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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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auch so weiter. Jetzt, da wir wissen, dass jeweils das zweite Wort fehlt.« Er trank einen großen Schluck Kaffee und griff dann nach Pergament und Gänsekiel. Dann schrieb er den Spruch des ersten Schwerts noch einmal auf, diesmal in richtigen Abständen.
    Heredium in baptistae sepulcro
    »Gehen wir einmal davon aus, dass heredium das erste Wort ist. Dann würde das bedeuten, das Erbe von irgendetwas ist in irgendetwas, das dem Täufer gehört und mit einem Grab zusammenhängt.«
    »Die erste Verbindung ist leicht«, sagte Benedikta. »Vermutlich heißt es heredium templorum, also ›Erbe der Templer‹.«
    Simon nickte. »Vermutlich. Aber was gehört dem Täufer? Und vor allem, welches Grab kann gemeint sein?«
    Benedikta beugte sich über die Zeilen. »Das berühmteste Grab der Christenheit ist das Grab unseres Heilands«, bemerkte sie nachdenklich. »Dem Abstand zwischen den Wörtern nach zu urteilen, könnte das letzte Wort hinter sepulcro tatsächlich Christi sein. Aber damit drehen wir uns im Kreis, denn auch dieses Grab liegt sicher nicht im Pfaffenwinkel. Es sei denn, ich habe in der Bibel eine wichtige Stelle übersehen ... Hochwürden?«
    Benedikta sah zu Augustin Bonenmayr hinüber, dem plötzlich kleine Schweißperlen auf der Stirn standen. Sein Gesicht war blass, aufgeregt fing er an, seinen Kneifer zu putzen.
    »Was habt Ihr?«, fragte Simon. »Kennt Ihr etwa ein solches Grab?«
    »Redet schon!«, rief Benedikta.
    Der Steingadener Abt sah nicht auf, während er weiter an den Gläsern seiner Brille rieb.
    »Es mag ein Zufall sein«, sagte er. »Aber tatsächlich gibt es hier in Steingaden einen Ort, der ... nun, der der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden ist. Eine Kapelle, sie ist schon sehr alt.«
    Simon spürte, wie sein Mund trocken wurde. Sein Herz fing an, schneller zu schlagen.
    »Und wie heißt diese Kapelle?«, flüsterte er.
    Der Abt setzte seinen Kneifer wieder auf. Kleine, wache Augen blitzten dahinter.
    »Das ist eben das Merkwürdige«, sagte er und spielte mit dem goldenen Siegelring an seinem Finger. »Die Kapelle heißt Johanneskapelle. Sie steht direkt neben unserer Kirche.«
    Simon stöhnte laut auf. Die Johanneskapelle! Sie waren noch heute früh daran vorübergegangen; nicht im Traum wäre ihnen eingefallen, die kleine, unscheinbare Kapelle könnte vielleicht einen Schatz beherbergen! Noch einmal gingen ihm die eingravierten Worte durch den Kopf. Nun konnte er sich endlich vorstellen, was der Spruch in Verbindung mit den Worten auf dem anderem Schwert bedeutete. Leise flüsterte er den lateinischen Satz, den vermutlich beide Klingen ergaben.
    »Heredium templorum in domu baptistae in sepulcro Christi.«
    Das Erbe... der Templer... im ... Haus... des Täufers ... im... Grab... Christi ...
    Ungefähr so musste der Spruch lauten! Der Schatz der Templer befand sich in der Johanneskapelle, die der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden war! Wenn man wusste, dass die beiden Inschriften zusammengehörten, erschloss sich einem das Rätsel sofort. Simon musste grinsen. Wie genau hatte Friedrich Wildgraf seine Rätsel geplant! Auch dasTemplersiegel in der Peitinger Schlossruine zeigte zwei gerüstete Ritter auf einem Pferd.
    Zwei Ritter. Zwei Schwerter. Sie waren immer zu zweit gewesen.
    Simon sprang von seinem Stuhl auf und eilte zur Tür. Sie waren ganz nah dran! Schon bald würde er den Schatz der Templer in den Händen halten! Der Steingadener Abt würde sie laufenlassen, vielleicht würde er ihnen noch ein wenig Geld überlassen, eine wertvolle Brosche, einen goldenen Becher ... Schließlich hatten sie ihm bei der Lösung des Rätsels geholfen und …
    Erst jetzt bemerkte er, dass Augustin Bonenmayr bereits vor ihm zur Tür gegangen war.
    »Mein Kompliment! Ihr habt Eure Sache wirklich gut gemacht«, sagte der Abt lächelnd. In der rechten Hand trug Bonenmayr das Templerschwert, seine rotgeäderten Augen funkelten hinter den polierten Gläsern wie nach einem guten Witz. »Es ist an der Zeit, dass ich Euch einen treuen Diener vorstelle. Vielleicht habt Ihr ihn schon einmal gesehen?«
    Er öffnete die Tür.
    Simon zuckte zusammen. Vor ihnen stand ein schwarzgekleideter Mönch. Es war derselbe Mönch, der erst gestern im Rottenbucher Kloster den Landsknecht wie einen Weinbeutel aufgeschlitzt hatte. In seinem Gürtel steckte ein Krummdolch, um seinen Hals hing ein schweres, goldenes Kreuz.
    »Deus lo vult«, flüsterte Bruder Nathanael. »Gott selbst hat euch hierhergeführt.«
    Als der

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