Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
die Augen auf. Die Vorstellung, diese zierliche Schönheit könnte missbraucht werden, war sowohl dem Mann als auch dem Dämon zuwider. Sie war zwar eine Jungfrau. Doch das hieß nicht, dass ihr noch nie jemand nahe gekommen war. „Hat man dir auch schon mal wehgetan?“
„Nein“, versicherte sie. „Aber ich weiß, dass ich mich nicht wehren könnte, wenn die Stimmen die Kontrolle über mich übernähmen.“
Gewalt entspannte sich nicht.
„Erzähl mir von deiner Kindheit“, forderte sie ihn auf. Wieder liebkoste ihre Fingerspitze seine Brustwarze. Sie rieb sich an ihm, hörte jedoch sofort damit auf, als sie sich dessen bewusst wurde.
Bei der Berührung bekam er eine Gänsehaut. Genauso wie sie. Es war, als hätte er von Anfang an gewusst, wann sie erregt war. Und in diesem Moment war die Frau neben ihm definitiv erregt. „Ich hatte keine Kindheit. Ich kam schon als Mann auf die Welt. Als Krieger.“
„Tut mir leid. Das hatte ich vergessen.“
Ich will sie mit Haut und Haaren. Beim letzten Mal hatte er sich zurückgehalten, weil sie noch Jungfrau war. Er war noch derselbe wie am Vortag – noch immer hatte er noch nie mit einer Jungfrau geschlafen und war sich nicht sicher, wie er es am besten angehen sollte –, aber das alles war jetzt egal. Er hatte sie beinahe verloren. Fast hätte man sie ihm weggenommen.
Er würde nicht länger warten.
Er würde so vorsichtig sein, wie er nur konnte. Und falls sich der Dämon einmischen wollte, würde er Ashlyn erlauben, ihn zu fesseln. „Ich will mit dir schlafen, Ashlyn.“
Ihr stockte der Atem, als sie über seine definierten Bauchmuskeln streichelte. Sie hielt erst an den Wunden inne, dann am Nabel. Sie umkreiste ihn. Ließ die Hand noch etwas tiefer gleiten. Hielt wieder inne. „Wirklich?“
Ich will sie, ich brauche sie, will sie, brauche sie. Bald … jetzt … Maddox fragte sich, ob sie ihn vielleicht noch weiter unten berühren und sein Glied in die Hand nehmen wollte, aber er traute sich nicht, es auszusprechen. Ja, ja. Wären er und sein Dämon nicht so lusttrunken gewesen, er hätte gelächelt.
Je mehr sie ihn berührte, umso mehr wollte er – wollten sie – sie. Er roch ihren süßen Duft, der ihn nur noch heißer machte. Die Süße sickerte bis in seine Knochen und entfachte die verschiedensten Bedürfnisse. „Ja, wirklich.“
„Ich will es auch“, flüsterte sie atemlos. „Aber …“
Nicht mehr warten. Ich muss sie haben, muss sie haben. Ein grimmiges Gefühl huschte durch seinen Körper. Unser, knurrte der Dämon. Mein, korrigierte Maddox. „Ich will in dir sein. Ich will nicht länger warten.“
Sie rührte sich nicht, doch ihr Atem ging schnell.
„Ich möchte, dass du verstehst, dass ich dich hierbehalte. Du bleibst hier bei mir, und ich werde dich beschützen. Zu sammen werden wir herausfinden, wie wir die Stimmen für immer zum Schweigen bringen.“
„M-Maddox“, begann sie und presste dann die Lippen aufeinander.
Ja. Ich muss sie behalten. „Ich werde dir nicht wehtun“, beschwor er mehr sich selbst und den Dämon als sie.
„Ich weiß, dass du mir nicht wehtun wirst. Aber ich habe ein Leben und einen Job.“
Behalten!
„Ich bleibe so lange wie ich möchte, aber du musst mir versprechen, dass du mich nicht wieder einsperrst. Wenn deine Freunde kommen, um dich …“, sie schluckte, „… umzubringen, will ich bei dir sein. Ich schwöre, dass ich sie nicht angreifen werde, auch wenn ich nichts lieber täte. Ich möchte einfach nur deine Hand halten. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass du alleine stirbst.“
In diesem Augenblick verliebte sich Maddox Hals über Kopf und unwiderruflich in sie.
Mein, mein, mein. Er brauchte sie mehr als die Luft zum Atmen, mehr als Nahrung oder Wasser oder ein Dach über dem Kopf. Nach Jahrtausenden des Krieges, der Gewalt und der Wut schenkte sie ihm Güte. Heiterkeit. Mitgefühl. Vertrauen. Wehe jedem – auch den Herren der Unterwelt und den Göttern –, der versuchte, ihr Leid zuzufügen. Was bislang nur ein flüchtiger Gedanke gewesen war, wurde jetzt zu einem Schwur. Wer auch immer versuchte, ihr etwas anzutun, würde von nun an vor Maddox’ Füßen sterben.
Lucien und Reyes hatten sie letzte Nacht entgegen ihrer Ankündigung nicht mitgenommen. Sie waren gerade noch mal davongekommen. Aber sie würden trotzdem dafür bezahlen. Gewalt musste Vergeltung üben. Erst dann konnte er vergessen.
„Ich will nicht, dass du dabei zusiehst. Ich werde nicht allein sein, mein Herz.
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