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Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler

Titel: Die Henkerstochter und der K�nig der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Perücke mit den gewellten Haaren war ihm in die Stirn gerutscht. Neben ihm dösten drei Männer, den Kopf auf den Spielkarten, die in einer Lache Wein auf dem Tisch schwammen.
    »Ah, la bella signorina und ihr tapferer Begleiter!«, säuselte Silvio. »Was ist geschehen? Ihr seht aus, als wärt ihr gerade noch vom Scheiterhaufen gesprungen.«
    »Wir … hatten einen Unfall«, sagte Simon mürrisch und schob Magdalena vor sich her. »Wenn es Euch nichts ausmacht, würden wir uns gerne ein wenig saubermachen.«
    »Ihr müsst Euch innerlich saubermachen.« Grinsend schob der Venezianer einen Weinkrug über den Tisch. »Kühler Malvasier. Das wird die Asche von Euren Gaumen spülen.«
    »Ein andermal. Die Dame ist müde.« Simon gab Magdalena einen Klaps und wollte soeben die Treppe nach oben steigen, als er in die zornigen Augen der Henkerstochter blickte. Im gleichen Augenblick wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    »Die Dame kann immer noch für sich selbst entscheiden«, zischte Magdalena. »Es mag ja sein, dass der Herr das Angebot auf einen Schoppen Wein ausschlägt. Aber ich könnte einen Beruhigungstrunk sehr wohl vertragen.«
    Siewand sich aus seiner Umarmung und lächelte den Venezianer an.
    »Ein Schluck Wein wär ganz recht, danke.«
    »Certo!« Geistesgegenwärtig gab Silvio einem der schnarchenden Männer einen Schubs, so dass dieser von der Bank auf den Boden rutschte und dort weiterschlief. »Eine bessere Medizin werdet Ihr in ganz Regensburg nicht finden«, fuhr der Venezianer fort. »Und einen besseren Ort zum Vergessen auch nicht.« Er deutete auf den frei gewordenen Platz.
    Magdalena ließ sich auf die Bank fallen und schenkte sich ein. Schon als der erste Schluck ihre Kehle hinunterrann, spürte sie die belebende und gleichzeitig beruhigende Wirkung des Alkohols. Nach Feuer, Mordversuch und Rauchvergiftung hatte sie ein Glas Wein wirklich bitter nötig.
    »Aber …«, wagte Simon einen letzten Versuch, doch Magdalenas funkelnder Blick ließ ihn verstummen. Achselzuckend humpelte der Medicus nach oben.
    »Ist Euer piccolo amico jetzt böse auf mich?«, fragte Silvio, als die Schritte verklungen waren, und schenkte der Henkerstochter noch einmal nach. »Es täte mir leid, wenn ich ihn gekränkt haben sollte.«
    Magdalena schüttelte den Kopf. »Ach was, der beruhigt sich schon wieder.« Dann zog sie einen Becher Würfel zu sich heran und begann ihn zu schütteln. »Der Verlierer zahlt die nächste Runde. Einverstanden?«
    Der Venezianer lächelte. »D’accordo.«
    Der Morgen dämmerte bereits, und Jakob Kuisl fand noch immer keine Ruhe. Wie Schwaden giftigen Rauchs zogen die Erinnerungen an ihm vorbei. Sosehr er es auch versuchte, er konnte sie nicht mehr vertreiben. Und so schloss er die Augen und glitt in die Vergangenheit …
    … der Geruch von Pulverdampf, das Schreien der Verwundeten, die leeren Augen der Toten, über die Jakob hinwegsteigt, wenn er mit dem Bihänder über das Schlachtfeld stapft. Zehn Tage lang haben sie Magdeburg belagert, jetzt bläst Tilly zum Angriff. Die Schanzgräber haben Wälle aufgeschüttet, hinter denen die Artillerie aus vollen Rohren schießt. Krachend schlagen die großen Steinkugeln in die Mauern der Stadt ein, bis sich eine Bresche auftut, durch die Jakob und die anderen Landsknechte schreiend in die Gassen einfallen. Was ihnen entgegenkommt, wird niedergehauen. Männer, Weiber, Kinder …
    Der kleine Jakob ist im Krieg groß geworden. Er hat es zum Doppelsöldner gebracht, zehn Gulden im Monat dafür, dass er für Tilly in der ersten Reihe steht. Sein Obrist hat ihm den Meisterbrief vom langen Schwert ausgestellt, doch meist kämpft Jakob mit dem Katzbalger, einem kurzen Schwert, das man dem Gegner in den Leib rammt und dann dreht, um die Eingeweide aufzuschlitzen. Den Bihänder trägt Jakob auf dem Rücken, zur Abschreckung der Feinde und um die eigenen Leute Respekt zu lehren.
    Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Jakob der Sohn eines Henkers ist. Das verschafft ihm eine magische Aura, auch bei seinen Kameraden. Ein Henker ist ein Zauberer, ein Wandler zwischen den Welten. Wenn Jakob Geld braucht, verkauft er Stücke vom Galgenstrick, er gießt Kugeln, die immer treffen, und verhökert Amulette, die ihren Träger unverwundbar machen. Er ist achtzehn Jahre, ein Bär von einem Mann, den der Obrist bereits zum Weibel gemacht hat. Denn Jakob tötet besser als die meisten. Lautlos, schnell, ohne eine Regung. So wie er es von seinem Vater

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