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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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Minuten gelähmt hatte. Ein interessantes Gift, das er selbst noch nicht kannte. Die Pflanze oder Beere musste aus einem anderen Teil der Welt stammen. Vorsichtig bewegte der Henker seine Fingerund Zehen. Sie rührten sich, ein gutes Zeichen. Also hatte die Wirkung des Gifts, was immer es auch gewesen war, nachgelassen. Jetzt erst öffnete er die Augen.
    Und sah nichts.
    Er zwinkerte ein paarmal. War er blind? Hatten ihm die Männer eine Augenbinde umgebunden? Oder war es hier in diesem Keller wirklich so dunkel? Er fuhr mit der Hand nach oben, um sein Gesicht abzutasten.
    Es ging nicht.
    Seine Hand stieß nach wenigen Zentimetern auf kalten, harten Widerstand. Er versuchte es mit der anderen Hand, auch hier das Gleiche. Er wollte sich aufrichten, doch seine Stirn prallte gegen eine Steinplatte. Der Schweiß brach ihm aus, sein Mund fühlte sich ausgedörrt an. Er drehte sich nach allen Seiten hin und her, überall war nur kalter Stein. Er spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Nur mühsam brachte er seinen Atem wieder unter Kontrolle.
    Sie haben mich lebendig begraben. Im Sarkophag …
    Jakob Kuisl zählte seine Herzschläge. Er atmete bewusst gleichmäßig, und schließlich spürte er, wie der Abstand zwischen den Schlägen immer größer wurde, bis sein Herz wieder normal pumpte. Erst dann begann er zu schreien.
    »He! Hört mich jemand? Hier bin ich!«
    Er hatte das Gefühl, dass seine Stimme bis zur Platte kam und dann restlos verschluckt wurde. Wahrscheinlich konnte ihn angesichts des massiven Deckels nicht mal einer hören, der direkt neben dem Sarkophag stand. Er musste sich selbst helfen.
    Vielleicht hätte Jakob Kuisl mit seinen muskulösen Armen die Platte hochstemmen können. Doch der Abstand zum Deckel war so gering, dass er die Arme nicht auf Brusthöhe bekam. Es sei denn, er könnte die Platte ein wenig anheben …
    Der Henker atmete tief durch, dann stemmte er seinen ganzen Oberkörper nach oben, so dass seine breite Stirn die Platte berührte.
    Es fühlte sich an, als wollte er mit seinem Kopf eine Hauswand einreißen.
    Die Adern traten an den Schläfen hervor, durch seinen Kopf rauschte das Blut, aber die Platte saß wie festgemörtelt. Er presste und pumpte, er hörte seine Knochen knacken, seine Muskeln waren hart wie Fels.
    Dann endlich ein leises Knirschen.
    Ein Lichtstrahl drang in eine schmale Ritze – eigentlich kein Lichtstrahl, sondern eine Dunkelheit, die nicht ganz so dunkel war wie das Innere des Sargs. Jakob Kuisl stemmte weiter seinen Oberkörper gegen den Stein. Er wusste, wenn er jetzt aufgab, würde ihm für lange Zeit die Kraft fehlen, die Platte noch einmal hochzudrücken. Vielleicht für immer. Sein Kreuz fühlte sich an wie eine berstende Eiche. Endlich hatte er die Platte so weit aufgestemmt, dass er seine Arme auf Brusthöhe bringen konnte. Er winkelte die Unterarme an und drückte die Handflächen auf den kalten Stein über ihm.
    Mit einem gellenden Schrei schob er sechs Zentner Stein von sich weg.
    Die Platte schwebte kurz wie ein Tablett auf den Händen eines Lakaien, dann kippte sie nach links und zerbarst unter gewaltigem Krachen auf dem Steinboden. Wie ein Untoter richtete sich der Henker im Sarg auf. Sein Körper war bedeckt mit Steinstaub und Knochenmehl. Gebeine und Stofffetzen waren im ganzen Raum verteilt. In einer Ecke lag die Platte mit der Inschrift.
    Jakob Kuisl stieg aus dem Sarkophag und griff sich die Marmorplatte. Erst jetzt bemerkte er, dass sich an seiner linken Hand immer noch ein schwarzer Fetzen der Kutte befand, nach der er kurz vor seiner Ohnmacht gegriffen hatte. Er hielt ihn an die Nase und sog den Duft ein. Veilchen, Zimt und eine Note, die Jakob Kuisl nicht einordnen konnte.
    Er würde diesen Duft nie mehr vergessen.
    Mit dem Fetzen und der Marmorplatte in den Händen stapfte er nach oben ins Freie. Sie würden noch feststellen, dass es ein Fehler gewesen war, sich mit dem Henker anzulegen.
     
    Magdalena hatte eine schlimme Nacht hinter sich. Eine geschlagene Stunde hatte sie gestern Abend vor der Lorenzkirche gewartet, aber ihr Vater war nicht gekommen. Schließlich waren drei dunkel gekleidete Gestalten aus dem aufgebrochenen Kirchenfenster gekrochen und in der Dunkelheit verschwunden. Von fern hatte Magdalena noch das Wiehern und Galoppieren von Pferden hören können.
    Wo war ihr Vater?
    Schließlich eilte sie zum Pfarrhäuschen und weckte Magda und den dürren Mesner. Gemeinsam öffneten sie die Kirchentür, wobei Magda immer wieder Kreuze

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