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Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wollte diesen Mangel nicht beheben. Zu gerne hätte Julianne gewusst, wie er verwundet worden war. Als Charles Maurice hatte er behauptet, es wäre bei einem Kampf gegen die Royalisten in Vendée passiert. Doch wahrscheinlich hatte er gegen die französische Revolutionsarmee gekämpft.
    Julianne trat um irgendwelchen Abfall herum und drückte die Tür zu der Schenke auf. Schließlich war sie nicht hier, um über die Vergangenheit zu brüten oder sich eine zufällige Begegnung mit dem Earl of Bedford vorzustellen. Sie war hier, um für die Französische Revolution und für die Menschenrechte einzutreten. Dominic Paget verkörperte all das, was sie bekämpfte. Er war gleichgültig gegenüber dem Schicksal der Armen. Sie musste ihn endlich vergessen.
    Einer der Organisatoren der Versammlung stand an einem kleinen Tisch gleich hinter der Tür. Er hatte eine Liste der Teilnehmer vor sich und lächelte ihr entgegen. „Sie sind spät dran, Miss Greystone. Gehen Sie gleich rein.“
    Sie lächelte erfreut zurück. Es tat ihr gut, dass sich George Nesbitt noch an sie erinnerte. Etwa fünfundsiebzig Leute nahmen an der Versammlung teil, aber außer ihr waren nur fünf weitere Frauen anwesend. Die meisten Männer waren Arbeiter, Handwerker oder Diener, aber es gab auch ein paar Bürgerliche wie Tom. Genau wie gestern war der Versammlungsraum gut gefüllt, aber sie fand einen Platz auf einer langen Bank und setzte sich. Der junge Mann neben ihr lächelte ihr zu. „Hallo. Ich bin John Hardy.“ Er steckte seine Hand aus.
    Julianne ergriff sie. „Julianne Greystone. Sind Sie ein Verwandter?“
    „Leider nicht.“ Er lächelte. „Das da ist Jerome Butler.“
    Ihr Interesse war sofort geweckt. Am Tag zuvor hatte es eine Einführung gegeben sowie Vorträge von zwei recht bekannten radikalen Denkern. Aber jeder im Saal hatte auf den Vortrag von Jerome Butler gewartet. Er war ein noch recht unbekannter, aber hoch umstrittener Advokat. Nun stand er auf dem Podium. Jerome Butler wirkte massig, dennoch verfügte er über eine unglaubliche Anziehungskraft. Julianne lauschte seinen Worten überrascht, denn Jerome Butler lehnte grundlegende Reformen in Großbritannien schlichtweg ab. Nach und nach strich er die drängenden Forderungen von der Liste, und nannte Gründe, warum Reformen wie die Abschaffung von Wahlbezirken oder die Einführung des allgemeinen Wahlrechts vollkommen sinnlos wären. Denn Mauscheleien zwischen dem Parlament und den Reichen würde es weiterhin geben. Reformen würden weder für höhere Löhne noch für mehr Arbeitsplätze sorgen, solange sich die Mächtigen gegen jeden Fortschritt verschworen. Nur eine Revolution wie in Frankreich könnte den Landbesitzern die Kontrolle über die Regierung entziehen! Nur eine Revolution, die den Reichen alles Land wegnahm und an die Landlosen verteilte, würde für Gerechtigkeit sorgen!
    „Abschließend“, schrie Butler mit hochrotem Kopf, „möchte ich noch eines sagen. Wir müssen die französischen Heere mit offenen Armen empfangen, wenn sie unter den Klippen von Dover, an den Stränden von Cornwall oder an den felsigen Küsten Irlands landen! Ja, wir werden dem Beispiel unserer französischen Freunde hier in unserem eigenen Land folgen und jene jagen, die uns jetzt noch unterdrücken und dann gegen uns sein werden! Ja, wir werden jedermann Freiheit und Gleichheit bringen, ganz egal, wie sehr uns der gegenwärtige Premierminister mit seinen Gesetzen verfolgt!“
    Die ganze Versammlung applaudierte ihm wild und laut. Julianne betrachtete bestürzt die Gesichter um sie herum. Die Leute waren vollkommen verzückt. Aber Julianne verspürte keinen Wunsch, die Reichen zu bestehlen, um den Armen zu geben. Das war in ihren Augen illegal! Es gab auch andere Wege, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, wie zum Beispiel die Einführung einer Einkommenssteuer für Reiche oder die Abschaffung der Getreideschutzgesetze, doch die hatte Butler mit keiner Silbe erwähnt.
    „Er ist großartig, was?“ Der junge Mann neben ihr strahlte begeistert.
    Inzwischen bekam Butler stehenden Applaus. Auch Julianne erhob sich, wenn auch etwas zurückhaltend. Plötzlich bemerkte sie ein paar Männer, die beide Hände an den Mund hielten. Es sah aus, als würden sie Butler ausbuhen, aber in dem Krach war das nicht zu verstehen. Einer von ihnen trug eine blaue Jacke und bahnte sich eilig seinen Weg durch die Menge. Julianne dachte zunächst, er wolle die Versammlung verlassen, denn er öffnete die Tür.

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