Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht
Gesichthälfte war verbrannt. Gideon und Amun standen gegen die Wand gelehnt, als könnten sie sich nicht mehr aus eigener Kraft auf den Beinen halten.
Die Krieger nach so langer Zeit wiederzusehen, war wie ein Hieb in die Magengrube. Was machten sie hier? Warum waren sie gekommen?
Er hörte Paris laut stöhnen und schaute zu ihm hinüber. Er sah die offene Fraktur an seinem Unterarm. Der Knochen hatte sich durch die Haut gebohrt. Aeron war … Maddox runzelte die Stirn. Aeron war an das Treppengeländer gekettet und fluchte laut. Das Blut rann ihm von der Stirn. „Töten. Ich muss töten.“ Seine Stimme troff vor Böswilligkeit. „Ich brauche ihr Blut. Mmmmh, Blut.“
Die Titanen hatten nicht zu viel versprochen. Offenbar hatte Zorn die Kontrolle übernommen. Das bedeutete, dass er jetzt von dem Verlangen besessen war, die vier Frauen umzubringen. Müssten sie ihn jetzt anketten, bis sie einen Weg gefunden hatten, die Gefangenen zu retten – oder bis sie tot waren?
Bei dem Gedanken keimte Hass in Maddox auf. Hass auf die Titanen, weil sie seinen Freund in diese Lage gebracht hatten. Hass auf die Griechen, weil sie die Herren der Unterwelt verflucht hatten, Hass auf die Jäger, weil sie sie unerbittlich verfolgten, und vor allem Hass auf sich selbst als jungen Mann, weil er in jener schicksalhaften Nacht die Büchse geöffnet hatte.
„Was ist hier los?“, wollte Maddox wissen. Dass er nicht einfach zum Angriff überging, zeigte, wie sehr Ashlyn ihn verändert hatte. „Seid ihr in unsere eigenen Fallen auf dem Hügel getappt?“
Einige Krieger sahen zu ihm nach oben. Die Mehrheit ignorierte ihn jedoch. „Nein“, murmelte Sabin. „Die konnten wir umgehen.“
„Bombe“, brummte Reyes, ohne aufzublicken. Er zog sich gerade die Stiefel aus, die förmlich mit seinen Füßen verschmolzen waren. Er lächelte.
„Eine von unseren?“, hakte Maddox nach, da er Sabin nicht traute.
„Wohl kaum. Ich kann mir was Besseres vorstellen, als mich selbst in die Luft zu jagen.“ Reyes seufzte und ließ sich endlich dazu herab, ihn anzusehen. Er wirkte irritiert. „Warum gehst du nicht auf mich los?“
Blitzschnell zog Maddox einen Dolch aus der Scheide und warf ihn zu dem Krieger hinüber. Im Bruchteil einer Sekunde zog er einen zweiten und zielte auf Lucien. Die Klingen segelten knapp über die Schultern der Männer und blieben in der Wand hinter ihnen stecken. „Keine Sorge, wenn ihr so was noch mal plant, werde ich euch umbringen.“
Luciens Blick war leer. Er schien gelassen, doch Maddox spürte, dass es unter der ruhigen Oberfläche brodelte. Sein Gesicht war angespannt, als wäre er ein Eisblock, in den man einen Eispickel zu viel getrieben hätte. Würde er gleich zerbersten? „Sei froh, dass wir sie nicht gefunden haben. Ich bin es jedenfalls. Die Jäger haben uns reingelegt. Sie haben uns in einen Club gelockt und dann mit Bomben begrüßt.“
Bomben. Dann hatte also wirklich ein neuer Krieg begonnen. Zähneknirschend ging Maddox die letzten Stufen hinunter. Er machte einen Bogen um den ausschlagenden Aeron und wurde zum Dank gegen den Oberschenkel getreten. Besser, als ein Messer abzukriegen, dachte er.
„Und warum ist Sabin hier?“, hakte er nach, ohne den Mann, über den er sprach, anzusehen. „Hat er die Jäger hergeführt?“
„Allem Anschein nach waren die Jäger schon vor ihm hier. Sabin ist ihnen gefolgt und möchte, dass wir ihm bei der Suche nach dimOuniak helfen.“ Reyes pfefferte seine ruinierten Stiefel in die Ecke. Seine Fußsohlen waren von großen, nässenden Blasen bedeckt.
„Tut mir leid, dass wir hier mit unseren alten Freunden aufkreuzen.“ Paris packte seinen gebrochenen Arm und rammte ihn gegen die Wand, um den Knochen wieder in seine natürliche Position zu bringen. Er heulte kurz auf und wurde blass. „Aber du ahnst ja gar nicht, welche Entscheidungen du triffst, wenn dein Gehirn plötzlich auf der Tanzfläche eines Clubs verteilt liegt.“
Lucien legte die Handfläche an die Wand und beugte sich mit verzerrtem Gesicht vor. „Bis wir die Orientierung wiedergefunden hatten, waren die Jäger auf und davon. Sie hatten keine Spuren hinterlassen, und da wir nicht wussten, ob sie vielleicht in Sabins Hotelzimmer auf uns warteten, haben wir beschlossen, ihn und die anderen mit zu uns zu nehmen. Dank Torins Überwachungsanlage sind wir hier zumindest sicher.“
„Sie wussten genau, was sie taten, und hatten den Anschlag offenbar schon seit langem geplant“, erklärte
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