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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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unnötigen Fragen stellte. Zunächst war Kuisl alles andere als begeistert gewesen, dass ihm der Regensburger Scharfrichter gefolgt war. Doch als er Teubers grimmigen Blick bemerkte, reichte er ihm schließlich die Hand. Was auch immer Teuber dazu bewogen haben mochte, ihm zu helfen – er war sein Freund. Und einen Freund hatte Kuisl im Augenblick bitter nötig. Noch immer pochte der Schmerz durch seine linke Schulter, seine Arme und Beine schienen abwechselnd zu glühen und zu erstarren.
    »Du musst das nicht tun«, sagte der Schongauer Henker leise. »Ich komm auch ohne …«
    »Hör bloß auf, bevor ich’s mir noch anders überleg.« Teuber tauchte die Ruder so kraftvoll ins Wasser, als ob er irgendein Monstrum in den Tiefen der Donau erschlagen wollte. »Weiß selbst nicht, warum ich dir vernageltem Sturschädel auch noch helfe. Und jetzt sei endlich stad und tu so, als ob du Netze flickst. Die Flößer da drüben schauen schon ganz misstrauisch zu uns rüber.«
    Jakob Kuisl schmunzelte und griff hinter sich, wo ein Haufen nach Fisch stinkender Netze lag. Er hievte sie auf seinen Schoß und begann emsig darin herumzuwühlen. Als der Kahn an der oberen Wöhrd-Insel vorbeifuhr und dann die Strudel unter der Steinernen Brücke passierte, zogen die beiden Henker kurz die Köpfe ein. Doch keine der Wachen oben auf der Brüstung verschwendete mehr als einen Blick auf die beiden Gestalten. Für die Büttel waren die Männer in ihren fleckigen Leinenhemden nur Fischer, die stromabwärts ihre Reusen auswerfen wollten. Einen Moment lang glaubte Kuisl, oben auf der Brücke eine kleine Gestalt zu sehen, die ihn an Simon erinnerte, aber das war sicher nur eine Einbildung.
    Die meiste Zeit während der Fahrt hielt der Schongauer Henker die Augen geschlossen. Er war versunken in Bilder hinter seinen Lidern, Bilder aus der Vergangenheit, die nun mit aller Macht zurückkamen. Es war, als ob das Fieber ihm nach all den Jahren half, seine Erinnerung aufzufrischen.
    »Wir waren hier, hier in der Gegend«, murmelte Kuisl, alssie die östliche Stadtmauer hinter sich ließen. »Hab’s beinah vergessen. Von fern war eine Burg auf einem Hügel zu sehen. Eine Ruine.« Er öffnete die Augen und sah Teuber an. »Habt’s ihr hier so eine Ruine? Groß war sie, ein abgebranntes Marktstädtchen lag darunter. Die Donau ist daran vorbeigeflossen. Gibt’s hier so was?«
    Teuber nickte zögernd. »Das muss Donaustauf sein. Nur ein paar Meilen flussabwärts. Die Burg haben die Schweden damals gebrandschatzt, nachdem die Besatzung ihnen eine ganze Ladung Salz stibitzt hat. Hattest du mit der Sach was zu tun?«
    Kuisl blickte auf die Donau, die sich vor ihnen wie ein schlammgrünes Untier durch die Wälder wand. Eine Mühle stand am rechten Ufer, ansonsten waren keine Häuser mehr zu sehen.
    »Wir waren ein paar Jahre später da«, sagte er und schloss wieder die Augen. »Die Burg war damals schon länger zerstört. Aber unser Winterlager, es … es lag hier irgendwo ganz in der Nähe. Im Frühjahr sollt’ es weiter auf Böhmen zu gehen. Ein neues Jahr mit Hauen und Stechen und Morden.« Er spuckte ins Wasser. »Bei Gott, für jedes einzelne schmor ich hundert Jahre in der Hölle.«
    Philipp Teuber tauchte die Ruderblätter in die glatte Oberfläche des Flusses. Ein Schwarm Enten flog schnatternd auf und suchte das Weite.
    »Warst wohl lang im Krieg, was?«, fragte er schließlich.
    »Zu lang.«
    Eine Weile sagte keiner etwas, der Kahn trieb gemächlich dahin. Die Sonne hatte sich mittlerweile über die Wälder im Osten erhoben und brannte den Männern auf den Nacken.
    »Was hast du gemacht im Krieg?«, wollte Teuber wissen. »Warst du Pikenier, Degenfechter, Musketier?«
    »Ichwar Feldweibel.«
    Philipp Teuber pfiff durch die Zähne. »Ein Henker als Feldweibel, das ist allerhand! Musst ein guter Soldat gewesen sein.«
    »Aufs Töten versteh ich mich.«
    Wieder sagte keiner ein Wort, bis endlich hinter einer Flussbiegung ein kleines schmutziges Städtchen auftauchte. Darüber thronte auf einem Hügel eine Burg, die nur notdürftig wieder instand gesetzt worden war. Eine schiefe Mole säumte das Ufer, einige Boote und Floße hatten dort angelegt. Als sie näher kamen, erkannte Kuisl, dass viele der Häuser verfallen waren, die Dächer eingestürzt, die Wände schwarz von Rauch. Die Festungsmauer, die die Stadt einst umgeben hatte, war zerfressen wie ein Stück alter Käse.
    »Donaustauf«, sagte Philipp Teuber und ruderte den Kahn an einen

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