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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Auch das Rätsel unten in der Krypta der Lorenzkirche hatte der Medicus allein gelöst. Aber dann hatte sich diese verfluchte Benedikta zwischen sie gestellt, dieses vornehme, blasierte Weibsbild aus Landshut! Sogar hier unten in ihrem Verlies trieb der Gedanke an Simon und Benedikta Magdalena die Zornesröte ins Gesicht. Der Sauhund sollte ihr nur in die Finger kommen!
    Dann fiel ihr wieder ein, dass sie zurzeit andere Probleme hatte.
    Um sich abzulenken, dachte sie noch einmal über das Gespräch nach, das sie gestern mit Bruder Jakobus geführt hatte. Es war um den Schatz gegangen. Mehrmals hatte sie den Mönch gefragt, was dieser Schatz denn nun sei und ob es sich dabei wirklich um das Vermächtnis der Templer handelte, doch Jakobus war all ihren Fragen ausgewichen.
    »Es ist ein Schatz, der über die Zukunft der Christenheit entscheidet«, sagte er und richtete den Blick zum Heiland an der Decke. »Mit IHM werden wir die Heere der lutherischen Ketzer endgültig schlagen! Sobald unser Meister dem Papst von IHM berichtet hat, wird auch er sich dem Glaubenskampf anschließen und die protestantischen Fürsten aus dem Deutschen Reich vertreiben. Der Meister weiß, dass der Große Krieg noch nicht zu Ende ist!«
    »Wer ist dein Meister?«, unterbrach ihn Magdalena. »Der Augsburger Bischof?«
    Bruder Jakobus lächelte. »Wir sind viele.«
    Die Nächte waren klamm. Auch unter den Wolldecken und im warmen Schein der Kerzen, die der Mönch immer wieder erneuerte, fror sie. Ihr Glieder waren steif und kribbelten, weil es ihr an Bewegung fehlte. Ob es Tag war oder Nacht, erkannte sie nur an dem kleinen blinden Fenster, das einen schmalen Streifen Licht hereinließ. Oft dämmerte sie auch tagsüber dahin. Sie war verzweifelt.
    Der dritte Tag brachte die Wende.
    Es war gegen Mittag. Sie döste gerade auf einer der Kirchenbänke, um nicht mehr auf dem kalten Steinboden liegen zu müssen. Doch im Halbschlaf rollte sie von der schmalen Bank. Fluchend richtete Magdalena sich zwischen den Decken auf, als sie unter der Bank ein kleines Bündel bemerkte. Sie stutzte, dann griff sie eilig danach.
    Es war der Beutel mit den Kräutern, den sie seit ihrem Besuch des Augsburger Apothekers vor vier, fünf Tagen bei sich getragen hatte. Das Säcklein musste sich wohl irgendwann von ihrem Rockbund gelöst haben und war dann unter die Bank gerutscht. Magdalena hatte es einfach vergessen.
    Vorsichtig löste sie die Schnur und blickte in den Beutel. Ein würziger Duft nach Kräutern stieg ihr in die Nase. Noch immer befanden sich alle Ingredienzien darin, die sie beim Augsburger Apotheker Nepomuk Biermann hastig hineingeschaufelthatte. Ein wenig zerkrümelt zwar, aber immer noch verwendbar.
    Magdalena rieb die getrockneten Kräuter nachdenklich zwischen den Fingern.
    In ihr reifte ein Plan.
     
    Simon sah vom erhöhten Portal des Schreevogl-Anwesens auf Benedikta hinunter, die in kompletter Reisemontur am Fuß der Treppe stand. In ihrer Hand führte sie das Halfter ihres gesattelten Pferdes. Nervös tänzelte der Fuchs hin und her , an beiden Seiten des Sattels waren prall gefüllte Taschen befestigt.
    »Ich habe Euch gesucht«, sagte Benedikta und tätschelte beruhigend ihr Pferd. »Man hat mir gesagt, dass ich Euch hier antreffe. Ich möchte mich verabschieden.«
    »Verabschieden?« Simon sperrte den Mund auf.
    Die Händlerin schwang sich in den Sattel. »Nach unserer letzten Begegnung habe ich das Gefühl, dass es besser ist, wenn ich gehe. Und wenn ich ehrlich bin, mag ich diesem ganzen Geraune von Schätzen und Meuchlern immer noch nicht so recht glauben. Meinen Bruder bringt das auch nicht wieder zurück. Ich wünsche Euch also viel Glück!«
    »Benedikta, wartet!« Simon eilte die Treppenstufen hinab auf sie zu. »Ich hab das nicht so gemeint vor zwei Tagen im Wirtshaus. Ich war wohl etwas zu harsch. Es ist nur …«
    Er stockte. Sein Blick fiel auf die vornehme Dame aus Landsberg, die in ihrem Pelzmantel mit bauschendem Rock und Kapuze so anders aussah als all die Schongauer Frauen, die ihm nur zu gerne den Hof machten. Ein Besuch aus einer andere Welt, der jetzt wieder verschwand und ihn in dem dreckigen kleine Provinznest zurückließ.
    »Was ist, Medicus? « Sie sah ihn abwartend an.
    »Es tut mir leid, ich war ein Narr. Ich ... ich würde mich wirklich freuen, wenn Ihr mir bei der weiteren Suche behilflich sein würdet.« Simon sprach, ohne nachzudenken, dieWorte flossen nur so aus ihm heraus. »Es ist sogar gut möglich, dass ich

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