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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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und tupfte die Wunden mit einem feuchten Tuch ab. »Sonst seht Ihr wirklich gleich Engel.«
    Silvio hatte einen Stich unterhalb der rechten Brustwarze abbekommen, doch die Klinge war glücklicherweise auf eine Rippe gestoßen und so abgelenkt worden. Trotzdem blutete der Einstich heftig, ebenso wie die Wunde an Silvios linkem Oberarm.
    Schweigend erledigte Magdalena ihre Arbeit. Sie riss feinsten Barchent, den sie in einer Truhe im Schlafzimmer gefunden hatte, zu langen Streifen und umwickelte ihm damit Brust und Oberarm. Außerdem hatte sie auf dem Kamin in der Diele Wein erhitzt und mit Honig und dem Saft der kleinen grüngelben Früchte aus Silvios Garten vermengt. Das Gebräu, das mittlerweile in einem Becher am Bett vor sich hin dampfte, sollte Silvios Blutverlust ausgleichen, doch der Venezianer schüttelte nur angeekelt den Kopf, als Magdalena es ihm einflößen wollte.
    »Ich bevorzuge schweren Tokaier«, murmelte er. »Ihr findet einen hervorragenden Jahrgang dort drüben im Schrank …«
    »Nichts da«, schimpfte Magdalena. »Das hier ist ein Krankenbesuch und kein nettes Stelldichein. Und wenn Ihr nicht genau das tut, was ich Euch sag, ist Euer Engerl ganz schnell davongeflogen. Verstanden?«
    Silvio seufzte demütig und öffnete den Mund, damit Magdalena ihm die Arznei löffelweise verabreichen konnte. Zwischen den einzelnen Portionen löcherte er die Henkerstochterimmer wieder mit Fragen, was in den letzten Tagen seit ihrer plötzlichen Flucht aus dem Garten des Patrizierhauses passiert war. Zunächst zögerte Magdalena mit der Antwort, doch dann entschied sie sich, Silvio wenigstens zum Teil einzuweihen. Als venezianischer Gesandter konnte er ein mächtiger Verbündeter sein, wenn es darum ging, ihren Vater zu befreien. Sie durfte es sich einfach nicht leisten, auf eine derartige Hilfe zu verzichten.
    »Mein Vater …«, begann sie stockend. »Er sitzt im städtischen Kerker wegen eines Doppelmords, den er nicht begangen hat.«
    Silvio sah sie fragend an. »Doch nicht der Mord am Bader und seiner Frau, von dem die ganze Stadt spricht?«
    Magdalena nickte und erzählte dem Venezianer die merkwürdigen Vorkommnisse der letzten Tage, von ihrer Ankunft in Regensburg, dem Einbruch im Baderhaus bis hin zum Brief eines gewissen Weidenfeld .
    »Und jetzt glaubt Ihr, dass dieser Weidenfeld das alles eingefädelt hat, um Euren Vater aufs Schafott zu bringen?«, fragte Silvio zweifelnd, während er weiter den heißen Sud zu sich nehmen musste.
    Magdalena zuckte mit den Schultern. »Die Bettler meinen, die Patrizier haben die beiden Hofmanns umgebracht, weil mein Oheim einer von diesen Freien war. Aber das kommt mir zu einfach vor, und dann ist da noch dieser Brief, den mir der Henkersjunge zugesteckt hat und der nicht von meinem Vater stammt. Irgendjemand will sich an ihm rächen.«
    Silvio lehnte sich im Bett zurück. Der Blutverlust hatte ihn schwach gemacht, noch immer war sein Gesicht weiß wie Wachs.
    »Ich würde Euch gerne helfen«, flüsterte er. »Aber ich weiß nicht, wie.«
    »Waswisst Ihr über Mämminger?«, fragte Magdalena abrupt.
    »Mämminger?« Silvio sah sie verwundert an. »Der Regensburger Stadtkämmerer? Warum fragt Ihr?«
    »Er hat irgendetwas damit zu tun«, sagte Magdalena. »Bei Euch im Garten hat er sich mit diesem Meuchelmörder getroffen.«
    Der kleine Venezianer pfiff durch die Zähne. »Paulus Mämminger als Anführer eines Mordkomplotts! I miei ossequi, signorina . Meinen Respekt! Wenn das herauskommt, dann rollen in Regensburg Köpfe, und damit meine ich nicht den Eures Vaters.«
    Magdalena nickte eifrig. »Eben. Vielleicht könnt Ihr mehr über Mämminger herausfinden. Ihr habt doch Einfluss auf den Rat.«
    Silvio richtete sich im Bett auf und zwirbelte seinen Schnurrbart. »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Aber jetzt wollen wir nicht mehr über Politik sprechen. Reden wir lieber über … amore .«
    Er zog Magdalena zu sich heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Die Henkerstochter fuhr wie von einer Schlange gebissen zurück und verpasste dem Venezianer eine saftige Ohrfeige.
    »Was fällt Euch ein?«, fuhr sie ihn an. »Glaubt Ihr etwa, Ihr könnt mich kaufen? Ich bin Hebamme und keine Dirne.«
    Silvios Gesicht wurde noch eine Spur weißer.
    »Signorina, ich bitte um Verzeihung. Ich dachte, dass wir beide …«
    »Nichts da Signorina. Wenn Ihr glaubt, ich bin eine Eurer Mätressen, dann habt Ihr Euch gehörig geschnitten. Ich mag vielleicht die Tochter

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