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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Unterschenkel mit einer Salbe einrieb, biss Jakob Kuisl in die Haxe, so dass das Fett in seinen Bart tropfte. Nach den vielen Tagen, an denen er nur von wässriger Suppe und schimmligem Brot gelebt hatte, kam ihm das zähe Stück Fleisch wie biblisches Manna vor. Er spürte förmlich, wie die Kraft in seinen geschundenen Körper zurückkehrte.
    »Mein Sohn hat deine Tochter gefunden und ihr den Brief gegeben«, sagte Teuber, während er weiter Kuisls Beine einrieb.
    Jakob Kuisl hörte auf zu kauen. »Wie geht es ihr?«, fragte er. »Steckt sie in Schwierigkeiten?«
    Teuber lachte. »Dass grad du das fragen musst.« Er schüttelte grinsend den Kopf. »Es geht ihr offenbar gut. Mein Sohn hat sie mit diesem Medicus und ein paar Bettlern am abgebrannten Baderhaus getroffen. Sie scheinen irgendwas rausgefunden zu haben.«
    »Und wo ist sie jetzt?«
    Der Regensburger Scharfrichter zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Aber wenn sie mit diesen Bettlern unterwegs ist, krieg ich’s raus. Viele von denen hab ich schon mal an den Pranger gestellt, gebrannt oder mit Ruten aus der Stadt gehauen. Ein paar arme Hunde hab ich auch laufen lassen, die schulden mir noch einen Gefallen.«
    »Gottverdammt, was hast du denn in diese Salbe reingetan?«, fragte Kuisl plötzlich und rümpfte die Nase. »Die stinkt ja wie drei Jahre altes Bärenfett.«
    »Ein Familienrezept«, erwiderte Philipp Teuber. »Wenn du glaubst, dass ich dir die Zutaten verrate, hast du dich geschnitten.«
    DerSchongauer Henker versuchte trotz der Schmerzen ein Grinsen. »Lieber sauf ich ein Jahr lang Huflattichsud, als dass ich deine Rezepte ausprobier, du alter Schinder. Mit so was reib ich in Schongau nicht mal die Rindviecher ein.«
    »Ich hab schon verstanden, dass du von uns zwei der größere Klugscheißer bist«, brummte Teuber. »Und jetzt dreh dich um, damit ich mir deinen Arm anschauen kann. Tut’s arg weh?«
    Jakob Kuisl nahm einen tiefen Schluck Rotwein, bevor er antwortete. »Was für eine saublöde Frage! Ausgekugelt hast ihn mir! Jetzt zeig, dass du Pferdedoktor wenigstens zu irgendwas zu gebrauchen bist, und renk ihn mir wieder ein.«
    »Ich würd vorher aber noch einen großen Schluck nehmen. Nicht, dass dich die Wachen noch am Jakobstor schreien hören.«
    »Brauch ich nicht.« Jakob Kuisl biss die Lippen zusammen.
    »Oder vielleicht ein Stück Holz zwischen die Zähne?«
    »Rindvieh!«, fluchte Kuisl. »Jetzt mach schon endlich.«
    Der Regensburger Scharfrichter packte Kuisls linken Arm und zog kräftig daran. Es knirschte und knackte, als ob ein Ast brechen würde. Jakob Kuisl verzog nur kurz das Gesicht, seine Zähne mahlten, ansonsten herrschte eine fast unheimliche Ruhe. Schließlich winkelte Kuisl den Arm vorsichtig an und nickte anerkennend. Mit nur einer einzigen kräftigen Bewegung hatte Teuber die Schulter wieder eingerenkt.
    »Gute Arbeit, Teuber«, flüsterte Jakob Kuisl. Blass lehnte er an der Wand, Schweißperlen krochen über sein Gesicht. »Ich hätt’s nicht besser gemacht.«
    »Du musst den Arm ein paar Tage lang schonen«, belehrteihn sein Kollege. »Ich lass dir die Salbe da. Von der schmierst du dir täglich …«
    »Ja, ja, ist schon gut.« Kuisl drehte sich zur Seite und atmete tief durch. »Ich weiß selber, was ich tun muss. Hab’s immer gewusst.«
    Schweigen breitete sich im Raum aus, nur das tiefe Atmen des Schongauer Henkers war zu hören.
    »Glaubst du immer noch, dass dir jemand eine Falle gestellt hat?«, fragte Philipp Teuber schließlich.
    Kuisl nickte und starrte weiter auf die Wand vor ihm. »Irgendeine Drecksau von früher. Hat mir die ganze Zelle mit den Namen alter Schlachtfelder vollgeschmiert. Es muss also etwas mit meiner Zeit im Krieg zu tun haben. Dieser Unbekannte weiß, wo ich überall gekämpft habe. Und er kennt mein Weib.« Er schlug mit seinem gesunden rechten Arm gegen die Wand. »Woher kennt dieser Teufel nur meine Frau?«
    Und woher kenne ich den Namen Weidenfeld?, schoss es ihm durch den Kopf. Woher, verdammt?
    »Du warst Söldner im Krieg?«, hakte Teuber nach. »Warum bist du nicht Henker geblieben? Ich hab von euch Kuisls gehört, ihr seid ein zähes Geschlecht. Ein Haufen guter Scharfrichter in ganz Bayern trägt euren Namen. Warum hast du nicht das weitergemacht, was dich dein Vater gelehrt hat?«
    Jakob Kuisl schwieg lange. Erst als der Regensburger Scharfrichter schon aufstehen und gehen wollte, fing er an zu reden.
    »Mein Vater ist tot«, sagte er. »Sie haben ihn

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