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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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starr wirkte.
    »Ich hab Euch längst durchschaut«, fuhr Simon fort. »Um die Religion und die einfachen Menschen schert Ihr Euch einen feuchten Kehricht, Euch geht’s nur um Politik! Oder wenigstens um das, was Ihr dafür haltet.«
    »Keiner dieser verrückten Freien? Kein Ketzer, der den Reichen ans Leder will?«, fragte Magdalena ungläubig. »Aber was …«
    »Der Reichstag!«, unterbrach sie Simon. Noch einmal wurde ihm die ganze Monstrosität von Silvios Plan klar, unwillkürlich schauderte er. »Er will den gesamten Reichstag vergiften!«
    Magalena blieb kurz der Mund offen stehen. »Den … Reichstag vergiften?«
    Nervös blickte der venezianische Gesandte in Richtung der fünf Helfer, die weiter die Branntweinflasche kreisen ließenund sich nicht sonderlich um das Verhör kümmerten. »Was für ein Unsinn!«, flüsterte Silvio Contarini. »Aber ich wäre Euch trotzdem zu Dank verpflichtet, wenn wir das Gespräch ein wenig leiser führen könnten. Die Männer dort sind einfache Flößer, die Politik interessiert sie nicht sonderlich.«
    Plötzlich witterte Simon den Hauch einer Chance. »Wenn wir keinem, auch Euren Helfern nicht, von Euren wahren Plänen berichten, lasst Ihr uns dann frei?«, fragte er zögernd.
    Silvio Contarini zuckte mit den Schultern, gedankenverloren spielte er mit den Ringen an seiner Hand. »Mal sehen. Erzählt mir zuerst, was Ihr Euch da zusammengereimt habt. Wenn mich die Geschichte amüsiert, lass ich Euch ja vielleicht laufen. Einem gesuchten Brandstifter wird ohnehin keiner glauben.«
    Simon schluckte, dann begann er in leisen Worten zu sprechen. »In ein paar Monaten tagt in Regensburg der Reichstag. Vertreter aus dem ganzen Deutschen Reich werden anreisen. Fürsten, Herzöge, Bischöfe, vielleicht sogar der Kaiser. Die gesamte Macht ist hier vereint. Wer dem Deutschen Reich schaden will, der macht es am besten hier in Regensburg. Nirgendwo sonst trifft er so viel Adlige auf einmal.«
    »Nicht schlecht«, flüsterte Silvio. »Und weiter?«
    »Der Bader Andreas Hofmann experimentiert unten in seiner geheimen Alchimistenküche mit besonders reinem Mutterkorn«, fuhr Simon hastig fort. »Im Hinterhof des Baderhauses haben wir große Kübel mit Erde gesehen. Aber vermutlich habt Ihr vor Regensburg Felder gepachtet, auf denen Eure Männer das Getreide mit dem Pilz infizieren. Die Körner werden hier gemahlen und das Mehl in Säcken gehortet.« An den hochgezogenen Augenbrauen Silvioserkannte Simon, dass er ins Schwarze getroffen hatte. »Ich vermute, dass dieser Bäckermeister Haberger das vergiftete Mehl zu Brot verbacken sollte. Wahrscheinlich beliefert seine Bäckerei als einzige das Alte Rathaus, in dem der Reichstag stattfindet. Aber dann hat Haberger kalte Füße bekommen und musste beseitigt werden …« Simon runzelte die Stirn. »Damit fehlt Euch allerdings der Lieferant, aber ich bin sicher, das habt Ihr bedacht.«
    »Der Sohn vom Haberger weiß von nichts«, erwiderte Silvio Contarini. »Wir werden ihm das Mehl zu einem solch billigen Preis anbieten, dass er einfach nicht nein sagen kann.«
    Simon nickte. »So wird Euer vergiftetes Brot also am Ende auf den Tellern der Adligen und Gesandten liegen. Bei jedem Festmahl würden sie neues Mutterkorn zu sich nehmen. Die Folgen wären fatal! Hunderte würden kurzzeitig dem Wahnsinn verfallen, sie würden in einer Art Rausch durch die Straßen taumeln, geplagt von Visionen und Alpträumen. Verhandlungen wären nicht mehr möglich, vermutlich würden die meisten Emissäre in Panik abreisen. Der gesamte Reichstag wäre plötzlich lahmgelegt!«
    »Und damit auch das Deutsche Reich. Bravissimo! « Silvio klatschte anerkennend in die Hände, auf seinem geschminkten Gesicht zeigte sich echte Begeisterung. »Mein Kompliment! Das habt Ihr ausgezeichnet gemacht! Schade, in einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit hätten wir für jemanden wie Euch wirklich gute Verwendung gehabt.« Den letzten Satz hatte er mit einem gewissen Bedauern in der Stimme gesprochen. »Ihr wärt ein ausgezeichneter Agent geworden, so wie Heinrich von Bütten. Was für eine Verschwendung! Auch er hat sich leider für die falsche Seite entschieden.«
    »Heinrichvon Bütten?«, fragte Simon verwirrt. »Ich verstehe nicht …«
    »Der glatzköpfige Meuchelmörder«, warf Magdalena ein. »Er war ein Agent des Kaisers!« Sie seufzte. »Vermutlich wollte er mich die ganze Zeit vor dem intriganten Zwerg warnen. Silvio hat ihn heute früh umgebracht.«
    Simon riss

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