzahlen, dann wird sie das auch tun."
"Mit
Zinsen", sagte Cassie.
Hunter
wirkte überrascht. Bevor er jedoch etwas auf die Worte seines
Vaters erwidern konnte, klingelte sein Handy. Er klappte es auf und
ging zum Telefonieren ein paar Schritte beiseite.
Cassie
lächelte Phil an. "Vielen Dank."
"Gern
geschehen. Aber Sie sollten wissen, dass die endgültige
Entscheidung bei Hunter liegt."
"Dann",
meinte sie wehmütig, "bezweifle ich, dass wir eine Chance
haben."
"Dem
stimme ich nicht zu."
Verwirrt
blickte sie ihn an.
"Ich
verstehe, weshalb Sie das sagen. Ich kenne seinen Ruf und behaupte
nicht, dass er nicht zutrifft. Doch ich kenne eine andere Seite von
ihm."
Cassie
blickte zu Boden.
"Wissen
Sie", fuhr Phil fort, "Hunters Leben war nicht einfach.
Nachdem seine Mutter gestorben war, machten wir eine harte Zeit
durch. Aber es kam noch schlimmer, als ich meinen Job verlor. Ich zog
hierher, um
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