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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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klapperte mit den Augenlidern. »Uh, wen denn?«
    Die Brust des einen Wachsoldaten straffte sich. »Na, den Hans Reichart, den wirst du doch kennen. Fünf Menschen hat er beraubt und hinterrücks erstochen, der ruchlose Hund. Durch die halbe Stadt haben wir ihn damals gejagt. Aber am End hat ihn der Henker gerädert und gepfählt. Als Belohnung haben wir jeder einen Finger vom Reichart bekommen.« Der Wachmann machte ein Schutzzeichen mit derlinken Hand und bekreuzigte sich. »Seitdem hat mir keiner mehr auch nur einen Kreuzer gestohlen.«
    Magdalena schluckte. Ihr war klar, dass ihrem Vater ein ähnliches Schicksal blühte.
    »Bei der Hatz wär ich gern dabei gewesen«, sagte sie schließlich. »Stramme Burschen seid’s ja alle beide.« Sie ließ ihren Zeigefinger über den Brustpanzer des einen Wachmanns gleiten und zwinkerte. »Obenrum mein ich.«
    Der Soldat grinste anzüglich. »Du kannst gern auch unten nachschauen.«
    In diesem Augenblick war ganz in der Nähe Lärm und Gelächter zu hören. Seufzend unterbrachen die Wachen das Techtelmechtel und wandten sich nach rechts, wo ein junger Bursche auf einen Karren geklettert war. Er pries irgendein Elixier an.
    »Ihr lieben Regensburger, kommt alle her und kostet mein neuestes Wundermittel! Dieser Theriak ist gebraut aus getrocknetem Vipernfleisch und einer geheimen Mischung exquisiter Kräuter, die ich selbst bei Vollmond auf Friedhöfen gepflückt habe. Er hilft bei Unfruchtbarkeit, Zahnschmerzen und Bauchgrimmen. Bei meiner Treu, ich schwöre es, er lässt Lahme wieder sehen und Blinde wieder laufen!«
    »Du bleibst hier, Mädchen«, knurrte der eine der Wachmänner und winkte seinem Kameraden, ihm zu folgen. »Wollen sehen, was dort los ist. Dann erzähl ich dir, wie ich dem Schaidinger, dem räudigen Opferstockräuber, vor kurzem das Licht ausgeblasen hab.«
    »Oh, äh … wunderbar.« Magdalena lächelte eisern, während die Wachen entschlossen auf den Karren zustapften.
    Mit Schweißperlen auf der Stirn fuchtelte Simon mit einem Fläschchen herum, das er aus seinem Reisesack gezogenhatte. Es war ein harmloser Hustensirup aus Efeu, Salbei und Honig, aber etwas anderes hatte er auf die Schnelle nicht finden können. Als der Medicus beobachtet hatte, wie Magdalena die beiden Wachen in ein Gespräch verwickelte, war ihm nichts Besseres eingefallen, als auf den Karren zu steigen und das Blaue vom Himmel zu versprechen. Quacksalber, Stein- und Bruchschneider, die von Stadt zu Stadt zogen, kannte Simon bereits aus Schongau und von seinem Studium in Ingolstadt. Die Karren dieser selbsternannten Wunderheiler waren vollgestopft mit so absonderlichen Ingredienzen wie Skorpionenöl, Elefantenschmalz und Planetengestein. Trotz oder vielleicht auch wegen ihres exotischen Gebarens waren sie der Mittelpunkt jedes Jahrmarkts.
    Tatsächlich fand sich auch auf dem Regensburger Rathausplatz schon bald eine Gruppe Neugieriger ein, die Simon lachend und schreiend umringten. Ein fauler Kohlkopf flog nur knapp an ihm vorbei.
    »He, Quacksalber!«, rief einer. »Gib doch dem aufgeschlitzten Bader von deinem Wundermittel zu trinken. Vielleicht wird er davon wieder lebendig!«
    Mit steifem Grinsen schüttelte Simon den Kopf, während er gleichzeitig beobachtete, wie die beiden Wachen dienstbeflissen näher kamen und Magdalena durch das schmale Tor schlüpfte.
    »Nie würde ich wagen, Gottes unerklärliches Wirken zu beeinflussen«, rief er mit krächzender Stimme. »Wenn der Heiland uns ruft, müssen wir ihm folgen. Es ist nicht an uns, die Toten zurückzuholen, auch wenn ich es könnte!«
    Lieber Himmel, was für einen Blödsinn rede ich da?, dachte Simon. Ich kann nur hoffen, dass Magdalena nicht ewig dort drinnen bleibt.
    »He,du da!« Die beiden Büttel hatten den Medicus endlich erreicht. »Komm sofort da runter! Was fällt dir ein, sonntags auf dem Rathausplatz dein Gesöff anzupreisen? Weißt du nicht, dass Quacksalberei in unserer Stadt verboten ist?«
    »Quacksalberei?« Mit gespielter Empörung raufte sich Simon die Haare. »Ich bin ein studierter Medicus, dem das Schicksal böse mitgespielt hat. Erlaubt mir wenigstens, meine Kunst zu demonstrieren.«
    »Nichts da«, knurrte einer der Wachleute. »Du kommst jetzt da runter, und dann stellen wir dich bis morgen an den Pranger. Das wird dir die Flausen schon wieder austreiben!« Er deutete auf eine mit faulem Obst und Exkrementen verschmierte Steinsäule zur Rechten, die direkt am Marktturm stand. Simons Gesicht wurde noch

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