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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Schwung warf er das schreiende Bündel Mensch in die Donau, wo der Mann zappelnd wieder auftauchte und schließlich den Fluss hinuntertrieb.
    »Keine Sorge«, sagte der Mann mit dem Zopf. »Er kann schwimmen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn abkühle, weil er mal wieder frech war. Ein kleiner Lump, bei dem sich nicht mal der Henker die Finger schmutzig machen will. Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man auf meiner Lände stiehlt. Ist nicht gut fürs Geschäft.«
    Lächelnd kam er auf Magdalena zu und reichte ihr die Hand. Auf seinem muskulösen Oberarm waren einige Tätowierungen zu erkennen, darunter auch ein Untier, das aus einer Welle aufzutauchen schien.
    »Mein Name ist Karl Gessner«, sagte der Mann mit einembreiten Grinsen, das nahezu perfekte weiße Zähne entblößte. »Ich bin hier der städtische Floßmeister. Tut mir leid, wenn euer Aufenthalt in Regensburg so misslich begonnen hat. Aber wenigstens hast du jetzt deinen Beutel wieder.« Er deutete auf Simon, der sich mittlerweile erhoben hatte und herbeihumpelte. »Ich hoff, dass dein Freund sich die blauen Flecken im Gesicht nicht bei uns geholt hat. Seid wohl neu in der Stadt und sucht Arbeit, was?«
    »Schon möglich«, sagte Simon kurz angebunden.
    Der Floßmeister grinste. »So was riech ich drei Meilen gegen den Wind. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch bei mir ein paar Kreuzer verdienen. Gleich heute. Hier auf der Lände gibt’s immer was zu tun. Kisten schleppen, Boote abdichten, Flöße zusammenbinden …« Gessner pfiff auf zwei Fingern, und sofort kamen einige Tagelöhner, die ihm halfen, die heruntergefallenen Stämme wieder aufzuschichten.
    »Danke, aber …«, begann Magdalena, doch Simon fiel ihr ins Wort.
    »Glaubt mir, das wäre für Euch kein gutes Geschäft«, murmelte der Medicus und wischte sich den Dreck von den Hosen. »Meine Hände sind eher dazu geeignet, einen Griffel oder eine Pinzette zu halten als schwere Fässer. Aber vielleicht hat einer Eurer Burschen ja gerade ein entzündetes Bein oder Magengrimmen. Dann könnten wir uns für die Rettung auch erkenntlich zeigen.«
    Gessner schnalzte mit der Zunge. »Ein fahrender Barbier also! Dann passt bloß auf, dass euch die Wachen nicht schnappen. Die können Quacksalber nämlich gar nicht leiden.«
    »Mein Simon ist kein Quacksalber«, sagte Magdalena bestimmt. »Er hat in Ingolstadt studiert.«
    »Schon gut, schon gut, ich hab deinen Freund nicht beleidigen wollen«, wiegelte der Floßmeister ab. »Ein studierterMedicus ist uns immer willkommen. Vielleicht hab ich sogar was für euch …« Er wog bedächtig den Kopf. »Es gibt ein Wirtshaus, nicht weit von hier. Es heißt ›Zum Walfisch‹, genau der richtige Ort, wenn man neu in der Stadt ist. Dort trifft sich alles, was in Regensburg Arbeit sucht. Auch wandernde Badergesellen hab ich dort schon gesehen. Sagt einfach, der Floßmeister Gessner schickt euch, dann kommt ihr mit meiner Empfehlung.« Er zwinkerte. »Ich kann euch doch vertrauen, nicht wahr?«
    Feierlich hob Simon die Hand zum Schwur. »Wir sind keine Quacksalber, darauf habt Ihr unser Ehrenwort.« Er lächelte und verneigte sich leicht. »Vergelt’s Gott. Es ist immer gut, wenn man in einer fremden Stadt jemanden hat, der einem helfen kann.«
    »Vielleicht sehen wir uns ja mal in diesem, äh … ›Walfisch‹«, sagte Magdalena und warf ihren Reisesack über die Schulter, nachdem sie sich versichert hatte, dass nichts fehlte. »Aber jetzt wollen wir zunächst meine Tante besuchen. Sie ist die Frau des Badermeisters Andreas Hofmann. Ihr kennt sie nicht zufällig? Sie muss schwerkrank sein.«
    Gessners Gesicht wurde von einer Sekunde auf die andere aschfahl, sein ganzer Körper wirkte plötzlich wie versteinert. Einen Moment lang schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben.
    »Du … du … bist …?«, stammelte er.
    Magdalena sah ihn besorgt an. »Stimmt etwas nicht?«
    Es dauerte einen Moment, bis der Floßmeister sich wieder gefangen hatte. Schließlich straffte er sich und legte der Henkerstochter die Hand auf die Schulter.
    »Es ist ein schlechter Zeitpunkt, den du dir gewählt hast, um nach Regensburg zu kommen«, murmelte er langsam. »Es heißt, dass deine Tante …« Er stockte.
    »Wasist mit meiner Tante?« Magdalena entwand sich dem Griff des Floßmeisters. »Redet endlich!«
    Karl Gessner schüttelte traurig den Kopf. »Ich weiß selbst nichts Genaues. Am besten, ihr macht euch selbst ein Bild. Josef!« Er winkte einen der

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