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Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht

Titel: Die Herren der Unterwelt 01 - Schwarze Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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wenn sie alleine war. Insgeheim hatte sie sich gewünscht, dass ein Prinz ins Institut galoppiert käme, sie auf sein weißes Ross hob und mit ihr in den Sonnenuntergang und in ein Land ritt, in dem es keine Stimmen gab. Er war nie gekommen. Und das war auch gut gewesen, denn so hatte sie gelernt, sich auf sich selbst zu verlassen.
    „Also?“
    „Märchen lehren einen Entschlossenheit, Beharrlichkeit und Aufopferung. Ich bin entschlossen, ich werde beharrlich sein, aber was muss ich opfern?“ Ein Schauder durchlief sie. Würde sie ihre Beziehung mit Maddox opfern müssen? Er war alles für sie. Aber wenn sie ihn erlösen könnte … würde sie alles tun. Sogar – ihr Magen verkrampfte sich – das. „Ich bin keine Prinzessin, und mein Leben ist alles andere als ein Märchen.“
    Ein Kichern. „Na ja, aber wäre das nicht schön?“ Pause. „Ach, Mist. Der Feind naht. Denk darüber nach, was ich gesagt habe. Wir quatschen später weiter.“
    „Aber eigentlich hast du gar nichts gesagt!“
    Eine Sekunde später verschwand das Summen und die Luft schien stumpf zu werden.
    „Wieder besser?“, ertönte plötzlich McIntoshs Stimme.
    Ashlyn riss die Augen auf. Wann hatte sie sie geschlossen? McIntosh stand hinter den Gitterstäben. Er hustete. Dieses Mal so heftig, dass er sich dabei krümmte. Er konnte sich nur noch auf den Beinen halten, indem er sich an dem Metall festhielt. Er sah kranker und blasser aus als vorher.
    „Ja“, antwortet sie leise. Hatte sie sich die Begegnung mit der übersinnlichen Göttin nur eingebildet?
    Er schloss die Tür auf und kam hereingestolpert. Hustend steckte er den Schlüssel ein. Er schaffte es nicht bis zum Stuhl, sondern brach auf dem schmutzigen Boden hinter ihr zusammen. Eine Minute verstrich, dann noch eine. Er bewegte sich nicht und gab keinen Laut von sich.
    „McIntosh? Geht es Ihnen gut?“
    Dann endlich eine Bewegung. Er schüttelte den Kopf, als müsste er einen dicken Nebel vertreiben. „Hab mich wohl ein bisschen erkältet“, krächzte er. „Wie die meisten meiner Männer.“ Er rollte sich auf den Rücken und setzte sich unter größter Anstrengung auf, wobei er die ganze Zeit zuckte.
    Sie runzelte die Stirn. „Wann haben wir die Burg verlassen?“
    „Vor knapp einem Tag.“
    Ein Tag? So schnell so krank? „Auf der Burg wirkte niemand von Ihnen krank.“
    „War auch keiner.“ Er hustete wieder, und dieses Mal lief ihm Blut aus den Mundwinkeln. „Einige sind kranker als andere. Verdammte Winterkeime. Pennington ist sogar gestorben, der Arme. Na ja, ist vielleicht besser so.“ Er rutschte zurück, bis er sich gegen die Gitterstäbe lehnen konnte.
    Gestorben? An einer stinknormalen Erkältung?
    „Sie brauchen einen Arzt.“
    Seine dunklen Augen funkelten wütend. Er gab sich sichtbar Mühe, sich zusammenzureißen. „Was ich brauche, ist diese verdammte Büchse. Diese Männer sind alle böse, Ashlyn. Allein durch ihre Anwesenheit verbreiten sie Lügen, Schmerz, Zweifel und Elend. Ihretwegen gibt es Krieg und Hungersnöte und Tod.“ Wieder ein Husten. Er griff in seine Hosentasche und warf ihr kraftlos mehrere Fotos auf den Schoß. „Seit ich denken kann, kämpfen wir gegen diese Bastarde. Ihre Boshaftigkeit ist endlos.“
    Automatisch sah Ashlyn sich die Bilder an. Und würgte. Enthauptete Körper, eine abgehackte Hand, Bäche aus Blut.
    „Das haben die Männer getan, die du die ganze Zeit verteidigst.“
    Nicht Maddox, dachte sie und wandte den Blick ab. Er würde so etwas nicht tun. Das könnte er gar nicht. „Die Männer, denen ich begegnet bin, sind nicht die Quelle alles Bösen auf der Welt.“ Sie mäßigte ihren Ton. „Sie hätten mir etwas antun können, aber das haben sie nicht. Sie hätten die anderen Frauen vergewaltigen oder töten können, aber das haben sie nicht. Sie hätten Budapest stürmen und die Einwohner niedermetzeln können, aber auch das haben sie nicht getan.“
    Sein Kopf fiel zur Seite, und für einen Augenblick dachte sie, er sei eingeschlafen – oder gestorben. Das war keine Erkältung. Unmöglich. Vor ihren Augen erschienen rote Pocken auf seinem Gesicht. „McIntosh?“
    Mit einem Ruck wachte er auf. „’Tschuldigung. Schwindelig.“
    „Machen Sie mich frei. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“ Lassen Sie mich fliehen.
    „Nein. Zuerst die Fragen“, erwiderte er schwach. „Ich traue dir nicht mehr.“
    „Wenn Sie mich losmachen, erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen.“
    „Wie gesagt: Ich traue dir nicht.

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