Die heiße Nacht auf den Bahamas
Glas
Eistee im Garten trank.
Eine
Zeit lang hatte Cassie sogar ihren Entschluss, Oliver später zu
heiraten, den sie als Jugendliche gefasst hatte, infrage gestellt.
Doch Oliver war fest geblieben und hatte sie schließlich davon
überzeugt, dass sie füreinander bestimmt waren und ihre
Entscheidung zu heiraten sehr vernünftig war.
Rückblickend
musste sie zugeben, dass er offenbar verzweifelt versucht hatte, sich
selbst zu überzeugen. Aber damals hatte Cassie sich
einverstanden erklärt, ihre Pläne weiter zu verfolgen.
Außerdem zählte auch ihre Großmutter auf diese
Verbindung. Wahrscheinlich würde sich ihre Beziehung verbessern,
sobald sie verheiratet waren, hatte Cassie vermutet. Doch das war ein
Irrtum. Als Oliver ihre Verlobung löste, hatte er ihr letztlich
damit einen Gefallen getan, wenn auch auf brutale Art und Weise.
"He",
sagte der Barkeeper. "Wieder traurig?" Er berührte ihr
Gesicht, und Cassie ah ihn an. Er strich mit dem Finger über
ihre Wange, und diese Liebkosung war so zärtlich und liebevoll,
dass Cassie erneut die Augen feucht wurden. Doch sie unterdrückte
ihre Tränen mit aller Kraft. Sie wollte nicht weinen. Nicht
jetzt. "Er war ein Dummkopf", sagte er, weil er offenbar
vermutete, sie würde noch immer um ihren Exverlobten trauern.
"Sie haben Besseres verdient."
"Sie
kennen mich doch gar nicht."
"Im
Augenblick bin ich hier mit Ihnen zusammen", entgegnete er. "Und
nur das zählt." Er zog seine Hand zurück, aber er
blickte sie weiterhin an.
Wie
hätte sie traurig sein können, solange sie mit einem
charmanten Märchenprinzen zusammen war? Ihr blieb nur noch eine
Nacht, bevor sie sich wieder in Aschenputtel verwandelte. "Also",
sagte sie betont munter, "was kocht denn Ihr Küchenchef
normalerweise in Ihrer Küche?"
Er
zuckte die Schultern und öffnete den Kühlschrank. Darin
befanden sich Schüsseln mit vorgegarter Pasta, lecker
aussehendes gegrilltes Fleisch und Bratkartoffeln. "Etwas, dass
sich rasch und einfach aufwärmen lässt."
"Sie
sind also entschlossen, weiter den Eigentümer zu spielen",
sagte sie. "Sind Sie denn sicher, den wirklichen Besitzern macht
es nichts aus, wenn wir ihre Lebensmittel essen?" Als er sich
umdrehte und sie fragend ansah, fügte sie hinzu: "Ich will
bloß nicht, dass Sie in Schwierigkeiten kommen."
"Das
garantiere ich."
"Soll
das heißen, Sie garantieren, dass Sie in Schwierigkeiten kommen
oder dass das nicht passiert?"
Er
schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr, und seine Berührung
sandte einen erregenden Schauer über ihren Rücken.
"Sprechen wir vom Essen?"
Cassie
schluckte.
Er
blinzelte ihr zu, dann drehte er sich wieder um und begann das Essen
aufzuwärmen.
Als
er fertig war, verteilte er das Essen auf zwei Teller und servierte
sie geschickt wie ein geübter Kellner.
"Darin
haben Sie ganz offensichtlich Erfahrung", erklärte Cassie,
während sie ihn beobachtete.
"Jahrelang",
antwortete er mit einem Lächeln.
Cassie
schnappte sich ein Besteck und folgte ihm zu einem Tisch, von dem aus
man das Meer besonders gut sah. Der Barkeeper stellte Kerzen darauf
und zündete sie an.
Sie
setzte sich und betrachtete das Ufer. Die Anlegeplätze waren
leer, und auch am Strand war niemand mehr zu sehen. "Wo sind
denn alle Leute hin verschwunden?"
"Das
hier ist ein privater Yachthafen."
Cassie
nahm einen Bissen. Das Essen schmeckte köstlich. Mit einem Mal
spürte sie, wie hungrig sie war. Seit dem Frühstück
hatte sie nichts mehr gegessen. Abgelenkt vom Essen, merkte sie gar
nicht, dass ihr Gastgeber kaum etwas zu sich nahm, bis sie aufsah. Er
hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und beobachtete sie
wohlwollend. Irgendetwas an ihm wirkte so vornehm, als wäre er
tatsächlich ein Prinz.
"Entschuldigen
Sie bitte", sagte sie.
"Was
denn?"
"Meine
Manieren. Ich fürchte, ich war hungriger, als ich dachte."
"Ihre
Manieren sind perfekt." Er nahm die Champagnerflasche und füllte
erneut ihr Glas.
"Wo
kommen Sie eigentlich her?" wollte Cassie jetzt wissen.
"Ich
bin in Maryland geboren. Aber als ich zehn war, verlor mein Vater
seine Arbeit, und wir zogen auf eine kleine Insel, nicht weit von
hier."
"Das
klingt paradiesisch."
"Mag
sein, aber als ich aufwuchs, war es nicht ganz so schön. Es ist
hart, seinen Lebensunterhalt als Fischer zu verdienen, besonders,
wenn man damit keine Erfahrung hat."
Sie
nickte. "Sind Sie ein Einzelkind?"
"Ja.
Meine Mutter starb, als ich noch klein war. Übrig blieben mein
Dad, meine Großmutter und
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