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Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition)

Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition)

Titel: Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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eine Zigarette«, behauptete Lucy.
    Petra lachte.
    Lucy grinste.
    »Deine Mama ist doch nicht blöd«, sagte Adolf tadelnd zu seiner Mitbewohnerin. »Wie geht’s unserem Sohn?«, fragte er dann Petra.
    » Unserem Sohn?«, staunte Petra.
    »Na ja, ich hab doch schon irgendwie mitgemacht dabei«, sagte Adolf. »Ein ganz klein bisschen ist es doch auch mein Kind. Ich sach mal so null Komma fünf Prozent.«
    Petra schüttelte amüsiert den Kopf. »Du hast dich ausgesperrt, Adolf! Ich musste wegen dir zur Tür kriechen, während der Kopf meines Babys schon zwischen meinen Beinen herausguckte.«
    »Ich heiße nicht mehr Adolf«, rief er stolz. »Ich hab jetzt einen neuen Namen.«
    »Okay, gut«, lachte Petra. »Und der wäre?«
    »Josef!«, strahlte der Geburtshelfer. »So hieß mein anderer Opa. Der, bei dem ich groß geworden bin. Der war immer voll gut zu mir.«
    »Josef?«, staunte Petra.
    The Josef formely known as Adolf nickte begeistert.
    »Mit f wie Stalin oder mit ph wie Goebbels?«, fragte Petra.
    »Hä?«, wunderte sich Josef.
    »Josef Stalin oder Joseph Goebbels?«
    Adolf/Josef schaute Petra erstaunt an. Dann begriff er. »Ach, Scheiße«, seufzte er.
    Petra wollte gerade Vorschläge für klangvollere und weniger zweifelhafte Namen machen, als urplötzlich eine Faust wie aus dem Nichts geschossen kam und mit voller Wucht auf Jörns Nase traf!
    Jörn schrie laut auf. Blut spritzte.
    Alle drehten sich in die Richtung, aus der der Schlag gekommen war. Dort standen drei bullige Männer mit Stoppelhaarfrisur: Armin, Sandro und ein weiterer der Möchtegernguerillakämpfer aus dem Thüringer Trimm-dich-Dschungel.
    »Jetzt sind wir quitt!«, dröhnte Armin.
    »Geiler Zufall, dass wir euch hier treffen, ihr Wichser«, knurrte Sandro.
    »Hamburg ist ’ne Reise wert. Und kleiner, als man denkt, höhö«, freute sich der dritte Primat.
    »Ihr habt uns um unseren Titel gebracht«, pöbelte Armin.
    »Lasst euch das eine Lehre sein, und lasst euch nie wieder bei uns blicken!«, knurrte der dritte Teilzeitsoldat.
    Nach einer letzten Drohgebärde, mit der sie die Ernsthaftigkeit ihrer Forderung unterstreichen wollten, wandten sich die drei ab, um davonzugehen.
    Sven machte Anstalten, Jörns Nase zu untersuchen, als Petra plötzlich rief: »Hey!«
    Die drei Bullys drehten sich wieder um, und Petra kippte Armin, der Jörn geschlagen hatte, ihren halbvollen Becher Glühwein ins Gesicht. Er war zwar nicht mehr richtig heiß, brachte Armin aber immerhin so sehr aus dem Konzept, dass Petra ausreichend Zeit hatte, um ihm auch noch mit voller Wucht zwischen die Beine zu treten. Armin krümmte sich mit einem Aufschrei zusammen. Sandro und der andere Typ starrten Petra verwirrt an. Was war denn hier los? Ihr natürlicher Instinkt, einfach zuzuschlagen, setzte bei den Männern nicht ein. Sie schlugen schließlich keine Frauen. Normalerweise.
    »Niemand schlägt meine Freunde!«, schrie Petra, und Dille wäre vor Scham fast im Boden versunken.
    Armin wimmerte vor Schmerzen, woraufhin die beiden ratlosen Machos nun doch Körperspannung annahmen, offenbar bereit, eine handfeste Schlägerei vom Zaun zu brechen.
    Genau in diesem Moment schrie Piet los. Es konnte schließlich nicht sein, dass eine Frau den Kampf führen musste – auch nicht, wenn es eine starke Frau wie Petra war, die Pumps eher als Waffe denn als Kleidungsstück benutzen würde. Und so schrie Piet los. Schließlich weiß selbst der moderne Mann um seine atavistische Berufung. Da Piets Schrei jedoch kein heldenhaft männlicher Urschrei war, sondern eher einem irritierenden Quieken glich, setzte er einen nach und schlug mit seiner Stirn gegen die Stirn von Sandro. So hatte er es oft genug in Kinofilmen gesehen. Ein Headbutt. Eine Kopfnuss. Die ultimative Macho-Attacke. Doch was bei Bruce Willis stets fabelhaft funktionierte, ging bei Piet nach hinten los: Ein bestialischer Schmerz durchschoss seinen Schädel, und Piet heulte auf. Er stolperte zwei Schritte zurück und wäre gefallen, wenn innerhalb dieser Menschenmassen Platz zum Fallen gewesen wäre. Sandro schaute Piet kurz verblüfft an, dann fing er bellend an zu lachen. Piet war an dem Guerilla-Dickschädel einfach abgeprallt, als wäre der eine Mauer.
    Dann trat eine bedrohliche Stille ein. Alle starrten sich an. Lauernd. Die Stimmung stand auf der Kippe. Sorgte die Absurdität, die die Situation inzwischen angenommen hatte, für Entspannung, oder würden gleich ernsthaft die Fetzen fliegen? Adolf/Josef atmete tief ein,

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