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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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mit Schlick bedeckten Steg heran. »War mal ein schöner Marktflecken. Doch nach den Schweden haben Pest und Hunger das Städtchen heimgesucht. Wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Leut hier alles wieder aufgebaut haben. Und dann kommt sicher der nächste Krieg.« Er lachte leise und band das Boot an einem morschen Holzpfosten fest. »Und, du Traumdeuter? Wo geht’s jetzt hin?«
    Kuisl hielt den Kopf in die Höhe, als ob er eine schwache Fährte aufnehmen wollte. »Weiß nicht. Dieses Weidenfeld … Es war ein kleines Dorf, eher ein Weiler, nur ein paar Meilen von unserem Winterquartier entfernt. Irgendwo dort.« Er deutete ratlos in Richtung des Burghügels. »Man hat die Ruine noch gesehen.«
    »Na wunderbar«, zischte Teuber. »Hinter dem Hügel beginnt der Wald. So kommen wir nicht weiter. Wart hier.«
    Erging auf die Mole zu, auf der einige zerlumpte Fischer ihren morgendlichen Fang ausbreiteten, und begann mit ihnen zu reden. Zuerst sahen sie ihn misstrauisch an, doch offenbar erkannten sie ihn nicht als den Regensburger Scharfrichter. Schließlich wiesen die Männer in eine bestimmte Richtung jenseits des Hügels, dabei schüttelten sie immer wieder den Kopf.
    Schon nach kurzer Zeit kam Teuber zurück. »Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht«, knurrte er. »Dein Weidenfeld ist tatsächlich dort hinten in den Wäldern. Ein kleiner Weiler, die Älteren können sich noch an ihn erinnern. Aber viel ist davon nicht mehr übrig. Alles ist zerstört und überwachsen, da wohnt keiner mehr. Magst mir nicht endlich sagen, was es mit diesem Weidenfeld auf sich hat?«
    »Später.« Kuisl richtete sich ächzend in dem Kahn auf und stieg ans Ufer. »Wir haben jetzt keine Zeit. Bringen wir’s hinter uns.«
    »Wart.« Philipp Teuber zog unter der Ruderbank ein unterarmlanges Bootsmesser und einen schartigen Degen hervor. Er steckte das Messer an seinen Gürtel und reichte Kuisl die andere Waffe. »Die werden wir brauchen. Hab ich dem Fischer abgeschwatzt, von dem wir den morschen Kahn haben. Der Alte war wohl auch im Krieg.«
    Kuisl schien einen Moment lang nachzudenken. »Ein guter Knüppel aus Lärchenholz wär mir lieber«, brummte er schließlich. »Wenn’s ein Gespenst ist, hilft die schärfste Scheide nichts.«
    »Wenn’s ein Gespenst ist, brauchst du auch keinen Knüppel«, sagte Teuber. »Und jetzt zier dich nicht und nimm endlich den verdammten Degen!«
    Endlich nahm Jakob Kuisl die Waffe entgegen. Prüfend fuhr er mit den Fingern über die rostige Klinge und den grünlichverfärbten Handkorb, seine Augen bekamen etwas Glasiges. »Hab immer mit dem Bihänder oder dem Katzbalger gekämpft«, murmelte er. »Der reißt den Bauch auf wie Papier. Das hier ist Kinderspielzeug. Aber was soll’s.« Er wandte sich zum Gehen, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Komm jetzt.«
    Sie ließen Donaustauf links liegen und betraten eine schmale Straße, die hinter dem Ort in einen dichten Wald führte. Schon bald waren sie von hohen Buchen und Tannen umgeben, der Weg schien in ein beinahe unwirkliches grünes Licht getaucht. Nur das Rauschen der Bäume und der Schrei eines Eichelhähers waren zu hören, ansonsten herrschte eine drückende Stille. Hier unten am Fuß der Bäume war es schattig, fast kühl, und ihre Stiefel versanken im Morast, der noch vom letzten Gewitterregen übrig war. Gelegentlich zeichneten sich im Schlamm breite Wagenspuren ab.
    »Diese Straße führt weiter zu einer Hammermühle«, erklärte Philipp Teuber und sah sich aufmerksam um. »Kurz vorher muss ein kleiner versteckter Weg links abzweigen. Die Fischer in Donaustauf haben gesagt, dass davon nicht mehr viel übrig ist. Wir müssen also aufpassen.«
    »Das wird nicht nötig sein. Sieh her.« Kuisl deutete auf frische Fußspuren, die im Morast gut zu erkennen waren und weiter die Straße entlangführten. »Die hier sind frisch. Keine drei Stunden alt.«
    Philipp Teuber beugte sich hinunter und zählte die einzelnen Spuren. »Es sind zwei, nicht einer«, murmelte er. »Offenbar hat dein Geist noch einen Helfer dabei.«
    Kuisl nickte. »Würd mich nicht wundern, wenn’s am Ende drei sind. Sie sind immer zu dritt gewesen. Drei Tote, die zurückkommen.«
    »Hörauf, sonst seh ich auch noch Gespenster!« Der Regensburger Scharfrichter schlug ein Kreuz und machte ein Schutzzeichen gegen das Böse. »Machst einen noch ganz damisch mit deinem abergläubischen Gerede!«
    Plötzlich blieb er stehen. Zu ihrer Linken führte ein schmaler

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