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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Steingadener Abt dem schwarzen Mönch die Hand reichte, erkannte Simon, dass auf Bonenmayrs Siegelring das gleiche Kreuz abgebildet war wie an der Kette des Mönchs.
    Ein Kreuz mit zwei Querbalken.

13
     
    A uch habe ich gesündigt, als ich dem feschen Peter vom Huber-Bauern hinterhergeschaut habe, und erst letzte Woche hab ich den Rahm von der Milch abgetrunken ... und ... und dem alten Berchtholdt hab ich als Kind mal einen Pferdeapfel nachgeworfen, das hab ich noch nie gebeichtet...«
    Magdalena rang nach Worten. Langsam gingen ihr die Sünden aus, und Bruder Jakobus zeigte noch immer keinerlei Vergiftungserscheinungen. Neben ihr in der Kirchenbank sitzend, hielt er den Kopf gesenkt, nur gelegentlich nickte er oder murmelte sein »Ego te absolvo« .
    Der Mönch zeigte keinerlei Regung; ob Magdalenas Sünden nun groß oder klein waren, schien ihn nicht zu interessieren. Er hielt die Augen geschlossen, gefangen in seiner eigenen bigotten Welt, und nahm ihre Vergehen wie ein trockener Schwamm auf.
    »Außerdem hab ich erst vorletzten Sonntag in der Kirche geträumt und dem Simon schöne Blicke zugeworfen, und beim Singen hab ich nur die Lippen bewegt ...«
    Die Henkerstochter fluchte innerlich, während sie weiter beichtete. Waren die Stechapfelsamen und getrockneten Tollkirschen vielleicht zu alt gewesen? Waren sie wirkungslos? Oder hatte dieser Mönch einfach die Konstitution eines Pferds?
    Dies war ihr letzter Plan. Wenn er scheiterte, wusste sienicht mehr weiter. Der Mönch nickte und murmelte unablässig seine frommen Gebete.
    »Dominus noster Jesus Christus te absolvat, et ego auctoritate ipsius te absolvo ...«
    Plötzlich schien mit Bruder Jakobus eine Veränderung vor sich zu gehen. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn, er leckte sich über die trockenen Lippen. Jakobus rieb seine Beine aneinander, als würde zwischen ihnen ein Feuer brennen, das man austreten musste. Schließlich warf er Magdalena einen Blick zu, der ihr Blut gefrieren ließ. Seine Augen waren große, schwarze Löcher; die Pupillen geweitet, so dass er aussah wie ein geschminktes altes Weib. Speichel troff ihn von den Mundwinkeln, er griff nach ihren Schenkeln.
    »O Magdalena, die Sünde!«, flüsterte er. »Die Sünde kommt wieder über mich. Hilf mir, heilige Jungfrau Maria! Hilf mir, dass ich stark bleibe! Die Sünde!«
    Magdalena schob seine Hand zurück, doch sofort war sie wieder da. Sie krabbelte wie eine fette Spinne von ihren Schenkeln hoch zu ihren Brüsten. Jakobus’ ganzer Körper fing nun an zu zittern.
    »O Magdalena! Die Dämonen fahren in mich ein. Es sind zu viele. Sie streicheln mich an unkeuschen Stellen, sie lecken mich, sie küssen mich mit feuchten Lippen, sie streichen über meine nackte Haut. Heilige Jungfrau Maria, hilf mir. Hilf mir! «
    Mit einem lauten Schrei fiel der Mönch über Magdalena her. Er warf sich auf sie, erst im letzten Augenblick gelang es ihr, von der Kirchenbank aufzuspringen. Jakobus riss die Bank um und stürzte mit ihr zu Boden. Wie ein brünstiger Stier rieb er seine Schenkel an dem polierten Holz. Dann stand er plötzlich auf, unter der Kutte sah Magdalena eine mächtige Schwellung. Seine Augen glitzerten wie die eines Tieres.
    Magdalena trat vorsichtig ein paar Schritte zurück.
    Verdammt, ich hätte weniger Tollkirsche und mehr Stechapfel nehmen sollen!
    Leise fluchte sie über ihren Fehler, sie hätte es besser wissen müssen! Sowohl ihr Vater als auch die Hebamme Martha Stechlin hatten Tollkirsche schon öfter für Liebestränke verwendet. Mit einer so heftigen Wirkung hatte Magdalena allerdings nicht gerechnet. Jakobus war mittlerweile schweißgebadet, er atmete schwer, die Worte fielen wie Brocken aus seinem Mund.
    »Magdalena ... bist du’s wirklich? Deine Brüste ... deine weiße Haut ... Ich folge dir, egal wohin ...«
    Der Mönch lächelte, während ihm dicke Tropfen über das bleiche Gesicht rollten. Magdalena hatte das Gefühl, dass er jemand ganz anderen vor sich sah.
    »Das Weiberhaus in Augsburg ... «, flüsterte er. »Ich zahl der fetten Agnes einen Batzen Geld, damit sie dich laufenlässt. Wir ... gehen weit weg. Nach Rom ... nach Westindien ... dein Körper soll keinem anderen mehr gehören ... Nur noch mir !«
    Mit einem heiseren Aufschrei stürzte er sich auf Magdalena. So gebannt hatte sie seinen Worten gelauscht, dass sie von seinem plötzlichen Angriff überrascht war. Wie ein Derwisch flog der Mönch durch die Luft und warf sie zu Boden. Seine

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