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Die Henkerstochter und der schwarze M�nch

Titel: Die Henkerstochter und der schwarze M�nch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver P�tzsch
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für die Zeit bis zum Jüngsten Gericht bestimmt ein besseres Platzerl ausgesucht als ausgerechnet unsere windschiefe Lorenzkirche.«
    Dagegen wussten weder Simon noch Magdalena etwas einzuwenden.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Simon fort. »Dort unten ist jedenfalls ein Templergrab. Der fette Koppmeyer findet’s, irgendeiner redet zu viel, und plötzlich ist der Koppmeyer tot. «
    »Vermutlich vergiftet von den drei Männern, die Magdalena und ich gestern in der Kirche gesehen haben«, knurrte Jakob Kuisl. »Sie haben dort was gesucht. Weiß der Teufel, was das gewesen ist!«
    »Jedenfalls sind diese Männer immer noch in der Gegend«, warf Magdalena ein. »Seit Tagen treiben sie sich hier herum, und sie reden im Wirtshaus lateinisch miteinander!« Noch einmal erzählte sie den beiden von ihren Begegnungen in Altenstadt. »Der Strasser-Wirt meinte, es seien Mönche gewesen«, schloss sie. »Feine, studierte Leut. Nach Parfum soll einer von ihnen gestunken haben wie ein ganzer französischer Tross.«
    » Kreuzkruzitürken, wo hab ich nur meinen Kopf!« Jakob Kuisl schlug mit der Faust an seine Stirn. Dannkramte er das Stück Stoff hervor, das er aus der Krypta mitgenommen hatte.
    »Beinah hätt ich’s vergessen. Das hab ich dem einen Banditen in der Lorenzkirche aus dem Mantel gerissen. Ich bin mir sicher, dass der gleiche Sauhund am Vormittag beim Lechner im Schloss gewesen ist. Fast umgeritten hat er mich.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?«, fragte Simon nach.
    »So sicher, wie der Teufel einen Bocksfuß hat. Es ist das gleiche Parfum gewesen. Da macht mir keiner was vor!« Er knetete den schwarzen Stofffetzen in der Hand, als könne er den darin liegenden Duft herauspressen.
    »Der Lechner als Teil einer Verschwörung, durch die der fette Koppmeyer sein Leben lassen musste...?« Simon schüttelte skeptisch den Kopf. »Der Schreiber mag ein gewissenloser Intrigant sein, aber das passt nicht zu ihm.«
    »So oder so«, brummte Kuisl. »Er hat mir verboten, mich weiter einzumischen. Schon morgen soll ich für ihn die Räuberbande in den Schongauer Wäldern fangen.«
    »Du? Warum denn du, Vater?« Magdalena blieb der Mund offen stehen.
    »Weil der Lechner glaubt, dass ich der Einzige bin, der das kann. Und weil er mich so loswird.«
    Jakob Kuisl erläuterte in knappen Worten, was der Schreiber von ihm verlangte.
    »Kaltstellen will er mich, so viel ist klar«, knurrte er. »Aber ich lass mich nicht abschieben. Ich find die Dreckskerle, die mir das angetan haben, so wahr ich Jakob Kuisl heiße.«
    Simon schluckte. Er mochte sich nicht ausmalen, was der Henker mit den drei Meuchelmördern anstellte, sollte er sie tatsächlich erwischen.
    »Bis ich mit der Jagd fertig bin, musst eben du für mich den Spürhund machen«, sagte Kuisl, an Simon gewandt. »Der Koppmeyer ist mir wurscht, aber jetzt haben die den Bogen überspannt. Keiner sperrt den Henker in einen Sarg, keiner, schon gar nicht so dahergelaufene Bettelbrüder!«
    Mit einer fließenden Handbewegung fischte Jakob Kuisl die Marmorplatte hervor, die bis eben unter der Bank gelegen hatte.
    »Irgendwo da drauf ist die Lösung«, sagte er und tippte mit den bandagierten Fingern auf die Platte. »Dieser siebeng’scheite Ritter hat zu Lebzeiten etwas versteckt, und wir finden es, wenn wir dieses Rätsel lösen. Darauf verwett ich meinen breiten Arsch.«
    »Aber vielleicht ist es nur eine Grabinschrift, nichts weiter?«, warf Simon ein.
    »Nichts da!« Der Henker blieb stur. »Auch die Meuchelmörder haben sich für die Platte interessiert, sie war jedenfalls nicht mehr im Sarg. Die Lösung liegt hier vor uns!«
    Simon blickte noch einmal auf die seltsame Inschrift.
    Und ich will meinen zwei Zeugen auftragen, dass sie sollen weissagen. Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, sie bekämpfen, besiegen und töten.
    Er zermarterte sich den Kopf, was mit diesen Worten gemeint sein könnte. Wenn es der Hinweis für einen Ort war, dann musste dieser Ort bekannt sein. Und wenn sie überhaupt eine Chance haben sollten, ihn zu finden, dann musste es diesen Ort auch heute noch geben. Nach über dreihundert Jahren …
    Zwei Zeugen ... Ein Tier, das sie bekämpft und tötet …
    Bilder zogen durch seinen Kopf und verflogen wieder. Kämpfer, Ritter, Ungetüme, Drachen. Plötzlich streifte etwas seine Erinnerung und setzte sich fest.
    Zwei Zeugen ... Ein Tier …
    »Ich hab’s!«, schrie er plötzlich. »Es ist so einfach, wenn man es

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