Die heißen Kuesse der Revolution
sich an den Tisch setzen, und ich werde uns ein leichtes Mittagsmahl bringen“, erwiderte sie forsch.
„Vielleicht“, sagte er und stolperte ein wenig, „sollte ich mich doch besser hinlegen.“
Julianne eilte ihm zu Hilfe.
Einige Stunden später stand Julianne erneut zögernd vor der Tür. Als sie ihm vorhin den Lunch gebracht hatte, hatte er bereits wieder geschlafen. Sie hatte den Teller auf den Tisch gestellt, Charles eine dünne Decke übergelegt und war dann leise gegangen.
Die Tür stand offen. Weil sie Charles nicht wecken wollte, klopfte sie nicht, sondern äugte vorsichtig in die Kammer. Sie sah, wie er am Tisch saß und mit großem Appetit das Stew aß, das sie ihm hingestellt hatte. „Hallo“, sagte sie und trat ein.
„Ich bin vorhin wohl wieder eingeschlafen“, mutmaßte er. Er aß den letzten Bissen und legte die Gabel auf den leeren Teller.
„Offenkundig war unser kleiner Ausflug doch zu anstrengend für Sie, aber wie ich sehe, bekommt Ihnen Ihr spätes Mittagessen.“
„Sie sind eine wunderbare Köchin.“
„Sie irren, Charles. Mir brennt alles an, was ich anfasse, ich darf nicht kochen. Das ist hier eine unserer Hausregeln.“
Er lachte.
„Sie fühlen sich besser“, bemerkte Julianne erfreut.
„Ja, in der Tat. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir.“ Sie nahm auf dem zweiten Stuhl Platz. „Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht allzu große Schwierigkeiten bereitet, indem ich darauf bestand, nach unten zu gehen.“
„Nein, keine zu großen Schwierigkeiten“, neckte sie ihn. „Haben Sie es denn so eilig, wieder zu Kräften zu kommen?“ Julianne zögerte. Sie wusste, er würde Greystone verlassen, sobald es so weit war.
„So sehr ich es auch genieße, mich von Ihnen verwöhnen zu lassen“, antwortete er lächelnd, „ziehe ich es doch vor, mich um mich selbst kümmern zu können. Es ist sehr ungewohnt für mich, so schwach zu sein. Üblicherweise bin ich derjenige, der für die Menschen um mich herum Verantwortung trägt. Aber im Augenblick kann ich das nicht einmal für mich selbst.“
Julianne dachte über seine Worte nach. „Dann befinden Sie sich in einer äußerst misslichen Lage.“
„So ist es. Wir werden den Versuch unseres kleinen Ausflugs morgen wiederholen müssen.“ Er sagte dies so bestimmt, dass jeder Widerspruch zwecklos war. „Wie dem auch sei, unter diesen schwierigen Umständen sind Sie der einzige strahlende Stern an meinem dunklen Himmel. Ich schätze es sehr, hier bei Ihnen sein zu dürfen, Julianne. Das bedauere ich ganz und gar nicht.“ Er sah sie vielsagend an.
Gern hätte sie ihm gesagt, wie froh sie darüber war, dass er sich hier in ihrer Obhut befand, dennoch zögerte sie.
„Wenn Ihnen etwas zu schaffen macht, beißen Sie immer auf Ihre Unterlippe“, sagte Charles sanft. „Bin ich eine große Belastung für Sie? Es muss Sie doch um den Verstand bringen, sich tagein, tagaus um einen völlig Fremden kümmern zu müssen. Ich zehre Ihre ganze Zeit auf.“
Impulsiv griff sie nach seiner Hand. „Sie können mir gar nicht zur Last fallen. Ich bin entzückt, für Sie sorgen zu dürfen.“ Ihr war, als hätte sie ihm damit alle ihre Gefühle offenbart.
Er blickte sie mit seinen grünen Augen noch eingehender an und er erwiderte ihren Händedruck. „Nichts anderes wollte ich hören.“
Sie blickte ihm in die Augen, die zu glühen schienen. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass Sie mich absichtlich zu solchen Geständnissen verleiten wollen“, wisperte sie atemlos.
„Das bilden Sie sich nur ein, Julianne.“
„Ja, so ist es wohl.“
„Ich frage mich, ob ich wohl jemals in der Lage sein werde, Ihnen all das zu vergelten, was Sie für mich getan haben und tun.“
Julianne erbebte unter seinem durchdringenden Blick. Eine Gänsehaut prickelte über ihren Rücken. Ihr war zugleich heiß und kalt. „Ich würde niemals irgendeine Bezahlung von Ihnen annehmen. Wenn Sie wiederhergestellt sind, werden Sie erneut für die Revolution zu den Waffen greifen. Das ist alles, was ich jemals wissen muss!“ Sie berührte seine Hand.
Charles ergriff ihre Hand und drückte sie plötzlich fest an seine Brust. Julianne erstarrte. Für einen Augenblick war sie sicher, er würde ihre Handfläche an seine Lippen führen. Stattdessen betrachtete er sie durch seine schweren, dunklen Wimpern. Sie spürte seinen Herzschlag, schwer und schnell. „Was würden Ihre Nachbarn unternehmen, wenn sie von meiner Anwesenheit hier wüssten?“
„Das dürfen sie nie
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