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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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mit Asche …«
    »Zuerst dachte ich, es ist verbranntes Mehl«, sagte Simon. »Aber ich vermute, es ist etwas anderes.«
    Hubertus nickte. »Ist es. Ich habe auch schon eine Ahnung.«
    »Ihr wisst es?« Simon sprang von seinem Schemel auf. »Sagt es mir, bitte!«
    Der Franziskaner legte den Beutel zurück auf den Tisch. »Nicht so eilig, junger Freund. Es wäre doch zu dumm, wenn ich mich täusche und Ihr deshalb vor dem Collegium mit Pauken und Trompeten durchrasselt.« Er wog bedächtig den Kopf. »Außerdem ist es ja eigentlich Eure Prüfung und nicht meine. Aber sei’s drum.« Er steckte den Beutel ein. »Ich tue Euch den Gefallen. Allerdings brauche ich dafür einige Zeit.«
    »Wie lange?«, fragte Simon ungeduldig.
    Hubertus zuckte mit den Schultern. »Ein, zwei Tage. Ich will sichergehen. In der Zwischenzeit freue ich mich über die eine oder andere gepflegte akademische Unterhaltung.«
    Simon schüttelte den Kopf. »So lange kann ich nicht warten!«
    DerMönch nippte bedächtig an seinem Bier und rieb sich den Schaum von den Lippen.
    »Ihr könnt gerne so lange hier bei mir bleiben. Ich habe ein Zimmer neben der Brauerei, das leer steht. Jetzt im Sommer gibt es nicht sehr viel zu tun hier. Ich freue mich immer über ein bisschen Gesellschaft. Außerdem …« Er zwinkerte. »Habt Ihr nicht selbst gesagt, dass es bis zur Prüfung noch eine Woche ist? Also seid nicht so ungeduldig. Ich bin gründlich. Nicht nur beim Brauen.«
    Simon seufzte. »Nun gut. Ich werde warten, wenn auch nicht hier. Aber Ihr versprecht, mir so bald als möglich Bescheid zu geben, ja?«
    Pater Hubertus grinste über das ganze Gesicht. »Ihr habt das Wort des bischöflichen Braumeisters.«
    Er öffnete eine Tischschublade und zog einen fleckigen Zettel, Tinte und Gänsekiel hervor.
    »Ich werde auf alle Fälle ein Schreiben aufsetzen, mit dem Ihr das nächste Mal an den Wachen vorne am Eingang vorbeikommt. Nicht, dass Euch diese Holzköpfe draußen stehen lassen!« Schnell kritzelte Pater Hubertus ein paar Worte auf das Dokument und setzte das bischöfliche Siegel darauf. Er rollte es zusammen und reichte es Simon.
    »Wer es sich mit mir verscherzt, verscherzt sich’s auch mit dem Bischof. Wenigstens das haben die Trottel kapiert«, brummte er. »Ohne sein Bier ist Hochwürden nämlich leicht reizbar. Aber jetzt wollen wir uns erst mal die frisch gebrühten Würste schmecken lassen.«
    Er ging zu einem der Dampfkessel, öffnete ihn und zog eine Kette rosafarbener Würste hervor. Der Dunst hüllte den Mönch ein, so dass er aussah wie auf einer Wolke.
    »Für was so ein Braukessel alles gut ist, nicht wahr?« Hubertus schnupperte an den prall gefüllten Schafsdärmen.»Und nun erzählt mir, was Ihr von diesem neumodischen Schlitzohr Descartes haltet.«
    Jakob Kuisl wurde von einem knirschenden Geräusch geweckt. Er richtete sich auf, stöhnte vor Schmerzen und wusste im ersten Augenblick nicht, wo er war. Alles um ihn herum schien schwarz, nur ihm direkt gegenüber war ein schmaler Spalt Licht, der sich nun mehr und mehr verbreiterte.
    Mit den Schmerzen kamen die Erinnerungen zurück. Er war geflohen; der Regensburger Scharfrichter hatte ihn in dieses Loch unter dem Dirnenhaus im Peterstor gebracht. Standen nun draußen bereits die Büttel, um ihn zurück in seine Zelle zu karren? Hatte dieses Weibsbild Dorothea ihn verraten?
    Eine gebückte Gestalt betrat seine kleine Kammer. Es war Philipp Teuber, der einen großen Sack mit sich führte, den er nun ächzend in einer Ecke abstellte.
    »Noch ist alles ruhig da draußen«, knurrte er. »Wahrscheinlich halten sie deinen Ausbruch bis auf Weiteres geheim und beschuldigen sich gegenseitig, versagt zu haben.« Teuber lachte leise. »Eine Flucht aus dem Rathauskerker! Das hat es seit Hunderten von Jahren nicht gegeben! Aber ihr Entsetzen wird nicht lange anhalten, wahrscheinlich beginnt noch heute die große Hatz. Das Beste wird deshalb sein, du bleibst die nächsten Tage hier und rührst dich nicht vom Fleck.«
    »Muss Magdalena suchen …«, flüsterte Kuisl und versuchte aufzustehen, doch der Schmerz in den gequetschten Beinen war so stark, dass er stöhnend an der Wand hinunterrutschte.
    »Du musst vor allem gesund werden«, sagte Teuber und kramte in seinem Beutel. Er zog eine Schweinshaxe, Brot,ein Stück Käse und einen verkorkten Krug Wein hervor. »Das hier wird dich wieder zu Kräften bringen. Zeig mir mal deine Beine.«
    Während der Regensburger Scharfrichter Kuisls

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