Die Henkerstochter und der schwarze M�nch
direkt neben dem ehemaligen Benediktinerkloster, das auf einerAnhöhe südlich des Ammersees thront. Einst waren hier im Umkreis einige der besten Stukkateure Europas zu Hause, heute wirken Kloster und Dorf ein wenig verschlafen. Fremde sieht man sich hier erst mal vom Gartenzaun aus an. Als ich bei einem älteren Wessobrunner um ein Zimmer für die Nacht fragte, wurde ich zunächst misstrauisch beäugt. Am Frühstückstisch wusste ich dann bereits seine ganze tragische Lebensgeschichte und den besten Fahrradweg nach Schongau. Der Pfaffenwinkler braucht eben seine Zeit.
An den Haustüren des Orts hängen teilweise noch die Namensschilder einst großer Künstlerfamilien. Wer will, lässt sich im Gasthof zur Post den Tanzsaal zeigen, dessen Decke noch aus der ruhmreichen Vergangenheit stammt. Östlich an das Dorf grenzt der Eibenwald, durch den in meinem Roman Simon und Benedikta reiten und auf vermeintliche Wegelagerer stoßen.
Einige Schwestern des Klosters bieten Ausflüglern eine lohnenswerte Führung durch das Innere des Gebäudes an. Wer die prunkvollen Stuckarbeiten an den Decken betrachtet, versteht, warum Wessobrunner Handwerker bis nach Venedig bekannt waren. Die Flure und Räume dienten mir übrigens als Vorbild für die Bibliothek in Steingaden.
Der alte Römerturm, in dem Simon und Benedikta auf wertvolle Bücherschätze stoßen, steht am Rande der Anlage. Ob das Gebäude je als Bibliothek benutzt wurde, ist mir nicht bekannt. Als massiver Wehrturm könnte er im Dreißigjährigen Krieg jedoch gut Schutz geboten haben.
Das sogenannte Wessobrunner Gebet, eines der ältesten Gebete deutscher Sprache, befand sich zur Zeit von Simons und Benediktas Reise tatsächlich hier im Kloster. Mittlerweile ist es in der Bayerischen Staatsbibliothek.
Wenn man das Kloster verlässt, sich nach rechts wendet und dann immer an der Klostermauer entlanggeht, kommt man nach ungefähr zehn Minuten zur berühmten Tassilolinde, wo sich Simon fast den Hals bricht. Wer überprüfenmöchte, ob tatsächlich irgendwo ein Rätselschild verborgen ist, der sei gewarnt. In der Linde befindet sich ein Hornissennest! Also lieber weiter zum …
Kloster Rottenbuch
Ja, es gibt die Reliquien von Primus und Felicianus! Allerdings nicht, wie zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, aufrechtstehend mit Schwert und Lorbeerkranz, sondern fast unsichtbar in reichgeschnitzten Schreinen vorne im Altarraum. Versuchen Sie einmal, die beiden zwischen all den Putten, dem Stuck und den Statuen zu finden! Ich selbst habe mehrere Minuten und die Hilfe einer gütigen Nonne gebraucht.
Auch alle übrigen Reliquien, die ich Propst Michael Piscator aufzählen lasse, waren damals im Besitz des Klosters. Die Zähne der heiligen Binosa, Haare und Gewandstücke der heiligen Maria, außerdem Reliquien der Heiligen Pankratius, Blasius, Valerius, Virgilius, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thekla, Brigida ... Und das ist nur ein Bruchteil der Schätze.
Wer sich von der ganzen barocken Pracht, all dem Gold und Gips der ehemaligen Augustinerchorherrenkirche wie erschlagen fühlt, für den habe ich einen Tipp: Lassen Sie die Kirche rechts liegen und gehen Sie durch das kleine Tor im hinteren Teil der Anlage. Von dort aus können Sie wunderbar zur Ammerschlucht wandern, vorbei an Bäumen, Kühen und kleinen Kapellen. Gott wohnt nämlich überall im Pfaffenwinkel.
Oder Sie folgen mir weiter zum …
Steingadener Prämonstratenserkloster
Der Showdown! Eigentlich wollte ich den letzten Akt ja an den Schleyerfällen spielen lassen, aber dann fiel mir ein alter Plan des Klosters aus dem Jahre 1803 in die Hände, auf dem ein Komödienhaus verzeichnet war. Ein Komödienhaus in einem Kloster! Seitdem ließ mich der Gedanke nicht mehr los, meinem Bösewicht im wahrsten Sinne des Wortes noch einen letzten großen Auftritt zu verschaffen.
Das Komödienhaus befindet sich mittlerweile in Privatbesitz und hat mit meiner Vorstellung eines Klostertheaters nicht mehr viel gemein. Und auch die Bibliothek und die unterirdischen Geheimgänge samt Magdalenas Kerker in der Kapelle habe ich mir nur ausgedacht. Tut mir leid. Am besten trinken Sie ein Weißbier in dem kleinen Lokal vor dem Klostergelände, schließen die Augen und stellen sich den Rest einfach vor. Was ich Ihnen bieten kann, ist der von der Kirche abzweigende romanische Kreuzgang, in dem Simon zum ersten Mal auf den Abt Augustin Bonenmayr trifft. (Der damalige Abt hieß tatsächlich so! Die richtige
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