Die heißen Kuesse der Revolution
Hier sind so viele wunderschöne Menschen vereint, meinen Sie nicht?“ Julianne versuchte verzweifelt, ein Gespräch zu beginnen.
Nadine legte ihre Hand sanft auf Juliannes Arm. „Ich bin nicht herübergekommen, um Sie in Verwirrung zu stürzen.“
„Mir geht es gut“, wiederholte Julianne zaghaft. Wenn sie sich nicht bald in den Griff bekam, musste sie Migräne vorschützen und sich zurückziehen. Dominic schien ihre Verletzlichkeit zu spüren, denn er legte seine Hand auf ihre Schulter.
„Und ich bin auch nicht gekommen, um beiläufig mit Ihnen zu plaudern. Ich möchte Ihnen vielmehr aus ganzem Herzen danken, dass Sie meine Familie vor der Gefahr gewarnt haben, in der wir schweben.“ Julianne blickte Nadine fragend an.
Nadine ergriff ihre Hand. „Ich schulde Ihnen viel, Miss Greystone, und offenkundig habe ich mich in Ihnen getäuscht.“
„Sie schulden mir nichts“, erwiderte Julianne schüchtern. Sie fühlte sich so schlecht.
„Und meine Schulden zahle ich immer zurück.“ Nadine lächelte ihnen zu und ging weiter.
„Ich wusste, dass ihr beide einander doch noch irgendwann mögen würdet“, sagte Dominic erfreut.
Bevor sie etwas erwidern konnte, kam Lady Catherine auf sie zu. Julianne lächelte gezwungen.
Die Dowager Countess erwiderte das Lächeln. „Guten Abend, Miss Greystone. Ich bin entzückt, dass Sie uns Gesellschaft leisten. Ihr Kleid ist wirklich überwältigend. Es steht Ihnen ausgezeichnet.“
Julianne war fassungslos.
„Ich muss sagen, Julianne, ich bin fasziniert.“ Sebastian Warlock flanierte in den Musiksalon, wo Julianne ihn bereits erwartete.
Es war inzwischen kurz vor Mitternacht. Das Diner hatte sich in die Länge gezogen, denn die Dienstboten hatten ein Dutzend Gänge serviert. Nun wartete Julianne angespannt. „Vielleicht sollten wir die Tür schließen, damit uns niemand bemerkt?“
„Das ist keine gute Idee“, erwiderte ihr Onkel beiläufig. „Wenn man uns hinter verschlossenen Türen findet, ziehen die Leute falsche Schlüsse.“
„Sie würden glauben, wir hätten ein Rendezvous? Aber Sie sind doch mein Onkel!“
„Ich bezweifele, dass jemand so etwas annehmen würde, aber sie könnten sich fragen, was für Ränke wir schmieden. Spiel doch etwas für mich“, bat er lächelnd.
Er ist so klug, dachte Julianne und starrte ihn an.
„Deine Gefühle stehen dir ins Gesicht geschrieben, meine liebe kleine Nichte.“
Dann weiß er also, wie sehr ich ihn verabscheue, dachte sie und setzte sich ans Klavier. „Ich habe Jack vor dir gewarnt.“
Sebastian Warlock zog die Augenbrauen hoch und sah sie neugierig an. „Tatsächlich? Ich mag Jack, und Lucas habe ich sehr ins Herz geschlossen. Beide mögen mich auch. Ich nehme an, er hat deine Warnung als bloßes Gerede abgetan.“
„Eines Tages werden sie dahinterkommen, was für ein amoralischer, selbstsüchtiger Schurke du bist.“
„Oho! Du bist sehr eloquent, meine Liebe, was ich bewundere. Und du hast Temperament! Aber das überrascht mich nicht. Auch deine Mutter war sehr temperamentvoll.“
Sie starrte ihn verblüfft an. Ihre Mutter war die sanftmütigste Frau, die sie kannte.
„Ja, durchaus, aber das ist lange her. Als junge Debütantin war sie es gewohnt, dass alle nach ihrer Pfeife tanzten.“ Er zog einen Stuhl heran und setzte sich. „Spielst du Klavier?“
„Das habe ich seit Jahren nicht mehr getan.“ Sie legte die Finger auf die Tasten. Wie konnte er nur so von ihrer Mutter reden! „Du hast sie nie besucht.“
„Sie erinnert sich nicht mehr an mich.“
Julianne schlug einen Ton an, doch es klang eher schräg. Sebastian Warlock zuckte zusammen. „Du solltest sie und Amelia besuchen.“ Sie begann, eine Sonate von Händel zu spielen, selbst überrascht, dass sie sie noch auswendig konnte.
Sie hatte so großen Kummer, doch die Musik riss sie mit. Sie erfüllte sie ganz und beseelte sie.
„Ich nehme an, du akzeptierst meinen Vorschlag?“, fragte er leise.
„Ich denke noch darüber nach.“ Juliannes Finger glitten über die Tasten, während er missbilligend zusah. Zufrieden beendete sie die Sonate mit einer Reihe tieferer Akkorde, die im Raum widerhallten.
Warlock packte abrupt ihr Handgelenk. „Was soll das heißen?“
Sie wandte sich ihm zu. „Zuerst musst du etwas für mich tun.“
„Was sind das für finstere Machenschaften?“
Sie schüttelte seine Hand ab und erhob sich. „Hol Tom aus dem Gefängnis, dann spioniere ich für dich, so viel du willst.“
Das war
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