Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
wie einen ermahnenden Finger auf sie richtete.
Das einzig Erfreuliche war, dass die scheußliche Skelettmaske nicht unter seiner Haut flackerte. Ashlyn schöpfte Mut, hob das Kinn und ging entschlossen auf ihn zu. „Natürlich weiß ich was über die Decke.“
„Wenn du jemand anderes wärst“, bemerkte er mit kühler Stimme, „würde ich denken, du hast die Decke ans Geländer gebunden, damit die Jäger in die Burg klettern können.“
„Aber weil du mich kennst, denkst du das natürlich nicht von mir, stimmt’s?“ Sie schoss die Frage wie einen scharfen Dolch auf ihn ab.
„Nein“, erwiderte er, und sie entspannte sich. Ein wenig. „Aber bitte sag mir, wozu du sie in Wahrheit benutzt hast.“
Zeit zu beichten. „Ich habe dir doch erzählt, dass Torin mich in einen anderen Raum gebracht hat. Na ja, genau genommen hat er mich eingeschlossen, damit deine anderen Freunde mich nicht finden konnten. Warum, habe ich immer noch nicht so ganz verstanden, also frag erst gar nicht. Ich habe dich schreien gehört und getan, was nötig war, um zu dir zu kommen.“
Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu, hielt sich dann jedoch selbst zurück, als fürchte er sich davor, ihr in diesem Moment zu nahe zu kommen. „Du hättest in den Tod stürzen können“, flüsterte er.
„Bin ich aber nicht.“
„Du hast zwischen Himmel und Erde gebaumelt, Ashlyn.“
Nur nicht nachgeben. Nicht in diesem kritischen Moment. Sie hatten gerade erst festgestellt, dass sie einander mochten und bereit waren, in ihrer Beziehung den nächsten Schritt zu machen. Was auch immer hier geschähe, es wäre richtungsweisend für künftige Machtkämpfe. Und die würde es mit Sicherheit geben, stur und bestimmend wie er war.
„Ja“, stimmte sie ihm zu. „Das ist richtig.“
„Tu das nie – niemals! – wieder.“ Er überwand den letzten Rest Distanz zwischen ihnen, beugte sich vor und nahm ihr fast die Luft zum Atmen. „Verstanden?“
Ihr Herz schlug in Überschallgeschwindigkeit. „Sag deinen Freunden, sie sollen mich nicht mehr einsperren. Dann schwöre ich es.“
Er riss ungläubig die Augen auf. Erwartete er von ihr, dass sie ihn schluchzend um Verzeihung anflehte? „Ich werde sie umbringen“, knurrte er, was sie vollends überraschte. „Du hättest da draußen sterben können.“
Als er an ihr vorbeiging, sah sie den Tod in seinen Augen. Oh nein, nein, nein, nein, nein. Er würde jetzt nicht verschwinden. Er würde seine Freunde nicht zusammenschlagen. Nicht jetzt. Ohne zu zögern legte Ashlyn die Hand um seinen großen, starken Bizeps. Mit einem Knurren wirbelte er herum und sah sie an.
„Du wirst diesen Tag nicht mit noch mehr Gewalt kaputtmachen“, erklärte sie bestimmt.
„Ashlyn.“
„Maddox.“
Er hätte sie wegstoßen können. Sie zurückweisen oder beschimpfen. Sie schlagen. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine Gefühle für sie. „Du hättest da draußen sterben können.“ Mit einem leisen, animalischen Knurren presste er seine Lippen auf ihre. Seine Zunge bahnte sich einen Weg vorbei an ihren Zähnen in ihren Mund.
Endlich. Danke, Gott! Endlich. Sie schmeckte eine Mischung aus Wut, Leidenschaft und Hitze. Das war der herrlichste Geschmack, der ihr je auf der Zunge zergangen war. Berauschend. Ihr Blut begann sofort zu brodeln.
„Ich will dir … nicht … wehtun“, murmelte er zwischen den Küssen.
„Kannst du nicht.“
„Nicht wehtun …“
„Wirst du nicht.“
Er neigte den Kopf zur Seite und küsste sie intensiver. Er stillte einen Hunger, der tief in ihr lebte, und sie liebte und genoss es. Maddox war die pure, atemberaubende Leidenschaft, und er war wie versessen darauf, ihre Lust anzuheizen und sich davon zu nehmen. Genauso wie sie es wollte und brauchte.
„Ich werde dir geben, wonach du dich sehnst, und ich schwöre bei den Göttern, dass ich dir nicht wehtun werde“, versprach er.
„Ich will dich und alles, was du mir gibst. Alles.“
Er packte ihren Hintern und zog sie so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb. Atemlos schlang sie die Beine um seine Hüfte. Er drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Kalte Steine bohrten sich in ihre Haut, doch es war ihr egal.
Sie hatte sich noch nie besonders wild benommen. Zu Hause sein, arbeiten, zu Hause sein, arbeiten – aus viel mehr bestand ihr Leben im Grunde nicht. Sie hatte Maddox gesagt, sie sei gern allein, doch in Wahrheit hatte sie sich oftmals nach einer Berührung verzehrt. Nach einer einfachen
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