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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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des Medicus einen Kaffee brauen lassen. Doch während das schwarze Gebräu sonst Simons Gedanken auf die Sprünge half, blieb es diesmal wirkungslos.
    Dass der Medicus sich schlecht konzentrieren konnte, hatte auch mit den beiden Mönchen Lothar und Johannes zu tun, die zu ihrer Bewachung abgestellt waren und ihren Posten vor der Bibliothekstür nicht einmal verließen. Der Steingadener Abt hatte seine Drohung wahr gemacht, er ließ Simon und Benedikta nicht mehr aus den Augen. Mit dem Pferdeschlitten waren sie bei völliger Dunkelheit nach Steingaden gefahren, dann hatten sie die Nacht in zwei von außen verschlossenen Mönchszellen im Steingadener Klosterverbracht. Simon wusste, dass er und Benedikta für den Abt so lange Kirchenschänder blieben, bis sie ihn vom Gegenteil überzeugt hatten.
    Um nicht zum Tode verurteilt und gevierteilt zu werden, musste er dieses verdammte Rätsel lösen!
    Noch einmal schaute er auf den Spruch, den er vor sich auf ein Stück Pergament gekritzelt hatte.
    Heredium in baptistae sep ulcro …
    »Das Erbe im Grab des Täufers ... «, murmelte er. »Das bringt uns nicht weiter. Ich kenne kein Grab von Johannes dem Täufer. Und Ihr?«
    Er wandte sich an Augustin Bonenmayr, der neben ihm stand und sich über Simons Notiz beugte. Der Abt runzelte die Stirn.
    »Es soll im Heiligen Land tatsächlich Orte geben, die auf ein Grab schließen lassen. Aber …«
    »Das würde uns auch nichts nutzen«, unterbrach ihn Benedikta. »Der Schatz muss hier im Pfaffenwinkel sein, nicht im Heiligen Land! Gibt es denn in der Gegend nicht irgendetwas, das man als ›Grab des Täufers‹ bezeichnen könnte?«
    Augustin Bonenmayr dachte nach. »Kein Grab, nein. Nur ein paar Kapellen und Taufbecken, die dem heiligen Johannes geweiht sind. Aber die stehen im Grunde in jeder Pfarrkirche. Das kann es also nicht sein.«
    Er griff zum Schwert, das in einer Ecke des Raums stand, und fuhr mit den Fingern über die rostige Inschrift. »Vielleicht ist ja irgendwo auf dem Schwert noch eine zweite Botschaft verborgen.«
    Simon schüttelte resigniert den Kopf. »Ich habe das Schwert schon dreimal untersucht. Nichts. Keine zweite Inschrift, kein verstecktes Geheimfach, und der Griff ist auch nicht hohl. Die Lösung muss in dieser einen Inschrift liegen!« Er seufzte und rieb sich die Augen. »Ich bin mit meinem Latein am Ende!«
    »Dann werde ich Euch wohl der Rottenbucher Justizübergeben müssen«, sagte Augustin Bonenmayr und wandte sich zur Tür. »Schluss mit diesem Possenspiel! Ich habe Wichtigeres zu tun.«
    »Einen Augenblick!«, rief Benedikta. »Darf ich das Schwert noch einmal haben?« Der Steingadener Abt zögerte. Schließlich drehte er sich um und reichte ihr die Klinge. Aufmerksam betrachtete Benedikta die einzelnen Worte darauf.
    »Etwas ist merkwürdig«, sagte sie. »Die Wörter sind nicht so zusammengeschrieben, wie man es erwarten könnte. Zwischen ihnen sind jeweils große Abstände.«
    Simon zuckte mit den Schultern. »Die Schrift sollte sich vermutlich über das ganze Schwert ziehen. Also hat man eben Platz dazwischen gelassen.«
    »Möglich«, sagte Benedikta. »Aber die Abstände sind nicht gleich groß. Warum? Vielleicht ... « Sie zögerte, bevor sie weitersprach. »Vielleicht weil etwas dazwischen gehört...?«
    Simon sprang so unvermittelt auf, dass der Becher mit Kaffee beinahe noch einmal umgefallen wäre.
    »Wörter!«, rief er. »Das ist es! Es gehören Wörter in die Zwischenräume. Natürlich, das ist die Lösung!« Er setzte sich wieder und starrte auf das vollgekritzelte Blatt vor ihm. »Bleibt zu klären, wo sich diese anderen Wörter befinden...«
    »Ich glaube, wir wissen es beide«, sagte Benedikta leise. »Wir wollen es nur nicht wahrhaben.«
    Simon blies leise die Luft durch die Nasenlöcher und schob das Pergament von sich weg. Es entstand eine lange Pause, bevor er antwortete.
    »Auf dem zweiten Schwert, dem Schwert des heiligen Primus, dort sind die anderen Wörter eingraviert. Von beiden Heiligen war im letzten Rätsel die Rede, also ist auf beiden Schwertern die nächste Botschaft zu finden. Wie konnten wir nur so blöd sein!«
    Augustin Bonenmayr nahm Benedikta wieder das Schwert aus der Hand. »Ich glaube kaum, dass Ihr Eure Vermutung jetzt noch nachprüfen könnt«, sagte er bedauernd. »Die Rottenbucher Reliquien sind vermutlich jetzt besser bewacht als die Gebeine der Heiligen Drei Könige zu Köln.«
    »Ihr habt recht«, seufzte Simon. »Aber vielleicht kommen wir ja

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