Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
Vom Netzwerk:
es verstehen.«
    » Mais non ! «, rief Benedikta. »Ich muss sie küssen. Mes enfants ... Meine Kinder ... « Sie fasste sich ans Dekolleté. »Sie werden sonst nie wieder gesund!«
    Doch Bruder Michael ließ sich nicht erweichen. »Glaubt mir , es ist unmöglich. Aber ich werde Eure Kinder in die Fürbitten meiner Abendmesse einschließen. Sagt mir nur ihre Namen, und ich …«
    »Liebster Bruder Michael! Die Handwerker haben mir gesagt, dass ich Euch hier antreffen werde. Was für wunderbare Fenster Ihr doch einbauen lasst!«
    Die Stimme kam aus Richtung des Kirchenportals. Als Simon sich dorthin wendete, blieb ihm fast das Herz stehen. Mit eiligen Schritten, die Arme zum Gruß ausgebreitet, näherte sich Augustin Bonenmayr, der Steingadener Abt.
    Jetzt erkannte auch Michael Piscator seinen Kollegen aus dem Prämonstratenserkloster.
    »Hochwürden, was verschafft mir die Ehre?« Bonenmayr schüttelte dem Steingadener Propst überschwenglich die Hände.
    »Ich habe einige Besorgungen in Schongau und Peißenberg zu machen. Die neue Kapelle, oben auf dem Aichanger, ist in einem grauenhaften Zustand! Und wer muss sich mal wieder darum kümmern?« Er seufzte. »Ich hatte gedacht, dass ich auf dem Weg dorthin bei Euch eine Rast einlege. Es gibt so viel zu besprechen, was den Umbau unserer Kloster angeht. Ihr müsst mir unbedingt Euren Glaser nennen. Venedig? Florenz?«
    Bruder Michael lächelte. »Das werdet Ihr nie erraten. Versprecht mir, dass Ihr über Nacht bleibt, dann verrate ich Euch vielleicht den Künstler.«
    »Wenn Ihr darauf besteht ... « Erst jetzt bemerkte der Steingadener Abt Simon und Benedikta, die soeben versuchten, unbemerkt hinter den Säulen zu verschwinden. »Was für ein Zufall, die junge Witwe aus Landsberg! «, rief er ihnenhinterher. »Und Simon Fronwieser! Nun, seid Ihr bei den Erkundigungen wegen des Giftmords schon vorangekommen? Oder bewerbt Ihr Euch in Rottenbuch um eine Stelle als Medicus?«
    Michael Piscator blickte von Bonenmayr hin zu Benedikta und Simon, die wie vom Blitz getroffen zwischen den Säulen stehen geblieben waren. »Landsberg? Giftmord ... ? «, fragte der Propst verwirrt.
    »Danke. Wir ... wir ... Es hat sich alles geklärt«, stotterte Simon. »Aber nun wollen wir die hohen Herren nicht länger stören. Hochwürden haben sicher einiges zu bereden.« Er zog Benedikta mit sich und ließ die beiden Herren alleine in der Kirche stehen.
    Draußen auf dem Vorplatz fing Simon lauthals zu fluchen an, so dass sich einige Chorherren nach ihnen umblickten. »Kruzitürken! Was für ein Pech! Der Steingadener Abt wird Bruder Michael sicher erzählen, wer wir eigentlich sind, und dann fliegt unsere ganze Maskerade auf!«
    »Eine Maskerade, mit der Ihr angefangen habt!«, erwiderte Benedikta schnippisch.
    »Ach, und was hätten wir denn in Wessobrunn und hier in Rottenbuch erzählen sollen? Guten Tag, wir suchen den Schatz der Templer. Dürfen wir Eure Reliquien schänden?« Simon redete sich in Rage. Mittlerweile drehten sich immer mehr Mönche nach ihnen um, einige fingen bereits an zu flüstern. Benedikta lenkte schließlich ein.
    »Wie dem auch sei, der Propst wollte uns die Särge ohnehin nicht öffnen lassen. Auf seine Hilfe können wir also getrost verzichten.«
    »Umso schlimmer«, zischte Simon. »Dann werden wir nie erfahren, ob in den Reliquien eine Botschaft versteckt ist. Was jetzt?«
    Benediktas Blick glitt über die nackten Fensteröffnungen der Kirche, in die Handwerker soeben die neuen Gläser einsetzten. Die Männer standen auf einem wackligen Baugerüstund hoben die bunten Scheiben vorsichtig mit einem Flaschenzug empor. Simon war sich sicher, dass jedes einzelne dieser Fenster ein Vermögen kostete.
    »Wenn uns der Propst die Särge nicht öffnet, müssen wir sie eben selber aufbrechen«, sagte Benedikta. »Primus und Felicianus können sicher ein wenig Frischluft vertragen.«
    »Und wie wollt Ihr das anstellen?«
    Benedikta deutete noch einmal auf die Fensteröffnungen. »Wir werden den beiden verstaubten alten Herren kommende Nacht einen Besuch abstatten«, sagte sie. »Die Glaser werden heute sicher nicht mit ihrer Arbeit fertig. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kirche bewacht wird. Vermutlich denkt der Propst, dass jeden Grabräuber ohnehin der Blitz trifft.«
    »Wieso seid Ihr Euch so sicher, dass uns nicht der Blitz trifft?«, flüsterte Simon. »Der Raub von Reliquien ist ein Frevel, der ... « Doch die Händlerin war bereits vorausgeeilt.
    Keiner

Weitere Kostenlose Bücher