Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
überzeugen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde sah er sie erstaunt an. Dann begriff er und setzte sie rittlings auf sich. „Mit Vergnügen.“
19. KAPITEL
I n seinem ganzen Leben war Maddox noch nicht so gesättigt gewesen. Nicht in all den Jahrtausenden.
Er und Ashlyn hatten sich dreimal geliebt, und jetzt schlief sie an ihn gekuschelt, und ihr Atem streichelte seine Rippen. Auf hart und schnell war sanft und langsam gefolgt, woraufhin sie verlangte, noch einmal daran erinnert werden zu wollen, wie sich hart und schnell anfühlte, bevor sie sich entscheiden konnte, was ihr besser gefiel.
Ihre Worte schockierten, beeindruckten und demütigten ihn. Er hatte ihr den schlimmsten Teil seiner Persönlichkeit gezeigt, die Bestie, die er so sehr verachtete, doch sie war weder davongelaufen noch hatte sie geweint. Nein, sie hatte ihn um mehr gebeten.
Bei der Erinnerung musste er grinsen. Ein echtes, wahrhaftiges Grinsen, dachte er erstaunt. Als der Dämon von ihm verlangt hatte, sie zu beißen, konnte er nicht anders, als zu gehorchen. Während er zubiss und ihr Blut schmeckte, schrie alles in ihm beschämt auf. Aber ihr gefiel es. Es störte sie nicht im Geringsten. Im Gegenteil: Sie biss ihn ebenfalls. Und jetzt fühlte er sich frei. Er fürchtete sich nicht mehr davor, welche Reaktionen ihre Anwesenheit bei ihm auslösten. Er brauchte sich nicht zu fürchten.
Sie war alles, was er brauchte und was zu brauchen er sich nie bewusst gewesen war. Ohne sie könnte er nicht mehr leben. Sie hatte … ihn gezähmt. Sie hatte den Dämon bezirzt. Er hatte ihr von seinem Vorhaben erzählt, sie bei sich zu behalten, und es war ihm ernst damit. Sie gehörte zu ihm, jetzt und für alle Zeit.
Langsam fuhr er mit der Fingerkuppe über ihre Wirbelsäule. Sie murmelte im Schlaf und schmiegte sich noch enger an ihn. Ihr Busen drückte sich gegen seinen Unterarm und durchflutete ihn mit Wärme. Was war sie doch für ein Schatz. Er war in den Wald gegangen, um nach einem Ungeheuer zu suchen, und hatte stattdessen Erlösung gefunden.
Bei Ashlyn war Gewalt nicht wirklich gewalttätig, sondern er verwandelte sich in etwas Schönes. Düster, ja. Er war immer düster. Aber dennoch sinnlich. Nicht böse, sondern gierig. Nicht zerstörerisch, sondern besitzergreifend. Noch vor zwei Tagen hätte er nicht geglaubt, dass so was möglich wäre.
Ashlyn. Zähmerin der Dämonen. Er lachte, leise, um sie nicht zu wecken. Nach dem ausgiebigen Liebesspiel musste sie ihre Energiespeicher wieder auffüllen. Er hatte vor, sie später noch mal hart zu neh…
Unter ihnen krachte eine Tür zu. Ein Mann fluchte. Maddox erkannte den kratzigen Bariton sofort. Reyes war wieder da.
Augenblicklich kippte Maddox’ Stimmung von Zufriedenheit in Wut. Er und Reyes hatten noch eine Rechnung zu begleichen. Er musste den Krieger warnen, ihm klarmachen, dass jeder Versuch, Ashlyn etwas anzutun, Konsequenzen hätte.
Maddox rollte sich vom Bett und vergewisserte sich, dass er seine Frau nicht geweckt hatte. Ihre Augen blieben geschlossen, und die langen Wimpern warfen hübsche Schatten über die rosigen Wangen.
Leise zog er sich an. T-Shirt, Hose, Stiefel. Dolche. Sie gehört uns. Niemand wird ihr etwas antun. Der Dämon wollte sich ebenfalls rächen und brodelte unter seiner Haut und in seinem Blut. Er spie Feuer, warf Blasen … schmolz in ihm … aber Maddox behielt die Kontrolle.
Ich bin zwar wütend, aber ich kontrolliere mein Handeln, dachte er. Ich entscheide. Es war seltsam. Erstaunlich und berauschend. Er verdankte seine wiedergewonnene Kontrolle niemand anderem als Ashlyn.
Nach einem letzten Blick auf ihre schlafende Gestalt verließ er das Zimmer. Die Stimmung des Dämons verfinsterte sich mit jedem Schritt, den er sich von ihr entfernte, doch es gelang ihm nicht, das Kommando zu übernehmen.
Maddox fand Reyes im Foyer vor, jedoch nicht allein. Die anderen Krieger waren bei ihm. Sie alle hatten Schnittwunden, bluteten und waren mit schwarzem Ruß bedeckt. Außerdem waren ein paar Männer dabei, die Maddox nicht kannte …
Nein, das ist doch nicht …, dachte er und blinzelte mehrmals.
„Sabin?“
Niemand beachtete ihn. Sabin – gütige Götter – war zu beschäftigt damit, sich aus seinem T-Shirt zu schälen und den tiefen Schnitt an der Seite seines Bauchs zu inspizieren. Lucien hatte den Arm um … Strider gelegt. Cameo saß mit angezogenen Beinen auf dem Fußboden. Ihre dunklen Haare waren an den Spitzen angesengt, und ihre linke
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