Die Henkerstochter und der schwarze M�nch
Phantasie.
Jedes Buch findet sein Thema selbst. Mein zweiter Roman ist, ohne dass ich es zunächst beabsichtigte, auch ein Buch über Religion geworden. Über ihren Irrsinn, über den Wahn, den sie stiften kann, aber auch über den Trost und die Zuflucht,die sie bot in einer Zeit, in der die Menschen eigentlich an Gott verzweifeln mussten. Vermutlich kann man über eine Gegend wie den Pfaffenwinkel mit seinen vielen Klöstern und Kirchen, seinen frommen Menschen und seiner göttlich schönen Landschaft nur ein solches Buch schreiben. Und manchmal ist die Wirklichkeit bizarrer als jegliche Vorstellung.
Viele Dinge, wie etwa die unzähligen makabren Reliquien im Rottenbucher Kloster, habe ich nicht erfinden müssen; sie haben nur darauf gewartet, dass man von ihnen erzählt. Ebenso wie auch die Geschichte meiner Familie ja schon lange vor mir da war. Ich musste sie nur ein wenig ausschmücken und niederschreiben.
An dem Abend bei meiner Großmutter in Hohenschäftlarn ging ich mit meinem Sohn und meiner Tochter noch zum Kuisl-Grab, das oben auf einem Hügel direkt neben dem Eingang der Dorfkirche liegt. Ich deutete auf von Efeu überwucherte Namen, wir standen ganz still, während es um uns dunkler wurde. Seit jeher versuche ich, bei meinen Kindern ein Bewusstsein zu schaffen, dass eine Familie mehr ist als nur Vater und Mutter, dass sie eine große Gemeinschaft sein kann, ein Hort der Geborgenheit – und ein unendlicher Fundus von Geschichten.
Später saß ich noch bis tief in die Nacht unten in der Küche und korrigierte die erste Fassung dieses Buches. Es war ein seltsames Gefühl, in jenem Haus zu sitzen, in der Stube, in der vor mir schon so viele meiner Ahnen gelebt, gearbeitet, gelacht und vor sich hin gebrütet hatten. Fast kam es mir vor, als würden sich ihre Schatten über mich beugen, umzusehen, was ihr Nachfahre über ihre große, alte Sippe schreibt.
Ich hoffe, sie sind damit zufrieden.
Die Geschichte, die Sie in diesem Buch lesen können, entstand während langer Wanderungen und Radtouren undwurde genährt von den Ideen und Informationen vieler Menschen.
Ich kann hier leider nicht alle aufzählen. Aber besonders möchte ich dem Schongauer Kreisheimatpfleger Helmut Schmidbauer danken, der mir von den Altenstadter Templern erzählte und ohne dessen umfangreiches Wissen der erste und auch dieser zweite Roman nie hätten geschrieben werden können. Vielen Dank auch an Wiebke Schreier, die mir Augsburg zeigte und zudem so viele Ideen lieferte, dass es für drei Bücher reichen würde. Prof. Manfred Heim hat hoffentlich die meisten meiner Fehler ausmerzen können, was die bayerische Kirchengeschichte angeht. Außerdem ist er ein exzellenter Lateinlehrer!
Meine Wissenslücken bei den Templern in Bayern schloss Dr. Claudia Friemberger von der Universität München, und Matthias Mederle von der Deutschen Flößervereinigung wusste, wie schnell ein Floß ist und zu welchen Jahreszeiten es auf den Flüssen fährt. Eva Bayer hat mein klägliches Französisch verbessert und die richtigen Pariser Schimpfwörter gewusst. Der Apotheker Rainer Wieshammer ist ein hervorragender Kenner alter Arzneien und besitzt in seinem Rottaler Vierseithof außerdem eine grandiose Sammlung von Breverln, jener mit Sprüchen und Bildern versehenen Faltzettel, denen bis ins 20. Jahrhundert Schutz- und Heilwirkung zugesprochen wurde. (Magdalenas Fraisenkette sieht übrigens fast genauso aus wie diejenige, die Rainer Wieshammer dem Müllner-Peter-Museum in Sachrang zur Verfügung gestellt hat. Vielleicht kommen Sie ja mal in die Gegend.)
Mein gesamtes Wissen über die Scharfrichterei geht auf das gewaltige Archiv meines verstorbenen Verwandten Fritz Kuisl zurück, aus dessen Fundus ich bis heute schöpfen darf.
Danke auch an meine Lektorin Uta Rupprecht, die die Idee mit dem Antibiotikum »Fungus Herbarum « hatte, meinem Agenten Gerd Rumler für ein klasse Essen beim Italiener, bei dem ein paar neue Romanideen geboren wurden.
Und last, but not least meiner ganzen großen Familie: meiner Frau, meinen Kindern, meinen Eltern, Brüdern und meiner Großmutter, all den Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen, die mich umgeben und die wie ein dichtes Flechtwerk zusammenhalten. Ohne euch, eure Geduld, eure Geschichten, euren Stolz und euren Zuspruch hätte es diese Bücher nie gegeben.
Oliver Pötzsch, September 2008
Reiseführer durch den Pfaffenwinkel
Wenn Sie wie ich zu den Menschen gehören, die bei einem Roman
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